26. Februar 2021
Ingenieurdienstleister Bertrandt in Wolfsburg
Bertrandt-Beschäftigte fordern Zukunftstarifvertrag
Die Beschäftigten des Ingenieurdienstleisters Bertrandt wollen ihre Zukunft sichern und mitgestalten. Dazu wollen sie gemeinsam mit der IG Metall einen Zukunftstarifvertrag durchsetzen. Von der Hauptversammlung der Bertrandt-Aktionäre heute fordern sie eine nachhaltige Geschäftsstrategie.

Die Beschäftigten des Ingenieurdienstleisters Bertrandt in Wolfsburg wollen ihre Zukunft mitgestalten. Vor der heutigen Hauptversammlung fordern sie eine nachhaltige Geschäftsstrategie von ihren Aktionären.

Gemeinsam mit dem Management wollen die Bertrandt-Beschäftigten einen Plan für die Zukunft erarbeiten, neue Arbeit und Technologien erschließen, Prozesse verbessern – und damit ihre Arbeitsplätze für die Zukunft sichern. Betriebsbedingte Kündigungen sollen bis Ende 2025 ausgeschlossen sein. Das wollen die Beschäftigten gemeinsam mit der IG Metall in einem Zukunftstarifvertrag durchsetzen.

„Im Kern geht es darum, dass die Ideen der Beschäftigten genutzt werden, um neue Geschäftsfelder für Bertrandt zu erschließen und das „Brot und Butter“-Geschäft effektiv zu gestalten“, erklärt Johannes Katzan von der IG Metall Niedersachen und Sachsen-Anhalt. „Mit einer Qualifizierungsstrategie – auch während der Kurzarbeit – können die Beschäftigten sich im Unternehmen in neue Rollen entwickeln und Bertrandt kann mit einem motivierten Team die Kunden beeindrucken.“


Am Montag dieser Woche hat die IG Metall den Geschäftsführungen der drei Wolfsburger Bertrandt-Gesellschaften die Aufforderung zu Verhandlungen über den Zukunftstarifvertrag übermittelt. Unter dem Motto „Let’s Bertrandt – Zukunft gemeinsam in einem verlässlichen Rahmen gestalten!“ haben die Betriebsrätinnen und Betriebsräte der drei Betriebe, gemeinsam mit Beschäftigen und IG Metall ein Forderungspapier zur Gestaltung von Bertrandt in Zeiten der technologischen Transformation erarbeitet.


Zukunft statt Entlassungen

„Wir sind in Sorge um unsere Arbeitsplätze und um die Zukunft des Bertrandt-Standortes Wolfsburg“, heißt es in dem Forderungspapier der Beschäftigten. „In der fundamentalen Transformation benötigen wir die übergreifende Kraft der Ideen aller Akteur*innen, die unabhängig von Fachbereich, Standort oder GmbH-Zugehörigkeit gemeinsam und solidarisch das Unternehmen neu denken und gemeinsam Lösungen für Zukunftsstrategien finden.“

Das ist ihr Gegenkonzept zum Vorgehen der Geschäftsleitung, die in den letzten Monaten immer wieder mit Entlassungen gedroht hat. Im letzten Jahr wurden bereits rund 200 Kündigungen an anderen Bertrandt-Standorten vollzogen. Bertrandt ist als Dienstleister der Metall- und Elektroindustrie und insbesondere auch der Autoindustrie von der Corona-Krise und von der Transformation stark betroffen.

„Nicht erst durch die Ankündigung der geplanten Massenentlassung sorgen sich viele Kolleginnen und Kollegen um den eigenen Job. Zukunftsängste prägen das Stimmungsbild in der Belegschaft“, kritisiert Anke Janik, Betriebsrätin beim Bertrandt Ingenieurbüro in Tappenbeck. „Die Lösung sollte nicht massiver Stellenabbau sein, sondern eine sichere und nachhaltige Gestaltung der Zukunft von Bertrandt gemeinsam mit der Belegschaft.“


Beschäftigte und Geschäftsleitung arbeiten gemeinsam

So soll es funktionieren: Beschäftigte und Geschäftsleitung erarbeiten gemeinsam bis September 2022 Zielbilder für ihre Standorte. Themen und Inhalte der Zielbilder sind insbesondere zukünftige Dienstleistungen und Auslastung, Investitionen, Beschäftigung, Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit und notwendige Qualifizierung.

Zur Unterstützung der Zielbild-Prozesse werden in jeder Abteilung zusätzliche Stellen geschaffen – sowie ein gemeinsamer Lenkungskreis aus Betriebsrat und Geschäftsleitung.

 „Es ist ein Geschenk, wenn die Belegschaft sich seinem Arbeitgeber zuwendet und gemeinsam mit ihm die Zukunft gestalten möchte“, unterstreicht Tobias Hoppe, Betriebsrat bei der Bertrandt Technologie GmbH in Tappenbeck. „Bertrandt sollte dieses Geschenk nicht ablehnen.“

Bertrandt ist mit rund 12 000 Beschäftigten einer der größten Entwicklungsdienstleister in der Bundesrepublik. Geschäftsfelder bestehen insbesondere in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Automobil, Luftfahrt, Elektroindustrie, Energie und Medizintechnik. Dabei werden Dienstleistungen in Design, Konstruktion, Entwicklung, Elektrik/Elektronik, Simulation, Versuch und Fertigungsplanung angeboten.

In den letzten Jahren traten immer mehr Bertrandt-Beschäftigte in die IG Metall ein und wählten Betriebsräte.


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