PRESSEMITTEILUNG
Energiewende-Monitoring bringt keine ausreichende Klarheit

Gemeinsame Presserklärung VDMA und IG Metall +++ Energiewende-Monitoring / Prognos-Gutachten +++

15. September 202515. 9. 2025


Frankfurt/ Düsseldorf/ Berlin – Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) hat heute das Ergebnis des Energiewende-Monitorings vorgelegt. Auf dieser Grundlage soll die künftige Energiepolitik und Gestaltung des Energiesystems ausgerichtet werden. Zugleich haben VDMA Power Systems und IG Metall zusammen mit dem Beratungsunternehmen Prognos eine Kurzstudie vorgelegt. Hiermit sollen ergänzende industriepolitische Perspektiven aufgezeigt und die Bedeutung resilienter Wertschöpfung im Kontext der Energiewende verdeutlicht werden.

Zur Veröffentlichung des Energiewende-Monitorings und der sogenannten 10-Schlüsselmaßnahmen des BMWE sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA:

  • Das Monitoring zeigt, was alle wussten. Die Energiewende kann und muss effizienter werden. Weder die Studie noch die zehn Schlüsselmaßnahmen des Ministeriums ergeben aber ein klares Konzept für die Zukunft.”
  • „Aus Monitoring und Aussagen der Ministerin entsteht das Bild, dass allein die Kostenfrage nun in den Fokus rückt und es damit in den 30er Jahren zum dauernden Nacharbeiten kommen wird. Dazu kommt: Nur wer die Technologieentwicklungen und die heimische Wertschöpfung durch Transformationstechnologien im Blick hat, kann erfolgreich sein.”
  •  “Somit bleibt offen, wie wir zügig zu einem modernisierten Rahmen für die notwendigen Investitionen in Technologie, Fertigung und Anwendung der global umkämpften Transformationstechnologien kommen. Hier helfen auch die Bekenntnisse zur Notwendigkeit des Wasserstoff-Hochlaufs und von Carbon-Management wenig.”

 

Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der IG Metall, erklärt zum Energiewende-Monitoring:

  • Um die Zukunft des Industriestandortes Deutschland zu sichern, brauchen wir die Erneuerbaren Energien. Deshalb ist es gut, dass die Bundesregierung das 80-Prozent-Ziel beim Ausbau der Erneuerbaren nicht infrage stellt. Allerdings haben wir Zweifel, ob tatsächlich mit einem geringeren Stromverbrauch gerechnet werden sollte.”
  • “Wir dürfen nicht jetzt die Potentiale für die zukünftige Entwicklung der Industrie – wie zum Beispiel Wasserstoff und Künstliche Intelligenz (KI) - beschneiden. Wir brauchen dringend Planungssicherheit für die Unternehmen und Beschäftigten im Bereich des Energieanlagenbaus.”
  • “Die Regierung sollte nicht nur auf die Kosten achten, sondern auch auf die Sicherung von Arbeit und Wertschöpfung in Deutschland und Europa. Die Kosten beim Netzausbau werden steigen. Die dafür notwendige Finanzierung muss langfristig sichergestellt sein.“

 

Zur  Prognos-Kurzstudie von VDMA Power Sytems und IG Metall sagt Dr. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems:

  • „Ein Realitätscheck zu Beginn der Legislaturperiode ist grundsätzlich sinnvoll, um zu prüfen, ob frühere Annahmen und Prognosen noch zutreffen. Unsere Studie ist ausdrücklich als Ergänzung zum Monitoringbericht zu verstehen. Es geht uns darum, die Perspektiven zu erweitern über die energiewirtschaftlichen und hauptsächlich kostenorientierten Blickwinkel hinaus.”
  • “Eine kostenorientierte Betrachtung der Energiewende ist volkswirtschaftlich geboten, greift aber zu kurz. Denn Investitionen in Energieinfrastruktur sind nicht nur Ausgaben, sondern zugleich Wertschöpfungsimpulse für die deutsche Volkswirtschaft. Sie schaffen Nachfrage nach Komponenten, sichern Beschäftigung und generieren Steueraufkommen. Damit leisten sie einen Beitrag zur langfristigen wirtschaftlichen Stabilität.“
  • „Um Versorgungssicherheit, technologische Souveränität und industrielle Wertschöpfung zu sichern, braucht es vor allem Kontinuität und politische Verlässlichkeit. Eine Streckung und Verstetigung des Ausbaus über die Zeit bei gleichzeitigem Festhalten der Gesamtausbauziele hätte entsprechend gesamtvolkswirtschaftlich deutlich höhere positive Effekte als eine dauerhafte Reduktion des Ausbaus. Einmal verlagerte oder verlorene Fabriken lassen sich eben nur sehr teuer wieder zurückholen.“
  • „Heimische Wertschöpfung liefert wirtschaftliche Vorteile. Die Energiewende bietet erhebliche Chancen für die Industrie bei Transformationstechnologien. Neben positiven Beschäftigungseffekten eröffnen sich innereuropäische und globale Exportpotenziale, die zur wirtschaftlichen Stärkung Deutschlands beitragen.“
  • „Das Energiesystem ist kritische Infrastruktur. Unsere Studie unterstreicht die Bedeutung eines resilienten Energiesystems, das weniger abhängig von außereuropäischen Energielieferanten ist. Dies gilt sowohl für die Brennstoffe als auch im Besonderen für die Energieanlagen. Der Erhalt von technologischem Know-how in Deutschland und Europa ist dabei ein zentraler Faktor.“

 

Manuel Bloemers, Sekretär aus dem IG Metall Vorstand, Fachbereich Industrie- und Branchenpolitik, erklärt zur Studie:

  • „Energiepolitik ist Vertrauenspolitik, wir dürfen nicht alle vier Jahre die Regeln und Ausbaupfade verändern. Die Unternehmen und Beschäftigten stellen sich den Veränderungen, erwarten aber im Gegenzug, Planbarkeit und Verlässlichkeit. Mit harten Abbruchkanten lassen sich Produktionskapazitäten nicht gut steuern und verteuern diese eher.“
  • „KI-Anwendungen, Wärmepumpen, E-Autos aber auch elektrifizierte Industrieprozesse werden den Strombedarf mittel- bis langfristig massiv nach oben treiben. Erneuerbare Energien senken gleichzeitig die Erzeugungskosten von Strom signifikant. Die langfristigen Erneuerbaren-Ausbauziele sollten daher in Summe beibehalten werden. Nur so können auch die Klimaziele erreicht werden. Eine Streckung im mittleren Bereich des zeitlichen Ausbaus kann helfen, auch die Gesamtsystemkosten im Rahmen zu halten und Beschäftigung und Wertschöpfung langfristig zu sichern.“
  • „Gut ausgebildete und hochqualifizierte Beschäftigte, wie wir sie für die Bewältigung der Energie- und Wärmewende brauchen, sind rar. Wir müssen daher alles daransetzen, dass gute Industriearbeitsplätzen, die wir im Energieanlagen- und Kraftwerksbau haben, auch erhalten bleiben. Das sorgt z.B. für Steueraufkommen und Wachstum in Deutschland.“

 

Prognos-Kurzstudie: "Volkswirtschaftliche Chancen und Resilienz durch verstetigten Ausbau Erneuerbarer Energien für Deutschland"

Energiewende. Effizient. Machen. Monitoringbericht zum Start der 21. Legislaturperiode

 

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