6. November 2025
Betriebsrätepreis 2025
Drei IG Metall-Betriebsratsprojekte gewinnen Preise
Drei Betriebsräte aus dem Bereich der IG Metall wurden beim Deutschen Betriebsrätepreis ausgezeichnet: Die SMS Group GmbH aus Mönchengladbach gewinnt Silber. Der Freizeitfahrzeughersteller Erwin Hymer in Bad Waldsee und der Landmaschinenbauer AGCO Fendt erhalten Sonderpreise.

Der Weg war lang – am Ende aber sehr erfolgreich: „Mit eurem Beitrag zum neuen Entgeltsystem habt ihr großartiges geleistet und könnt zurecht stolz sein auf den Betriebsrätepreis in Silber“, sagte Marco Schmidt, Ressortleiter Aktive im Betrieb beim Vorstand der IG Metall, in seiner Laudatio beim diesjährigen Betriebsrätetag in Bonn. Ausgezeichnet wurde der Betriebsrat der SMS Group GmbH aus Mönchengladbach für die Überarbeitung ihres Entgeltsystems.

Entgeltsysteme sind komplizierte Konstrukte, die sich meist nicht flexibel an sich ändernde Realitäten anpassen können. Bei SMS hatte sich durch Funktionsänderungen und Unternehmenszusammenführungen über viele Jahre ein enormer Anpassungsbedarf aufgestaut. „Ihr habt die Arbeitgeberin überzeugt in einem gemeinsamen, breit angelegten Prozess alles auf den Kopf zu stellen und von Grund auf neu zu organisieren“, lobte Marco Schmidt.


Neues Entgeltsystem eingeführt

„Uns als Betriebsparteien war wichtig, die Modernisierung der Entgeltsysteme gemeinsam zu entwickeln und das Thema Entgelt mit hoher Sensibilität zu behandeln“, sagt Tobias Tigges, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der SMS Group in Hilchenbach. Die Zusammenarbeit von Betriebsrat und Arbeitgeber bis zur Einführung des neuen Systems im August 2024 zeichnete sich durch gegenseitiges Vertrauen und gemeinsames Handeln aus. In Arbeitsgruppen und Workshops konnte das Entgeltsystem schließlich so gestaltet werden, dass niemand Verluste erleiden musste und der Großteil der außertariflich Beschäftigten wieder in den Tarifvertrag zurückgeholt wurde.

„Ganz wichtig und wesentlich ist, dass alle Kolleginnen und Kollegen in den Genuss einer Entgeltabsicherung ohne zeitliche Befristung kommen“, betont Tigges. „Mögliche Entgeltverluste innerhalb des Tarifgefüges wurden tarifdynamisch abgesichert. Mögliche Entgeltverluste oberhalb des Tarifgefüges wurden statisch abgesichert.“

 

KI für Beschäftigte regeln

Beim Freizeitfahrzeughersteller Erwin Hymer in Bad Waldsee dagegen ist die Belegschaft damit konfrontiert, dass immer mehr Software mit KI-Funktionen eingeführt werden. „Wir haben uns deshalb vorgenommen, mit der Geschäftsleitung eine Rahmenkonzernbetriebsvereinbarung zu verhandeln, die den Beschäftigten klare Regelungen für den Einsatz von KI in unserem Arbeitsalltag an die Hand gibt“, sagt Silvio Petschull, der stellvertretende Konzernbetriebsratsvorsitzende.

Das ist ihnen gelungen. Für dieses Projekt wurde der Betriebsrat nun mit dem Sonderpreis „Künstliche Intelligenz“ ausgezeichnet. „Ihr seid mit einem Thema vorangegangen, das noch nicht in so vielen Gremien auf der aktiven Agenda steht“, sagte Peter Kippes, Bereichsleiter Betriebspolitik beim Vorstand der IG Metall in seiner Laudatio. „Mit eurer Konzernbetriebsvereinbarung habt ihr einen Weitblick bewiesen, der zweifelsohne preisverdächtig ist.“

Die jetzt geschlossene Vereinbarung beinhaltet beziehungsweise verweist in großen Zügen auf die KI-Verordnung der EU – sie geht aber in Teilen sogar über die Mindestanforderungen der Verordnung hinaus. „Wir haben sichergestellt, dass unsere Mitarbeiter über genügend KI-Kompetenz verfügen und auch, dass sie bei Neueinführungen umgehend geschult werden“, sagt Petschull. Besonders stolz ist der Betriebsrat auf die Tatsache, dass in der Vereinbarung unter Zusammenarbeit mit der Konzernschwerbehindertenvertretung auch explizit die Integration von Beschäftigten mit einer Behinderung geregelt ist.

 

Erfolge sichtbar machen

Beim Landmaschinenbauer AGCO Fendt in Marktoberdorf im Allgäu war die Wahlbeteiligung bei der Betriebsratswahl 2022 die mit Abstand schlechteste seit Jahrzehnten. Zudem war die Öffentlichkeitsarbeit des Betriebsrats nicht sichtbar, kaum existent. „Die Belegschaft hatte ein sehr negatives Bild des Betriebsrates und kein Verständnis für die Arbeit und die Erfolge des Gremiums“, sagt Michael Schnitzer, Gesamtbetriebsratsvorsitzender des Unternehmens. „Wir mussten etwas tun.“

Das haben sie – und zwar äußerst erfolgreich. Dafür wurden sie in Bonn mit dem Sonderpreis „Öffentlichkeitsarbeit“ ausgezeichnet.

Dem Betriebsrat am Standort ist es gelungen, eine breite Palette wirksamer Öffentlichkeitsarbeit aufzubauen. Es gibt nun am Standort einen monatlichen Podcast, wöchentliche Aushänge, Videokampagnen, den Start von Instagram und TikTok sowie das Bespielen einer eigenen Onlineplattform und schließlich der Einsatz von Mentimeter-Umfragen bei Betriebsversammlungen.

„Das alles hat eine hohe Zustimmung in der Belegschaft gebracht“, sagt Michael Schnitzer. „Wir sind darüber sehr glücklich und werden auf diese Weise weitermachen.“
 

Gemeinsam für Gute Arbeit

Die prämierten Projekte zeigen eindrücklich: Betriebsratsarbeit lohnt sich. Für die Beschäftigten, für den Betrieb, für jede und jeden Einzelnen. Und klar ist: Betriebsräte sind aktuell wichtiger denn je: Viele Betriebe sind in der Krise, bauen Arbeitsplätze ab, verlagern oder schließen. Die IG Metall, die Vertrauensleute, der Betriebsrat und die Beschäftigten sind hier ein starkes Team: Gemeinsam machen wir Arbeitsplätze fairer und sicherer. Gemeinsam sorgen wir für Perspektiven im Beruf und setzen gerechte Bezahlung durch.

Sich als Betriebsrat zu engagieren, das ist eine gute Sache – und als Betriebsrat wirst Du von uns breit unterstützt: Neu gewählten Betriebsräten und gegründeten Betriebsratsgremien hilft die IG Metall mit Rat und Tat. Wir qualifizieren Betriebsräte für ihre Arbeit. Wir machen Betriebsräte fit in allen wichtigen Rechts- und Wirtschaftsfragen. Und wir sorgen für gute Vernetzung: Wir ermöglichen Betriebsräten auf Tagungen, Netzwerktreffen oder auf Seminaren in unseren Bildungszentren den Austausch mit anderen Interessenvertretungen.

Von März bis Mai 2026 sind Betriebsratswahlen – unsere Wahlen in den Betrieben. Auch du kannst kandidieren und so für gute, sichere Arbeit bei dir im Betrieb sorgen.


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