1. Juni 2019
Norbert Hüsson
Nordrhein-Westfalen
Zukunft greifbar machen
Schlagwörter wie Industrie 4.0, Digitalisierung und Transformation erzeugen Angst und Unsicherheit. Also machen wir die Arbeitswelt von morgen erlebbar, dachten sich die IG Metall und der Betriebsrat von Diebold Nixdorf Systems in Paderborn – und organisierten den „Technologietag 2019“.

Wer an diesem Tag Diebold Nixdorf Systems besucht hat, dürfte irritiert gewesen sein: Vor dem Haupteingang „sah es aus, als hätte die Gewerkschaft den Betrieb übernommen“, schreibt anderntags die Neue Westfälische. Vor der Firma parkt der Roadshow-Truck der IG Metall; aus den Lautsprechern tönt Musik, vor dem Truck steht ein großes, krakenartiges rotes Zelt, das heute vor Sonne schützt. Es duftet nach Bratwürsten vom Grill, daneben stehen Kaffee, Wasser und Cola. Am 11. April findet hier der NRW-weit erste „Technologietag“ statt, organisiert vom Betriebsrat und der IG Metall. Untertitel der Veranstaltung: „Arbeiten, Qualifizieren und Leben mit und in der Digitalisierung“.

„Es ist wichtig, die Veränderungen der Arbeitswelt frühzeitig zu durchleben, bevor plötzlich alles ganz schnell geht“, erklärt der Paderborner IG Metall-Bevollmächtigte Carmelo Zanghi die Idee der Tagung. Die Beschäftigten sollen Digitalisierung live erleben und erste Eindrücke von der neuen Arbeitswelt mitnehmen. Die Bereitschaft zur Veränderung sei da, sagt der Betriebsratsvorsitzende Michael Schild, „und diese Bereitschaft wollen wir mit diesem Technologietag unterstützen“.

Die sechs IG Metall-Geschäftsstellen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) engagieren sich seit vier Jahren im Technologie-Netzwerk „it’s OWL“; und das habe auch bei den Beschäftigten von Diebold Nixdorf Systems, die Bankautomaten und Kassensysteme herstellen, dazu beigetragen, die Angst vor Jobverlust durch Digitalisierung zu verringern, sagt Wolfgang Nettelstroth vom Team Arbeit 4.0 in OWL der IG Metall-Bezirksleitung Düsseldorf.


 

(Foto: Michael Henkst)
 


Stände präsentieren Innovationen

Im Experience Center des Unternehmens haben die Veranstalter einen Markt der Möglichkeiten aufgebaut, von 9.30 bis 17 Uhr werden ihn über 1000 Beschäftigte besuchen: Am Stand des Fraunhofer Instituts für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) kann die sogenannte Augmented Reality (AR)-Computerbrille getestet werden: Der Computer blendet etwas ins Blickfeld des Brillenträgers, der nicht ― wie bei der Virtual Reality (VR)-Brille ― von der Außenwelt abgeschnitten wird. Seine natürliche Sicht wird vielmehr erweitert (augmented). Im konkreten Fall geht's um ein Montagesystem für Scheinwerfer. Das Modell wird mithilfe der AR-Brille um fehlende Teile ergänzt. So können Abläufe getestet, aktuelle Entwürfe berücksichtigt und die Zusammenarbeit von Entwicklerteams verbessert werden.

Die Technische Hochschule OWL präsentiert einen 3-D-Drucker, in dem beispielsweise ein kleiner Totenkopf hergestellt worden ist. Am Stand des IG Metall-Projekts Arbeit 2020 wird die sogenannte Betriebslandkarte erklärt: Wer sie erstellt, erfährt, wie weit Industrie 4.0 im Betrieb bereits fortgeschritten ist. Der Berufliche Weiterbildungsverbund Bielefeld (BWB) stellt Qualifizierungsangebote vor und beantwortet alle Fragen zu Weiterbildung, Bildungsteilzeit und Bildungsurlaub.

Bei Diebold Nixdorf Systems arbeiten Geschäftsführung und Betriebsrat gerade an einer Vereinbarung zur Qualifizierung. „Bei uns soll niemand technologisch abgehängt werden“, sagt Michael Schild, der Betriebsratsvorsitzende. Bei den Beschäftigten kommt der Technologietag hervorragend an. Auf die Abschlussfrage, inwieweit er die Erwartungen der Besucher erfüllt habe, antworten die meisten: „komplett“.


| Das könnte Dich auch interessieren

Kontakt zur IG Metall

Link zum Artikel