23. Januar 2014
Die Mitmachgewerkschaft
Was macht die Gewerkschaft eigentlich für uns?
Stellen Sie sich vor, es gäbe keine Gewerkschaft? Die Einkommen wären niedriger, die Arbeitszeiten länger, der Urlaub kürzer und die Jobs nicht sicherer. Doch wichtig ist und bleibt: Nur wenn Mitglieder und Beschäftigte mitmischen und sich beteiligen, kann eine Gewerkschaft wie die IG Metall ...

... für sie erfolgreich sein.

Der größte Vorteil, sich auf eine Gewerkschaft einzulassen, liegt auf der Hand: Ob gerechter Lohn, faire Arbeit oder sicherer Job – einer allein kann es nicht stemmen, seine Interessen gegenüber dem Chef durchzusetzen. Er läuft dabei Gefahr, ungerecht behandelt oder sogar gekündigt zu werden.

Deshalb kümmert sich die IG Metall darum – stets mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu sichern, gute Einkommen zu erreichen und dafür zu sorgen, dass es in der Firma fair und gerecht zugeht. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass all das gemeinsam mit den Betroffenen besser gelingt. Die Beschäftigten sind im wahrsten Sinne des Wortes der Dreh- und Angelpunkt in den Bertrieben. Wenn sie sich beteiligen und mitmachen, ist der Erfolg größer.

Mitmachen ist angesagt

„Die Beschäftigten beteiligen – das ist die beste Strategie, um erfolgreich zu sein und die Menschen von der IG Metall zu überzeugen“, sagt Lars Beez von der IG Metall in Witten. Dort praktiziert die IG Metall dieses Prinzip in mehreren Firmen erfolgreich. Der eine Betrieb will den Akkord abschaffen, ein anderes Unternehmen will einen Standort schließen. „Wir legen die Probleme von Anfang an offen und die Beschäftigten können ihre Ideen, Sorgen und Vorstellungen einbringen“, erklärt der Gewerkschafter Beez. Dass ihre Meinung zählt, sie zu Wort kommen und ihre Ideen aufgegriffen werden, hat viele Beschäftigte von einer Mitgliedschaft bei der IG Metall überzeugt.

Ein weiteres Pro für die Gewerkschaft: Nur sie kann mit Arbeitgeberverbänden oder Firmen Tarifverträge aushandeln. Und die sind wie Gesetze einzuhalten. Mit Tarifverträgen kann ein Arbeitgeber nicht einfach mal so Arbeitsplätze verändern, verschlechtern oder gar verlagern. Löhne und Gehälter kürzen, Arbeitszeiten verlängern oder Beschäftigte entlassen ist mit Tarifvertrag auch nicht einfach so möglich. Doch auch hier gilt: Eine gute tarifliche Ernte können Belegschaften nur dann einfahren, wenn sie vorher mit der IG Metall zusammen den Boden beackert haben. Bringen sich die Beschäftigten aktiv ein und mischen mit, kann die IG Metall vieles verhindern oder in ihrem Sinne bewirken, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.

Solidarität und Zusammenhalt lohnen noch immer

Ein ganzes Jahr lang verhandelten IG Metall und Beschäftigte bei Atos über einen Tarifvertrag. Am Ende stand dann erstmals ein Branchentarifvertrag für IT-Dienstleister. Der gemeinsame Einsatz hatte sich gelohnt: Die Einkommen der Atos-Beschäftigten stiegen zum 1. September 2013 um 3,4 Prozent. Im Juni 2014 kommen noch mal 2,2 Prozent dazu. Außerdem beschert ihnen der Tarifvertrag familienfreundlichere Arbeitszeiten. Dabei konnte die IG Metall den Mitgliederzahlen beim Wachsen zuschauen. Innerhalb eines Jahres schlossen sich bei Atos über 1500 neue Mitglieder der Gewerkschaft an.

