1. Oktober 2020
Autoindustrie
Kostendruck dürfte zunehmen
Durch Covid-19 nimmt der Druck auf Arbeitsplätze zu. Betriebsräte und IG Metall werden sich ihm im Rahmen internationaler Netzwerke entgegenstellen.

Kaum eine Branche ist so von der Globalisierung geprägt wie die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Die Fabriken sind den Absatzmärkten in Asien, Europa und Amerika gefolgt und bilden vor Ort eng verflochtene Cluster. Nach Mittel- und Osteuropa gingen die Unternehmen aus Kostengründen, unter anderem wegen deutlich niedrigerer Löhne. Es gibt Anzeichen dafür, dass es nach dem Lockdown interessanter wird, die Produktion wieder nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern. Die Ankündigung etwa von Eberspächer, die Fertigung von Standheizungen bis 2022 nach Polen zu verlagern, ist nur ein Beispiel aus der Branche.

Martin Schwarz-Kocher vom Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (IMU) in Stuttgart erwartet, dass Corona die ­Globalisierungseffekte in der Branche weiter beschleunigt. „Eine Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland in großem Stil ist wenig wahrscheinlich. Eher werden Kostenvorteile durch intelligente Steuerung von Produktionsnetzwerken gehoben.“ Gefragt ist künstliche Intelligenz etwa zur Fernsteuerung von Prozessen. Die Unternehmen haben in der Krise erlebt, wie es ist, von einem Zulieferer abhängig zu sein. Statt einer Bezugsquelle (Single Source) wird man versuchen, einen zweiten Lieferanten (Double Source) zu finden, um im Krisenfall die Versorgung zu ­gewährleisten. Nach Einschätzung von Christian Brunkhorst von der IG Metall steht die Automobilindustrie am Anfang einer intensiven Diskussion, wie man Prozesse und Strukturen nach der Coronaerfahrung krisenfester macht.

Zentral ist, die erkämpften Standards guter Arbeit zu verteidigen. Ausschlaggebend ist ein enger Informationsaustausch der Arbeitnehmervertreter über europäische Betriebsräte, Weltbetriebsräte und gewerkschaftliche Netzwerke  auch über die Forderung nach einem Lieferkettengesetz.


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