10. Februar 2022
Tarifrunde Textil Ost 2022
Beschäftigte fordern 6 Prozent mehr Geld
Im Osten verdienen viele Beschäftigte immer noch weniger als im Westen. Das gilt auch für die Textil-Industrie. Deshalb fordern IG Metall und Beschäftigte dort 6 Prozent mehr Geld. Außerdem soll die Sonderzahlung plus Wahloption erhöht und der Tarifvertrag zur Altersteilzeit verlängert werden.

Sechs Prozent mehr Geld und das tabellenwirksam – das fordern die Textilerinnen und Textiler in der Tarifrunde Textil Ost. Die Jahressonderzahlung soll auf 100 Prozent eines durchschnittlichen Monatsentgeltes erhöht werden. Zusätzlich soll die 40-prozentige Erhöhung mit einer Wahloption für verschiedene Zwecke versehen werden, zum Beispiel für Freizeit statt Geld.

Auch der Tarifvertrag zur demografischen Altersteilzeit will die IG Metall verlängern, welcher Ende April ohne Nachwirkung ausläuft. Am Montag hat der Vorstand die Forderungsempfehlung der Tarifkommission bestätigt.

Im Osten verdienen die Beschäftigten immer noch deutlich weniger als im Westen. „Die Beschäftigten erwarten, dass die Lücke geschlossen wird. Die Dringlichkeit wächst mit jedem Jahr und jedem Monat, die die Angleichung auf sich warten lässt“, sagt Stefanie Reimer, Verhandlungsführerin der IG Metall und fordert weiter: „Die Angleichung ist nicht nur für die Wertschätzung der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen von Bedeutung und wichtig. Die Verbesserung und somit die Aufhebung der Schlechterstellung der neuen Bundesländer ist eine Gerechtigkeitsfrage und somit auch wichtig für die gesellschaftliche und politische Stabilität unserer Region und des Landes. Dieser Verantwortung müssen sich Unternehmer stellen und sie wahrnehmen.“
 

Inflation wächst, Reallöhne sinken

Auch die letzte Tarifrunde stand im Zeichen der Angleichung: Durch Warnstreiks und zahlreichen Aktionen der Beschäftigten haben sie gemeinsam mit der IG Metall eine stufenweise Absenkung der Arbeitszeit auf 37 Stunden erreicht. Mit 6,2 Prozent konnten auch die Löhne in mehreren Stufen im Vorkrisenjahr weiter an die im Westen angeglichen werden. Das soll nun wieder gelingen.

Wirtschaftlich stehen die Zeichen gut für eine tabellenwirksame Entgelterhöhung. Die Weltwirtschaft befindet sich nach dem pandemiebedingten Wirtschaftseinbruch 2020 aktuell wieder auf Wachstumskurs. Experten und Institute gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft 2021 um fast sechs Prozent und 2022 um etwa fünf Prozent wachsen wird. Die deutsche Wirtschaft wird das Vorkrisenniveau voraussichtlich noch dieses Jahr in der zweiten Jahreshälfte erreichen. Gleichzeitig drückt die steigende Inflation durch die Preissteigerungen spürbar auf die Reallöhne der Beschäftigten.

Die Textilindustrie im Osten umfasst die Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sowie Berlin-Ost. Mehr als 12 000 Beschäftigte der ostdeutschen Textilindustrie profitieren von den Tarifverträgen.

Die aktuellen Tarifverträge laufen am 30. April aus.


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