Blue Engineering
In sozialer und ökologischer Verantwortung

Die reproduktive Kapazität der Erde ist bereits heute um ein Vielfaches überschritten. Wenn wir weiter so produzieren und konsumieren wie bisher, brauchen wir im Jahr 2040 zwei Planeten. „Die haben wir nicht, und deshalb müssen Ingenieure ihre Arbeit weniger am Profit, als an ökologischen und ...

25. August 201025. 8. 2010


... sozialen Kriterien ausrichten“, sagt der Soziologe und Flugzeugbauer Wolfgang Neef.

Gemeinsam mit Studierenden der TU Berlin entwickelte er ein Studienprogramm, in dem angehenden Ingenieuren bereits in der Ausbildung ihre ökologische und soziale Verantwortung vermittelt wird.

Das Projekt geht auf eine Idee von Studierenden zurück. Aus einem Referat über die ökologischen und sozialen Konsequenzen der Ingenieursarbeit entstand eine Arbeitsgruppe, die ein Aus- und Weiterbildungsmodul entwickelte. „Bisher ist in der Ausbildung kein Platz für ökologische und soziale Inhalte. Die Studierenden müssen sich aber ihrer Verantwortung bewusst werden, damit sie eine nachhaltige Entwicklung von technischer Seite aus begleiten können“, sagt Neef.

In den Lehrveranstaltungen soll ihnen der Raum geboten werden, um einen kritischen Blick auf Technik und ihre Folgen zu erlernen und mit Fantasie nachhaltige Produkte zu entwickeln. An dem freiwilligen und interdisziplinären Lernangebot können Studierende aller Ingenieurswissenschaften teilnehmen, ebenso bereits berufstätige Ingenieure.’

Die fertig ausgebildeten „Blue Engineers“ entwickeln haltbare, reparierbare und recycelbare Produkte, anstatt die Verantwortung für die Produkte und die Gestaltung ihrer Arbeit im Betrieb den Betriebswirtschaftlern oder Umweltbeauftragten zu überlassen. Sie wollen nicht immer neue, leistungsfähigere Statussymbole erfinden, sondern hinterfragen, ob ihre Produkte tatsächlich den Bedürfnissen und Interessen ihrer Nutzer und denen, die sie herstellen, entsprechen.

Ein Beispiel für solches Handeln ist das Projekt „ReUse-Computer“ in Berlin. Das ist ein Netzwerk von Unternehmen, die gebrauchte Computerhardware annehmen und für Privathaushalte und Unternehmen weiter nutzbar machen.

Weiteres Beispiel: Das von TUAbsolventInnen gegründete Unternehmen „MicroEnergy International“. Es entwickelt Konzepte für eine bezahlbare, dezentrale und auf erneuerbaren Energien basierende Energieversorgung für Menschen in ländlichen Regionen von Entwicklungsländern ohne Netzzugang.

Bisher sind das nur Einzelprojekte. Sie dienen während der Ausbildung der „Blue Engineers“ als Beispiele, um den Studierenden aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es in der Berufspraxis gibt. Inzwischen sind auch Studierende der TU Hamburg-Harburg und der TU Darmstadt dabei, „Blue-Engineering“-Gruppen zu gründen. Die Projektwerkstatt sucht darüber hinaus mit Unterstützung der IG Metall nach Betrieben, die selbst nach den „Blue Engineering“-Standards arbeiten wollen. „Die können den unumgänglichen ökologischen Umbau vorantreiben und sich damit auch in der Krise besser behaupten“, hofft Wolfgang Neef .

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