Bei der IG Metall gibt es für Motorradbegeisterte das Netzwerk Worker Wheels. In ganz Deutschland gibt es zwölf regionale Gruppen mit mehreren Hundert Mitgliedern. Motorradfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Die Worker Wheels wurden vor knapp 25 Jahren von aktiven Metallern gegründet.
Die Saison der Worker Wheels startet in den Regionen oft mit einem Fahrsicherheitstraining. So wie in Rottweil. Ein Dutzend Bikerinnen und Biker der regionalen Gruppe Black Forest treffen sich an einem Samstagfrüh auf dem Verkehrsübungsplatz. Die meisten Maschinen haben zwischen 80 und 125 PS unterm Tank – also nichts für Anfänger. Erst ist Theorie dran. Es geht zum Beispiel darum, die Fliehkräfte zu kontrollieren, damit man in der Kurve nicht gegen die Leitplanke knallt. Nach der Lektion Fahrphysik geht es los. Ein Trainer von der Verkehrswacht gibt Tipps zur Verbesserung des Fahrstils.
Der Metaller Fabian Braun ist zum ersten Mal dabei. Der mit 23 Jahren Jüngste in der Runde fährt einen Youngtimer: eine Honda CB500, Baujahr 2000. Fabian arbeitet bei Continental und studiert gerade Informatik in Furtwangen. Anja Zeizinger, Betriebsrätin bei Flowserve Flow Control, fährt Motorrad seit über 30 Jahren. Die technische Zeichnerin schätzt das Gemeinschaftsgefühl bei den Worker Wheels. „Ich knüpfe hier Kontakte mit Leuten, die wie ich gern Motorrad fahren und auch politisch ähnlich ticken.“ Organisiert wird das deutschlandweite Netzwerk von Uwe Acker von der IG Metall in Villingen-Schwenningen. Acker ist selbst begeisterter Motorradfahrer. „Über unsere Plattform verabreden wir uns für gemeinsame Touren. Wir tauschen Fahrtberichte aus und geben uns gegenseitig Tipps. Neben dem Motorrad geht es oft um gewerkschaftliche Arbeit.“
Natürlich geht es in erster Linie darum, gemeinsam Fahrspaß zu haben und Ausfahrten mit Hunderten Kilometern pro Tag zu erleben. Zu Veranstaltungen wie den jährlichen Treffen der „Nordlichter“ und Touren durch die Alpen kommen die Teilnehmenden von weit her. Gefahren wird in Gruppen bis maximal 15 Motorräder. Rücksicht auf die Schwächeren in der Gruppe gehört dazu und ist gelebte Gewerkschaftspraxis. Solidarität wird großgeschrieben. Auf zwei Rädern sind alle gleich.
„Man kommt hier sehr einfach ins Gespräch“, sagt der Metaller Martin Krämer aus Frankfurt, der seit über 15 Jahren bei den Worker Wheels in Hessen mitfährt. „Bei den Treffen geht es um Motorstärke und Ausstattung, um Kurbelwellen und Zylinderkopfdichtungen. Aber nicht nur. Es geht eben auch um die IG Metall und was wir da machen.“ Aktive im Betrieb, also Betriebsräte und Vertrauensleute, sind überdurchschnittlich häufig vertreten. Viele bekommen durch die Bikertreffen Impulse und neue Ideen für ihre Arbeit, für die Kolleginnen und Kollegen.
Bei ihren Fahrten mit den schweren Maschinen setzen sie auch politisch Zeichen. Gruppen der Worker Wheels sind regelmäßig bei Veranstaltungen der IG Metall dabei. Sie unterstützen Warnstreiks und Demos mit einem Motorradkorso wie beim Aktionstag im März 2025. Viele Worker-Wheels-Mitglieder kommen auch regelmäßig zum 1. Mai oder helfen bei sozialen Projekten. Die Bikergruppe Erlangen beispielsweise sammelte Tausende Euro für eine Kinderkrebsstation. Der Metaller Heinz Urban hat die Erlanger Gruppe vor vielen Jahren gegründet. Er ist so etwas wie das Urgestein bei den Worker Wheels. „Wir haben hier eine gute Gemeinschaft. Das sind eben Leute auf einer Wellenlänge. Metallerinnen und Metaller, auf die man sich verlassen kann.“
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