Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: „In der Debatte ist mir zu viel Unwissenheit oder gar Ignoranz mit Blick auf die Arbeitswelt von heute dabei. Viele sind doch schon jetzt vor der Rente kaputt. Über 60-jährige in Büros und Werkhallen wird es nur geben, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen. Wer hier Verbesserungen bringen will, hat unsere volle Unterstützung. Rufe nach höheren Regelaltersgrenzen helfen keinem.
Forderungen nach einem höheren gesetzlichen Renteneintrittsalter sind einfach weltfremd! Nicht nur im Stahlwerk ist Arbeiten bis 65 oder noch länger utopisch. Die Menschen werden nicht länger arbeiten können und wollen, nur weil Altersgrenzen steigen. Wer höhere Altersgrenzen fordert, will durch die Hintertür höhere Rentenabschläge. Altersgrenzen rauf heißt für die Mehrheit Rente runter.
Vor allem die Arbeitgeber haben es in der Hand, wie lange Menschen arbeiten können und wollen. Sie müssen endlich attraktive und gesunde Jobs auch für Menschen über 60 anbieten. Nur so wird es was mit den Fachkräften.
Die Beschäftigten brauchen bessere Arbeitsbedingungen. Wer länger arbeiten will, muss das auch schaffen können. Die Rente muss den Lebensstandard sichern. Wir brauchen eine Rentenversicherung, in die alle einzahlen: auch Politiker, Beamte und Selbstständige.“