22 Kurz & bündig metall 11/12 2022 a p / k e h t o t o h p / r e l j ö K s a m o h T : o t o F Aufrechter Gewerkschafter: Zeit seines Lebens hat Dieter Schulte für seine Stahlkocher gekämpft und dabei hautnah miterlebt, was Transformation einer Branche bedeutet. Am 3. September ist Dieter Schulte gestorben. NACHRUF Gewerkschafter mit Leib und Seele Dieter Schulte im Alter von 82 Jahren gestorben Er war Gewerkschafter durch und durch, aufgewachsen im Ruhrgebiet der Nachkriegsjahre, zwischen rauchenden Schloten und turmhohen Stahlwerken: ein Arbeiterkind, das in Duisburg die Volksschule besucht, mit 14 eine Maurerlehre absolviert und danach, 1959, in die Stahlindustrie wechselt. Bei Thyssen Niederrhein arbeitet der junge Dieter Schulte zunächst als Brenner, später als Qualitätsprüfer. In der Gewerkschaft ist er da schon lange. Hier gelingt ihm eine steile Karriere, die ihn bis an die Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbunds führt. 1994 wird Schulte DGB-Vorsitzender. Er bleibt es bis 2002. Prägende Jahre. Nicht aber der Beginn seines Wirkens: Früh Vertrauens- mann, später VK-Leiter, engagierte sich Dieter ab den 70er-Jah- ren als Mitglied in der örtlichen und bezirklichen Tarifkommis- sion, im Ortsvorstand und in der Delegiertenversammlung der IG Metall Duisburg. 1991 übernimmt er als geschäftsführendes Vorstandsmitglied das Stahlbüro in Düsseldorf. Er gab den Stahlarbeitern an Rhein und Ruhr eine starke Stimme im Struk- turwandel und machte die Montanmitbestimmung zum Motor des Erhalts der Branche. Seine Verhandlungen in Bonn, Berlin und Brüssel verhinderten den Kahlschlag in der ostdeutschen Stahlindustrie. »Wir verlieren mit Dieter einen aufrechten und erfolgreichen Gewerkschafter«, sagt Jörg Hofmann, Erster Vor- sitzender der IG Metall. »Wir haben ihm viel zu verdanken.« TEXTIL Seit 25 Jahren eingegliedert Gewerkschaft Textil-Bekleidung TEILHABE Schwerbehindertenvertretung Wahlen haben begonnen In manchen Betrieben wird bereits ausgezählt, in vielen ande- ren geht es in den kommenden Wochen zur Sache: Dann steht die Wahl der Schwerbehindertenvertretung (SBV) an. Diese Wahlen sind von großer Bedeutung: Von einer starken SBV profitieren nicht nur Kolleginnen und Kollegen mit einer Be- hinderung. Menschen, die Schwerbehinderte vertreten, sind Ansprechpersonen für alle Beschäftigten. Sie setzen sich für die Gesundheit erhaltende Arbeit ein, für gleichberechtigte Teilhabe und Prävention von Behinderungen. Wahlberechtigt sind alle Beschäftigten mit einem Grad der Behinderung ab 50 Prozent sowie Beschäftigte, die durch Be- scheid der Agentur für Arbeit den Schwerbehinderten gleichge- stellt sind. Wählbar sind alle Beschäftigten, die dem Betrieb mehr als sechs Monate angehören. In Betrieben mit mindestens fünf Wahlberechtigten kann gewählt werden. Wir als IG Metall unterstützen die Vorbereitung und Durch- führung der SBV-Wahlen auf allen Ebenen. Bundesweit sind wir die Organisation, in der sich die meisten SBVen organisieren. Da- rauf sind wir stolz. Gleichzeitig ist noch viel zu tun: Barrierefrei- heit – dafür kämpfen wir, dafür setzen sich die Kolleginnen und Kollegen in den SBVen mit viel Engagement ein – muss zu einem allgemeinen Prinzip präventiver Arbeitsgestaltung werden. GLEICHSTELLUNG Betriebsratsgremien werden weiblicher Gezielte Frauenförderung wirkt Nach Auszählung der Stimmen der diesjährigen Betriebsrats- wahlen zeigt sich ein deutlicher Zuwachs des Frauenanteils in den Gremien und Führungspositionen. In den Betriebsratsgre- mien sind 24,5 Prozent (2018: 23,6 Prozent) Frauen vertreten. Die Führungspositionen besetzen ebenfalls mehr Frauen: 16,4 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden sind nun Frauen (2018: 14,8 Prozent). »Die Ergebnisse zeigen, wie sehr sich gezielte Frau- enförderung und damit Fortschritte in der Gleichstellung für die Durchschlagskraft weiblicher Betriebsratsarbeit bezahlt ma- chen«, sagt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. »Ihr schreibt ein Stück unserer Geschichte«, rief Walter Riester, 1997 Zweiter Vorsitzender der IG Metall, während des außerordentlichen Gewerkschaftstags den Delegierten zu. Ihr Beschluss: die Integration der seit 1949 bestehen- den Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB) in die IG Metall. Das war vor 25 Jahren. »Heute kann man sagen: Die Texti- lerinnen und Textiler sind in der IG Metall angekommen. Dass Textil zur IG Metall gehört, ist auch für die Kollegin- nen und Kollegen aus anderen Branchen selbstverständ- lich«, sagt Miriam Bürger, zuständige Tarifsekretärin der IG Metall. igmetall.de/gtb ALUMINIUM-MESSE Deutliche Worte an die Politik »Wir brauchen die Grundstoffindustrie in Deutschland, um die Wertschöpfungskette zu erhalten. Verschwindet sie, wandert langfristig auch die Produktion von High-End-Produkten ab«, sagt Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall, bei der Eröff- nung der Aluminium-Messe 2022 in Düsseldorf. Dass nun ein Gas- und Strompreisdeckel sowie Hilfen für Betriebe kommen, ist auch ein Erfolg der politischen Arbeit der IG Metall, die für die klimaneutrale Zukunft der Grundstoffbranche kämpft.