14. September 2018
Woche des bürgerschaftlichen Engagements
Dank ans Ehrenamt: Diese Metaller helfen anderen
Sie setzen sich für gute Arbeit im Betrieb ein, engagieren sich im Sport, bei der Feuerwehr, betreuen Kranke. 30 Millionen Menschen sind ehrenamtlich tätig, darunter viele IG Metall-Mitglieder. Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement würdigt deren ehrenamtliche Arbeit.

Sie bekommen keinen Lohn und tun es trotzdem – meist mit viel Engagement und manchmal auch Leidenschaft: die vielen Menschen, die etwa Kindern bei den Hausaufgaben helfen, Kranke oder Menschen mit Behinderung betreuen, Flüchtlingen helfen, in der Telefonseelsorge, im Katastrophenschutz, in Eine-Welt-Läden oder im Umweltschutz arbeiten. Auch viele Metallerinnen und Metaller engagieren sich ehrenamtlich.


Sie tun es vor allem da, wo es um gute Arbeit und soziale Leistungen für Azubis, Beschäftigte, Rentnerinnen und Rentner geht. Zum Beispiel als Betriebsräte, Jugend- oder Schwerbehindertenvertreter, als Richter an Arbeits- und Sozialgerichten oder in der Renten- und Krankenversicherung. Drei von ihnen erzählen, wie sie zu ihrem Ehrenamt gekommen sind und vor allem warum sie dabei bleiben.

Hans-Peter Schoppmann (57)

Ehrenamtlicher Rentenberater und Betriebsrat bei „BPW Bergische Achsen“ in Wiehl

„Ich helfe seit 2003 Kolleginnen und Kollegen bei allen Fragen rund um die Rente. Ich mache das ehrenamtlich, neben meinem Job als freigestellter Betriebsrat. Mittlerweile kennt man mich in der ganzen Gegend. Wenn jemand ein Problem mit der Rente hat, heißt es: Geh’ zum Schoppmann.

In den allermeisten Fällen kann ich dann auch helfen. Die Leute machen einen Termin und wir setzen uns in der IG Metall-Geschäftsstelle Gummersbach zusammen. Oft geht es um die Antragstellung für die Altersrente. Die Rente kommt ja nicht von alleine, wie viele denken. Die muss man beantragen.

Ganz wichtig ist auch, das eigene Rentenkonto zu prüfen. Da gibt es häufig Lücken: Zeiten, in denen man gearbeitet und Rentenbeiträge gezahlt hat, die bei der Rentenversicherung aber nicht bekannt sind. Sowas kann die Rente deutlich schmälern. Ich recherchiere dann den Lebenslauf der Betroffenen und reiche die nötigen Papiere ein. Das ist manchmal richtige Detektivarbeit.

In den letzten Jahren ist der Beratungsbedarf immer größer geworden. Das liegt daran, dass es bei der Rente immer wieder neue Regelungen gibt: Mehr Ansprüche bei der Mütterrente, neue Leistungen bei der Erwerbsminderungsrente und so weiter. Zum Glück habe ich seit drei Jahren eine junge Kollegin, die ebenfalls Rentenberatung macht.

Warum ich mir das antue? Ganz einfach: Mir macht es Freude, anderen zu helfen. Man kriegt oft ein ‚Dankeschön‘ zu hören. Das reicht mir als Motivation. Dafür setze ich mich auch öfter abends nochmal hin und fülle einen Rentenantrag aus.“

Inge Murawski:

57 Jahre alt, Vorsitzende des Gemeinschaftsbetriebsrates von Pittler T&S und Diskus Werke Schleiftechnik in Offenbach, ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht Offenbach.

„Ich bin seit über vier Jahren ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht Offenbach. Die Berufung dorthin kam für mich total überraschend. Die Bevollmächtigte der IG Metall Offenbach, Marita Weber rief mich an und fragte mich, ob ich mir ein solches Ehrenamt vorstellen könnte. Ich war neugierig auf diese Aufgabe, hatte aber auch ganz schön Respekt vor dem Richteramt. Nach einer behördlichen Überprüfung bekam ich die Ernennung. In der ersten Gerichtssitzung wurde ich auf die Verfassung des Landes Hessen vereidigt.

Seitdem habe ich über 20 Verfahren begleitet. Im Durchschnitt bin ich viermal im Jahr, bis zu einen Tag lang, am Gericht. Vor Prozessbeginn werden wir ehrenamtliche Richter vom vorsitzenden Richter in die Thematik eingeführt. In jedem Verfahren sitzen zwei ehrenamtliche Richter, einer von Arbeitnehmerseite nominiert, der andere von Seiten der Arbeitergeber. So wie mich gibt es etwa 4000 Mitglieder der IG Metall, die als ehrenamtliche Richterinnen und Richter auf verschiedenen Ebenen der Sozial- und Arbeitsgerichtsbarkeit in Deutschland aktiv sind.

