Die neue Bundesregierung steht kurz vor dem Start. Der 1. Mai zeigt, welche Erwartungen Beschäftigte und Gewerkschaften jetzt an die Politik haben. Unter dem Motto „Mach dich stark mit uns!“ versammelten sich zum Tag der Arbeit Zigtausende in zahlreichen Städten.
„Unternehmen und Beschäftigte brauchen jetzt eine klare Perspektive und das Signal, dass die neue Regierung die zentralen Probleme sofort anpackt“, so die Botschaft von Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, bei der Mai-Kundgebung in Wolfsburg (Foto oben, Mitte). „Wir brauchen wieder Zuversicht in den Betrieben und in der Gesellschaft!“
Dass Union und SPD wichtige Forderungen der Gewerkschaften in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen haben, führt Benner auch auf das entschlossene Auftreten der Beschäftigten zurück: „Wir sind auf die Straße gegangen für einen Industriestrompreis, wir haben auf unserem Aktionstag ‚Zukunft statt Kahlschlag‘ gefordert und über 80 000-mal die Stimme erhoben für gute Arbeit in der Industrie – und wir sehen im Koalitionsvertrag: Das hat sich gelohnt! Das meinen wir, wenn wir als Gewerkschaftsbewegung am 1. Mai 2025 sagen: ‚Mach dich stark mit uns!‘“
Benner machte klar: „Wir sind als IG Metall zum 1.Mai und jeden Tag gemeinsam stark, laut und solidarisch! Für gute, faire Arbeit, eine zukunftsfeste Industrie, einen stabilen Sozialstaat und eine widerstandsfähige Demokratie.“
Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, forderte in Bremen ein hohes Tempo bei der Umsetzung des Koalitionsvertrags: „Ankündigungen retten noch keinen Arbeitsplatz. Die Beschäftigten wollen jetzt Taten sehen – und zwar schnell!“. Ein Industriestrompreis und klare Signale zur Stabilisierung der Autoindustrie müssten vor der Sommerpause gesetzt werden.
Jürgen Kerner beim Demonstrationszug in Bremen.
Mit den Arbeitgebern geht Kerner hart ins Gericht: „Viele haben seit Jahrzehnten nichts dazugelernt. Sie machen das, was man ihnen irgendwann im BWL-Studium eingetrichtert hat: Kosten runterfahren, selbst wenn es die Zukunft des Betriebs kostet. Das macht unsere Betriebe und Branchen kaputt! Dagegen werden wir uns wehren.“
Die Arbeitgeberlobby greife gerade wieder tief in die neoliberale Mottenkiste. Sie fordere Deregulierung, vor allem bei der Arbeitszeit, mehr Flexibilität, den Abbau von Arbeitnehmerrechten. „Das hat schon in den 80er-Jahren nicht funktioniert“, erklärt Kerner. „Die IG Metall erwartet, dass die Arbeitgeber sich zum Industriestandort bekennen und investieren!“
Zum 1. Mai rief die IG Metall auch zur Hilfe für inhaftierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschaften auf. Auf zahlreichen Kundgebungen sammelten Kolleginnen und Kollegen Unterschriften für deren Freilassung.
Konkret setzt sich die IG Metall gemeinsam mit Amnesty International in diesem Jahr für Sharifeh Mohammadi aus dem Iran und Aliaksandr Yarashuk aus Belarus ein.
Das gemeinsame Netzwerk von IG Metall und Amnesty International kämpft seit 2020 erfolgreich für die Freilassung von inhaftierten und verfolgten Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern im Ausland. Die Unterschriftenaktion von 2024 führte zur Freilassung der Inhaftierten Palina Sharenda-Panasjuk in Belarus und Chhim Sithar in Kambodscha.
Mehr Informationen zum 1. Mai gibt es hier.