PRESSEMITTEILUNG
Autozulieferer: IG Metall-Betriebsräte warnen vor Verlagerungen

Zukunftskonzepte statt Billigwettbewerb gefordert +++ Staatliche Förderung muss verbindlich an Beschäftigungssicherung geknüpft sein +++ Massiver Invest in Qualifizierung und Chancen auf eine zweite Ausbildung ist Voraussetzung für Gelingen der Transformation

29. März 202329. 3. 2023


Hannover – Die IG Metall ruft Unternehmen und Politik auf, insbesondere für die Beschäftigten in der Zuliefererindustrie Zukunftsperspektiven zu schaffen. „Das Ausmaß der Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit gegenüber dem heimischen Standort hat eine neue Qualität erreicht“, erklärten 220 Betriebsratsmitglieder auf der IG Metall-Zuliefererkonferenz in Hannover. Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall forderte Unternehmen und Politik zu mehr Unterstützung auf: „Die soziale Flankierung der Transformation ist unverzichtbar. Es können nicht Milliarden für die Transformation von Prozessen und Produkten durch den Steuerzahler aufgebracht werden, bei der Transformation der Beschäftigten dagegen die Sparbremse gezogen werden.“

Die Automobil- und Zuliefererindustrie ist mit knapp 800.000 Beschäftigten eine der Kernbranchen der deutschen Volkswirtschaft. Über 200.000 Beschäftigte arbeiten derzeit unmittelbar für den Antriebsstrang. Laut der „Hannoveraner Erklärung“ der IG Metall muss es Ziel sein, industrielle Wertschöpfung in Deutschland, die Innovationsstärke der Zulieferer und damit die Arbeitsplätze zu erhalten: „Die Branche zukunftsfähig zu entwickeln und die Transformation sozial und ökologisch zu gestalten, sind zentrale Aufgaben von Politik, Unternehmen und Gewerkschaften.“ Stattdessen verlagerten immer mehr Unternehmen ihre Produktion und Entwicklung ins europäische und asiatische Ausland. Laut einer IG Metall-Umfrage in Baden-Württemberg tun das bereits 44 Prozent der Zulieferer-Unternehmen, weitere 14 Prozent planen das.

Für eine soziale sowie ökologische Transformation der Zulieferer fordert die IG Metall:

  • Mitbestimmte Zukunftskonzepte: „Wir fordern von den Unternehmen, mit den Betriebsräten gemeinsam auf Augenhöhe an neuen Geschäftsmodellen mit zukunftssicheren Produkten zu arbeiten.“ Es sei wichtig, die Wertschöpfungstiefe in Deutschland zu erhöhen, die Abhängigkeiten von anderen Ländern zu verringern und sich mehr auf neue Bereiche wie Batteriezelle, Recycling und Kreislaufwirtschaft zu fokussieren. Eine Chance hierfür seien regionale Transformationsnetzwerke. Entscheidend seien Investitionen in Zukunftsprodukte an den bestehenden Standorten. „Die IG Metall wird unter Beteiligung der Belegschaften aktiv Zukunftstarifverträge durchsetzen und so Standort- und Produktzusagen sowie Beschäftigung absichern.“
     
  • Fairer Wettbewerb: Die deutsche und europäische Politik dürften nicht zulassen, dass Arbeitnehmerschaften und Standorte wirtschaftlich gegeneinander ausgespielt werden können. Es brauche daher dringend Antworten etwa auf den „Inflation Reduction Act“ durch eine aktive und strategische Industriepolitik für Europa als Leitmarkt für eine erfolgreiche Energie- und Mobilitätswende. Insbesondere klein- und mittelständische Unternehmen benötigten innovative Modelle der Liquiditäts- und Eigenkapitalunterstützung. Die europäische Förderpolitik müsse alle Regionen berücksichtigen.
     
  • Offensive Qualifizierung: Unternehmen und Politik müssten in Beschäftigte investieren und auch eine zweite Ausbildung im Erwerbsleben ermöglichen. „Innovationen entstehen in den Köpfen von Belegschaften, die gut qualifiziert und motiviert sind“, heißt es in der Erklärung. Qualifizierungsgeld und geförderte Bildungszeit seien wichtige erste Schritte, die aber nicht an Kassenlagen scheitern dürften.

„Wer Fördermittel bekommt muss auch verpflichtet sein, an den Standorten in Deutschland zu investieren und Beschäftigung zu sichern“, heißt es in dem Positionspapier.

 

Hannoveraner Erklärung

 

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