Ich arbeite seit über 30 Jahren bei den Diskus-Werken in Offenbach und bin dort Betriebsratsvorsitzende. Durch mein Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Personalwesen kenne ich mich im Betriebsverfassungsgesetz und im Arbeitsgesetz ziemlich gut aus. Diese Wissensbasis kommt mir natürlich zugute. Bei uns ehrenamtlichen Richtern geht es auch darum, dass wir mit unserer betrieblichen Praxis den jeweiligen Sachverhalt beurteilen. Ich achte darauf, dass die Arbeitnehmer in den Verhandlungen nicht über den Tisch gezogen werden.

In den Verfahren kommen ganz unterschiedliche Sachverhalte zur Sprache. Oft geht es darum, ob eine Kündigung rechtens ist, also form- und fristgemäß erfolgt ist. Nicht gezahlter Arbeitslohn, Rückkehr aus der Elternzeit oder sogenannte Kettenarbeitsverträge – die Vielfalt der anhängigen Verfahren ist sehr groß.

Ich habe durch die Tätigkeit bei Gericht schon unglaublich viel dazu gelernt und auch meine Arbeit im Betriebsrat profitiert davon. Außerdem bekomme ich mit, wie es in anderen Branchen abläuft. Man blickt über den eigenen Tellerrand, und das finde ich unglaublich wichtig. Das Ehrenamt mache ich mit so viel Freude, dass ich mich für weitere vier Jahren als ehrenamtliche Richterin verpflichtet habe“.

Andreas Hofmann

Steckbrief: 54 Jahre, gelernter Kfz-Elektriker. Ehrenamt: Vizepräsident der Handwerkskammer Mittelfranken.

„Die Arbeitsbedingungen im Handwerk – zum Beispiel in Kfz-Betrieben, wo ich mich auskenne – sind oft alles andere als rosig: die Bezahlung, die Arbeitszeiten. Wenn man, wie ich, etwas daran ändern will, kommt man zwangsläufig dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren. Ich tue das als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in der Daimler-Niederlassung Nürnberg, in der IG Metall als Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall, und eben in der Handwerkskammer.

In den 53 Handwerkskammern, die es zurzeit bundesweit gibt, sind fast eine Million Betriebe vertreten – mit 5,3 Millionen Beschäftigten und 360 000 Auszubildenden. Die Kammern kümmern sich vor allem um Aus- und Weiterbildung und Prüfungen der Ausgebildeten und Meister. Arbeitnehmer stellen ein Drittel der Mitglieder in ihren Gremien: der Vollversammlung, dem Vorstand und den Ausschüssen. Das klingt nach vielen langen Sitzungen, ist aber spannend und wichtig.

Neben meiner Funktion als Vizepräsident der Handwerkskammer arbeite ich auch im Berufsbildungsausschuss der Kammer mit. Dort geht es um qualitativ gute Ausbildung, neue Ausbildungsgänge, Gesellenprüfungen und Prüfungsordnungen. Bei technischen Neuerungen setzen wir uns dafür ein, dass die Ausbildungspläne rechtzeitig angepasst und modernisiert werden. Unsere angehenden Fachkräfte sollen schließlich das Rüstzeug haben, um mit Neuerungen Schritt halten zu können und gute berufliche Perspektiven zu haben.

Es ist sehr wichtig, dass wir Gewerkschafter dort eine starke Stimme haben. Nur so können die Interessen von uns Arbeitnehmern und unsere praktischen Erfahrungen bei Aus- und Weiterbildungsplänen einfließen. Ich habe im Betrieb immer viel mit Azubis zu tun gehabt. Ich denke, ich kenne ihre Bedürfnisse und weiß, was sie brauchen, wie stark sie gefordert werden können, aber auch, wann sie überfordert werden.

Viele Jugendliche im Handwerk brechen ihre Ausbildung ab, zum Teil weil ihre Qualität zu wünschen übrig lässt. Darum habe ich vor einiger Zeit eine Initiative gestartet, die Zahl der Ausbildungsberater bei den Kammern zu erhöhen, damit sie besser auf die Einzelnen eingehen können – und in der Lage sind zu kontrollieren, ob die Ausbildungsbetriebe die Qualitätsstandards einhalten.

Im Handwerk sind rund 19 000 Ausbildungsplätze unbesetzt. In jüngster Zeit wurde viel Geld in Imagekampagnen investiert, um Jugendliche anzusprechen. Aber wenn die Ausbildung nicht attraktiv ist, nutzt auch teure Werbung nichts. Dann müssen die Ausbildungsbedingungen einfach besser werden. Dafür machen wir Arbeitnehmervertreter in den Kammern Druck.

Ich bin auch im Dachverband der Handwerkskammern: dem Deutschen Handwerkkammertag. Er vertritt – unter anderem – die Interessen des Handwerks gegenüber Politikern. Auch da ist es wichtig, dass wir Arbeitnehmervertreter uns einbringen. Dort habe ich Politikern schon mal vorgerechnet, dass die Renten, die Handwerker nach 45 Beitragsjahren erhalten, zu schlecht sind. Und ich habe klargemacht, dass das Arbeitszeitgesetz nicht verschlechtert werden darf. Wir wollen nicht, dass künftig erlaubt ist, täglich zwölf Stunden zu arbeiten.


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