1. Dezember 2018
Küste
Verhaltener Boom im Norden
Die norddeutsche Luft- und Raumfahrtindustrie blickt deutlich skeptischer nach vorne. Das hat eine aktuelle Umfrage unter Betriebsräten ergeben.

Der Norden kann bei der insgesamt guten Entwicklung in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie nicht mithalten. Die Betriebsräte in den norddeutschen Werken erwarten eine schwächere Auftragsentwicklung und eine niedrigere Auslastung als ihre Kollegen und Kolleginnen im Rest der Republik.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS), die im Auftrag der IG Metall 62 Betriebe mit 74 000 Beschäftigten befragt hat. Davon sind 21 Betriebe mit über 30 000 Beschäftigten in Norddeutschland. Es ist die mittlerweile achte Umfrage der AgS in der Luft- und Raumfahrtindustrie. „Auch der Beschäftigungsaufbau droht im Norden ins Stocken zu kommen“, warnte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Während im Süden fast die Hälfte der Betriebe weitere Arbeitsplätze schaffen will, plant das im Norden nur ein Viertel.“

 

Die befragten Betriebsräte sind unsicher, was die Entwicklung der Beschäftigung angeht. Aber sie sind auch zurückhaltender bei der Einschätzung der zukünftigen Auftragslage.

Die befragten Betriebsräte sind unsicher, was die Entwicklung der Beschäftigung angeht. Aber sie sind auch zurückhaltender bei der Einschätzung der zukünftigen Auftragslage.

 

Angesichts eines aktuellen Auslastungsgrades von fast 100 Prozent forderte der Gewerkschafter die Unternehmen im Norden auf, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen. „In den meisten Betrieben fehlt eine strategische Personalplanung.“ So verharre etwa der Anteil an Frauen in den Betrieben auf niedrigem Niveau. „Das ist bei dem zunehmenden Wettbewerb um Fachkräfte verheerend“, so Geiken. Mit 3,8 Prozent sei auch die durchschnittliche Ausbildungsquote viel zu niedrig, der Anteil an Leiharbeit mit 15 Prozent und die Werkvertragsquote mit 28 Prozent dagegen viel zu hoch.

Die Betriebsräte berichten außerdem über einen anhaltend hohen Kostendruck. „Die Auslagerung in Werkverträge und die Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland sind Themen, mit denen die Arbeitnehmervertreter in zahlreichen Unternehmen konfrontiert sind“, sagte Geiken. Er kritisierte die Ankündigung des Airbus-Zulieferers Diehl, einen Teil der Produktion von Hamburg nach Ungarn zu verlagern und damit etwa die Hälfte der 1 100 Arbeitsplätze in der Hansestadt streichen zu wollen. „Wenn Airbus tatsächlich verlangen sollte, dass bei Zulieferern ein Produktionsstandort im kostengünstigeren Ausland liegen muss, taugt das Einkaufskonzept des Konzerns nichts. Dadurch werden Belegschaften gegeneinander ausgespielt“, so der Gewerkschafter.


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