1. Mai 2020
Martina Helmerich
Beatmungsgeräte
Metaller kümmert sich um Lebensretter
Marcel Huse ist Servicetechniker bei Dräger und sorgt dafür, dass Beatmungsgeräte auf den Intensivstationen der Krankenhäuser einwandfrei funktionieren. Diese Maschinen sind oft überlebenswichtig.

Marcel Huse kümmert sich jeden Tag um Lebensretter. Früh um halb acht legt er Kittel und Atemschutzmaske an, setzt die Schutzbrille auf und geht auf die Intensivstationen der Kliniken Ostsachsens. Marcel sorgt dafür, dass die lebenswichtigen Beatmungsgeräte reibungslos funktionieren. Das korrekte Funktionieren der Apparate entscheidet im Wettlauf gegen das Fortschreiten der Lungenkrankheit Covid-19 über Leben und Tod. Zehntausende Menschen hat Covid-19 weltweit getötet. Marcel arbeitet dafür, dass es in Deutschland so wenig Opfer wie möglich gibt.

Sein Arbeitgeber ist das Medizintechnikunternehmen Dräger in Lübeck. Das Unternehmen vertreibt Beatmungsgeräte weltweit und die Maschinen müssen regelmäßig kontrolliert werden. In Deutschland allein sind mehr als 300 Kollegen wie Marcel im Service vor Ort unterwegs, die sich um die Apparate in den Kliniken kümmern.

Wegen der Infektionsgefahr muss er sich jetzt besonders vorsehen und hat immer seine persönliche Schutzausrüstung dabei: Schutzmaske, Schutzbrille und Kittel. Marcel nimmt die vorgeschriebene Inspektion vor, wartet die Geräte, behebt Störungen oder tauscht Teile aus. Sein Einsatzgebiet ist Ostsachsen mit Klinikstandorten wie Bautzen, Zittau und Görlitz. Überall stocken die Kliniken die Zahl der Intensivbetten auf. Ärzte und Pflegepersonal wollen einem möglichen Anstieg der Zahl von Patienten mit akuten Atemproblemen gewachsen sein. Da muss jedes Intensivbett mit einem Beatmungsgerät ausgestattet sein. Die Krankenhäuser haben deshalb viele neue Geräte bestellt. Dräger kann sich vor Aufträgen aus dem In- und Ausland kaum retten. Die Produktion in Lübeck läuft deshalb auf Hochtouren. Trotzdem kann das Unternehmen die Nachfrage nicht so schnell befriedigen. Viele Krankenhäuser sind dazu übergegangen, ältere Geräte zu reaktivieren. Dann kommen Spezialisten wie Marcel zum Einsatz. Der 39-jährige Vater von zwei Töchtern kam auf Umwegen zur Medizintechnik. Ursprünglich hatte er eine Ausbildung als Metallbauer absolviert. „Bei einem kleinen Zwölfmannbetrieb“ erlernte er seinen Beruf von der Pike auf. Während seines Wehrdienstes bei der Bundeswehr wurde er in der Materialwirtschaft eingesetzt. Dort entdeckte er sein Interesse für Elektronik. Er absolvierte eine zweijährige Ausbildung zum Techniker. Seit vier Jahren arbeitet Marcel nun im Außendienst für Dräger.


Alle acht Millisekunden misst Evita das Atemvolumen

Das Unternehmen ist in Deutschland Marktführer für Beatmungsgeräte. 1907 kam der erste Prototyp auf den Markt und wurde seitdem immer weiterentwickelt. Die jüngste Modellreihe von Dräger heißt Evita. Ärzte steuern die Geräte über einen Touchscreen. Die hochsensiblen Geräte messen alle acht Millisekunden das Atemvolumen des angeschlossenen Patienten. Sie passen den Beatmungsdruck automatisch an. Die Herstellung, Anwendung und Wartung dieser Geräte erfordert Fachwissen und viel Fingerspitzengefühl.

Erforderlich sind auch Auszeiten: Nach einem langen Arbeitstag joggt Marcel am liebsten an der Elbe entlang. „Durch die Arbeit wird einem der Wert der eigenen Gesundheit noch mal stärker bewusst“, sagt Marcel. Er kämpft auch als Betriebsrat gegen das Coronavirus. Als ausgebildete Fachkraft für Arbeitssicherheit ist er im Betriebsratsgremium dafür zuständig, wie man verantwortlich mit der Gesundheit der Beschäftigten umgeht. Er hat eine Betriebsvereinbarung mitverhandelt, bei der es darum geht, das Arbeitsvolumen gleichmäßig zu verteilen, damit Kolleginnen und Kollegen möglichst nicht in Kurzarbeit gehen müssen. Aufgrund der jüngsten Erfahrungen ist er in diesen Wochen IG Metall-Mitglied geworden. „Gemeinsam schaffen wir am besten diese schwierige Zeit“, erklärt der Metaller.


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