Pressemitteilung
IG Metall: Jeder Betrieb muss barrierefrei werden

Gewerkschaft kritisiert Unternehmen und Gesetzgeber: „Stiefmütterlicher Umgang mit Behinderten auf dem Arbeitsmarkt.“ +++ Kaum Schwerbehinderte in den Betrieben beschäftigt +++ Ungenutzte Chancen Qualifizierter in der Transformation

30. November 202330. 11. 2023


Frankfurt am Main – Angesichts der Transformation in den Betrieben fordert die IG Metall bessere Perspektiven für schwerbehinderte Menschen. Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember kritisiert die Gewerkschaft den geringen Stellenwert dieser Beschäftigten bei Unternehmen und Gesetzgeber. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied: „Teilhabe ist ein Menschenrecht. Und den stiefmütterlichen Blick auf Menschen mit Behinderungen kann sich das Land nicht leisten. Der Arbeitsmarkt braucht dringend Beschäftigte. Und behinderte Beschäftigte brauchen echte Teilhabechancen statt Mitleid.“

 

Konkret fordert die Gewerkschaft, dass jeder Betrieb barrierefrei und damit aufnahmebereit für Behinderte werden muss. Bislang können sich Betriebe von der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen mit einer Ausgleichsabgabe freikaufen und sind erst verpflichtet, barrierefreie Umbauten vorzunehmen, wenn sie Schwerbehinderte beschäftigen. Dies wird nicht zuletzt bei Einstellungen zum enormen Hemmschuh.  Laut der Bundesagentur für Arbeit liegt der Anteil der schwerbehinderten Menschen in den Betrieben bei nur 4,5 Prozent. Bei der Gesamtbevölkerung hingegen beträgt der Anteil knapp 10 Prozent.
 

Unternehmen grenzen aus, Gesetzgeber klammert aus


Urban: „Schwerbehinderte sind kein Kosten-, sondern ein Chancenfaktor. Ohne behinderte Beschäftigte verzichten Unternehmen auf gut qualifiziertes Personal.“ Untersuchungen zufolge stecken behindere Erwerbslose deutlich länger in der Arbeitslosigkeit oder verrichten Jobs, für die sie überqualifiziert sind. „Der sozial-ökologische Wandel kann eine Chance für die Unternehmen sein. Dazu gehört aber auch, den Menschen mit Behinderung endlich bessere und verbriefte Chancen zu geben“, sagt IG Metall-Vorstandsmitglied Urban.

 

Mit Blick auf das von der Ampel-Regierung angekündigte Behindertengleichstellungsgesetz und die „Bundesinitiative Barrierefreiheit“ kritisiert die IG Metall, dass dort die Arbeitswelt jeweils weitestgehend ausgeklammert ist. Urban: „Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet Deutschland zur Förderung und verbietet die Diskriminierung Behinderter. Erst die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zeigt, wie weit wir als Gesellschaft wirklich sind.“

Pressemitteilungen abonnieren