Manchmal lohnt es sich, nachzuzählen. Das Wort „Mitbestimmung“ kommt im Sondierungspapier der angehenden Ampel-Koalition genau einmal vor – verbunden mit dem Hinweis, man werde sie „weiterentwickeln“. Das Wort „Arbeitsmarkt“ findet sich immerhin dreimal. Ebenso das Wort „Weiterbildung.“
Klar: Das Sondierungspapier ist nicht der Koalitionsvertrag, man sollte es nicht überbewerten. Viele Details werden noch folgen. Andererseits bildet das Papier die Grundlage, auf der SPD, Grüne und FDP über ihre gemeinsame Regierungsarbeit verhandeln.
Was können Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer also von einer Ampel-Koalition erwarten? Und was sollte die Ampel anpacken, um Arbeitsplätze langfristig zu sichern und Perspektiven für Beschäftigte zu schaffen?
Ein Überblick:
Wer heute durch einen Industriebetrieb geht und die Tätigkeiten dort mit denen vergleicht, die vor 30 Jahren ausgeübt wurden, sieht sofort: Kaum jemand macht noch genau dasselbe wie damals. Jobs verändern sich, fallen weg, entstehen neu. Die Anforderungen an die Beschäftigten wandeln sich. Das ist nichts Neues. Neu ist das Tempo der Veränderung.
In der aktuellen Transformation der Industrie geht alles viel schneller. Qualifikationen ändern sich nicht von einer Generation zur nächsten, sondern womöglich mehrmals innerhalb eines Berufslebens.
Was tun?
Die Ampel-Parteien haben sich bislang – soweit bekannt – nur auf diesen Satz verständigt: „Wir wollen Weiterbildung und berufliche Qualifizierungsmöglichkeiten stärken.“ Außerdem soll es ein sogenanntes „Lebenschancen-BAföG“ geben, zur „Unterstützung der lebenslangen Aus- und Weiterbildung“.
Beschäftigte brauchen stabile Brücken in die Arbeitswelt von morgen. Dazu gehört die Sicherheit, den eigenen Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Dazu gehört: Weiterbildung, die man sich leisten kann.
Die IG Metall hat dafür konkrete Vorschläge:
Ob eine Ampel-Koalition den Beschäftigten mehr Rechte im Betrieb bringt, ist offen. Fest steht: Es gibt gute Gründe für mehr Mitbestimmung der Beschäftigten.
Betriebsräte kennen ihre Unternehmen sehr genau. Sie haben den langfristigen Erfolg im Blick, nicht kurzfristige Renditeziele. Sie setzen auf Investitionen, Forschung und Entwicklung statt auf Kürzungen und Sparprogramme. Sie wollen Arbeitsplätzen erhalten und Kompetenzen im Betrieb halten. All das nützt am Ende den Unternehmen.
Firmen mit starker Mitbestimmung kommen besser durch Wirtschaftskrisen und liegen auch bei der Rentabilität vorne. Sie wirtschaften nachhaltiger, haben motiviertere Mitarbeiter und häufiger eine strategische Personalplanung – wichtig in Zeiten des Fachkräftemangels.
Die IG Metall fordert deshalb von der neuen Bundesregierung:
Wenn die Ampel-Koalitionäre diese Punkte umsetzen, könnten sie sich in vier Jahren zurecht „Arbeitnehmer-Regierung“ nennen.