Eine „Schweinerei“ ihres Arbeitgebers konnte die Belegschaft bei Continental im hessischen Karben abblocken. Obwohl der Autozulieferer die höchsten Gewinne aller Zeiten einfährt, forderte das Unternehmen von den Beschäftigten, drei Stunden in der Woche länger zu arbeiten – in den nächsten fünf Jahren und ohne Entgeltausgleich. Anderenfalls, so drohte Continental, wolle es den Standort schließen.

Continental in Karben: Beschäftigte zeigen Flagge und treten der IG Metall bei.
Continental in Karben: Beschäftigte zeigen Flagge und treten der IG Metall bei. Foto: IG Metall Frankfurt-Wiesbaden-Limburg

Dagegen wehrten sich die Beschäftigten mit der IG Metall – mit viel Engagement und kreativen Aktionen. Im Laufe des Konfliktes traten 142 neue Mitglieder der Gewerkschaft bei. Das beeindruckte das Continental-Management: Der Zuliefererbetrieb sagte ein neues Zukunftsprodukt zu und will das Werk in Karben bis 2020 sichern.

Und im mittelfränkischen Treuchtlingen hatte der Krauss-Maffei-Konzern offenbar mit der Wut und der geballten Solidarität seiner Belegschaft nicht gerechnet. Dort verhinderten die Beschäftigten gemeinsam mit der IG Metall, dass der Finanzinvestor Onex den Standort des Maschinenbauherstellers dicht macht. Betriebsbedingte Kündigungen sind ebenfalls vom Tisch. „Ausschlaggebend für den erreichten Abschluss war, dass die Belegschaft von Anfang an fest zusammengestanden hat“, erklärte Bevollmächtigter Johann Horn von der IG Metall in Schwabach.

Nicht dicht gemacht: Krauss Maffei bleibt in Treuchtlingen
Nicht dicht gemacht: Krauss Maffei bleibt in Treuchtlingen. Foto: IG Metall Schwabach

Mit Gewerkschaft besser dran

Dass Arbeitgeber deutlich seltener Gewerkschaftsmitglieder kündigen als Nicht-Mitglieder – das haben bereits 2012 Wissenschaftler der Universität Trier und der Fachhochschule Bielefeld in einer Studie nachgewiesen. Danach profitieren besonders Frauen davon, wenn sie einer Gewerkschaft angehören: Bei ihnen sinkt die Wahrscheinlichkeit, entlassen zu werden, sogar um drei Viertel, berichtet die Hans-Böckler-Stiftung.

Der Grund dafür ist, vermuten die Forscher, dass Mitglieder bei Kündigungsschutzklagen von ihrer Gewerkschaft unterstützt werden und keinen Anwalt bezahlen müssen. Denn neben tariflich abgesicherten Einkommen und Arbeitsplätzen ist der Arbeitsrechtsschutz ein weiterer nicht unerheblicher Vorteil, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Brauchen Mitglieder wegen ihres Jobs einen Anwalt, so können sie bei ihrer Gewerkschaft mit kostenloser Rechtsschutzhilfe rechnen.

Doch nicht nur im Betrieb und vor dem Arbeitsgericht sind Gewerkschaften gefragt. Nicht selten hören Parteien, Regierungen oder Behörden bei arbeitsmarkt- und sozialpolitischen oder auch umweltpolitischen Fragen auf die Meinung der Gewerkschaften. Vertreten sie doch die größte gesellschaftliche Gruppe – die abhängig Beschäftigten.

Und was ist der Nachteil .?

Doch all diese wertvollen Leistungen haben auch ihren Preis. Eine Mitgliedschaft kostet ein Prozent des Bruttoeinkommens. Ein weiterer Nachteil kann hinzukommen – nämlich dann, wenn man mit dem was die Gewerkschaft fordert oder als Lobbyarbeit leistet, nicht einverstanden ist.

Doch der Nutzen überwiegt eindeutig. Ohne Gewerkschaften und ohne ihre engagierten Mitglieder sähe es in Deutschland trist aus – nicht nur mit den Einkommen und den Arbeitsplätzen, sondern auch in unserer Gesellschaft und mit unserer Demokratie.

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