19. Mai 2020
Maskenproduktion bei Triumph
Näherinnen leisten Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie
Die Näherinnen des Unterwäscheherstellers Triumph in Heubach produzieren inzwischen Mund-Nasen-Masken und bleiben deshalb von Kurzarbeit verschont. Die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Janina Schleicher wünscht sich mehr Wertschätzung für die Näherinnen – auch nach der Pandemie.

Wie habt Ihr die Produktion während der Corona-Pandemie umgestellt?

Janina Schleicher: Wir produzieren Mund-Nasen-Masken für die Bevölkerung rund um Heubach (Baden-Württemberg). Triumph hat sich außerdem mit dem Autozulieferer Mahle zusammengetan. Gemeinsam haben die Unternehmen Atemschutzmasken nach FFP2-Standard entwickelt, die im medizinischen Bereich eingesetzt werden können. Das Zertifizierungsverfahren war langwierig, ist nun aber final abgeschlossen, sodass auch diese Produktion starten kann.


Was bedeutet die Produktionsumstellung für die Näherinnen?

Für die Näherinnen ist es super, dass wir in die Produktion von Mund-Nasen-Masken eingestiegen sind. Wir mussten für sie während der Corona-Pandemie nur für eine Woche Kurzarbeit anmelden, weil damals noch kein Material vorrätig war. Dass die Näherinnen ansonsten regulär arbeiten können, ist enorm wichtig. Denn die Näherinnen verdienen prinzipiell nicht so viel. Hinzu kommt, dass unter ihnen einige alleinerziehende Mütter sind, die dringend auf ihren Verdienst angewiesen sind.


Das heißt, ohne Maskenproduktion wären die Näherinnen jetzt vermutlich in Kurzarbeit?

Ja. Die Maskenproduktion ist die Rettung für unsere Näherinnen. Nur noch 30 Prozent von ihnen fertigen derzeit für unser Alltagsgeschäft mit Unterwäsche; von der künftigen Kollektion wurde auch bereits einiges gestrichen. Die anderen 70 Prozent der Näherinnen produzieren momentan Mund-Nasen-Masken.

 

Janina Schleicher ist stellvertretende Betriebsratsvorsitzende beim Unterwäsche-Hersteller Triumph im baden-württembergischen Heubach. Zuvor hatte sie eine Ausbildung als Näherinnen gemacht und im Qualitätsmanagement gearbeitet. (Foto: privat)


Wie sieht es bei der übrigen Belegschaft aus?

Nur die Näherinnen und einzelne kleinere Bereiche arbeiten derzeit regulär. Alle anderen sind in Kurzarbeit. Immerhin wird bei uns aber das Kurzarbeitergeld bis auf 80 Prozent des Nettoentgeltes aufgestockt. Am Standort in Heubach gibt es 350 Beschäftigte, davon sind rund 45 Näherinnen.


Wie soll deren Gesundheit geschützt werden?

Wir haben einige Vorkehrungen getroffen: Die Näherinnen arbeiten in zwei strikt getrennten Teams. Und wir haben wegen der Corona-Pandemie eigens eine zweite Näherei aufgebaut. Wir achten natürlich auf den vorgegebenen Sicherheitsabstand und versuchen die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten.


Wie geht es weiter?

Die Näherinnen werden voraussichtlich solange weiter Masken produzieren, wie diese gebraucht werden. Der Umstellungsprozess war mit viel Aufwand verbunden und hat recht lange gedauert. Erste Diskussionen für einen Umstieg gab es Anfang März. So richtig produzieren wir jetzt seit drei Wochen Mund-Nasen-Masken.


Was würdest Du Dir für die Näherinnen wünschen?

Mehr Wertschätzung. Alle waren Feuer und Flamme und haben sich voll in die Maskenproduktion gestürzt, um einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu leisten. Ich wünsche mir, dass ihre Arbeit und der Beruf der Näherin – auch danach noch – mehr wertgeschätzt wird.


Corona-Krise

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