12 Titel metall 5/6 2025 weiter von Seite 11 sam mit der Geschäftsführung darauf verständigt, dass wir im ersten Schritt zwei davon beackern«, berichtet Frank Schild, der Leiter der IG Metall-Ver- trauensleute bei Tadano. Klar machen sie damit den Job, den eigentlich die hochbezahlten Manager machen müssten. Aber wenn die ihren Job nicht machen und damit ihre Jobs gefährden, was bleibt den Beschäftigten ande- res übrig? Wenn die Manager ihren Job nicht machen ... Umstrukturieren, sparen, schließen, verlagern. So wie bei Tadano in Zweibrücken all die Jahre läuft es in vielen Unternehmen: Manager wechseln alle zwei, drei Jahre. Sie haben oft keine Ahnung von den Produktions- und Geschäftsprozessen. Sie re- strukturieren und verlagern – und verbrennen dabei massenweise Geld, statt Innovationen und Investi- tionen für die Zukunft voranzubringen. »Zu viele Manager fallen beim ersten Gegenwind in alte Muster zurück: Es geht ihnen nur um kurzfristige Renditen und Margenoptimierung. Investitionen, In- novationen, langfristige Zukunftsstrategien – Fehl- anzeige. Das ist kurzsichtig, falsch und gefährlich. Wir erwarten, dass die Arbeitgeber sich zum Stand- ort bekennen, hier investieren und, wo es Probleme gibt, diese mit uns gemeinsam angehen«, fordert Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall. Besonders betroffen ist die Autoindustrie: ver- schlafene Entscheidungen, etwa beim Einstieg in die Elektromobilität, und falsche Modellpolitik. Deutsche Verbrenner werden aus dem wichtigsten Pkw-Markt China (bislang rund zwei Drittel der Umsätze) herausgedrängt, von chinesischen Elek- troautos. Die Gewinne sinken. Trotzdem werden weiter üppige Dividenden an die Aktionäre aus- geschüttet. Zahlen sollen die Beschäftigten in Deutschland. Beschäftigte, Betriebsräte und IG Me- tall kämpfen dagegen, wehren Angriffe der Arbeit- DER FALL ZF Im vergangenen August kündigte ZF an, 14 000 der 54 000 Stellen in Deutschland bis 2028 streichen zu wollen. Der Autozulieferer ist mit 10,6 Milliarden Euro verschuldet, unter anderem durch die teuren Übernahmen von TRW und Wabco, und zahlt fast 600 Millionen Euro im Jahr nur für Zinsen. 2024 hat ZF so eine Milliarde Euro Verlust gemacht. Eigentlich hatten die Beschäftigten mit der IG Metall 2020 einen Zukunftstarifvertrag durchgesetzt: Gemeinsam mit dem Management erstellten sie für alle Standorte Zielbilder mit Produkten für die Zukunft. Doch jetzt ist dafür kein Geld mehr da. Stattdessen wurde im Februar durch Medienberichte be- kannt, dass die Konzernspitze eine Abspaltung der komplet- ten Division E (Electrified Powertrain) erwägt. Die in der Division E Beschäftigten stellen neben Elektroantrieben auch Getriebe her – das Kernprodukt von ZF. 10,6 Milliarden Schulden – aufgeblähter Overhead Sechs Milliarden Euro will ZF einsparen. Nach Berichten der Betriebsbetreuer der IG Metall wird bereits seit Längerem aktionistisch an Material und Personal gespart, wodurch Aufträge nicht sinnvoll bearbeitet werden können und so im Nachgang Transporte benötigt werden, die teurer sind als die zuvor eingesparten Mittel. So entstehen operative Ergebnis- defizite. Zugleich suchen aktuell teure Unternehmensberater von McKinsey nach Sparpotenzial. Auch der Mitte März neu er- nannte Aufsichtsratschef kommt von McKinsey. Den Overhead, also das Management und die überborden- den Strukturen, greifen die Berater nicht an. Dabei gäbe es hier riesiges Sparpotenzial, meint Oliver Moll, Betriebsratsvorsit- zender von ZF in Schweinfurt. »Ständig kommen neue Mana- ger. Und sie bringen ihren ganzen Hofstaat aus ihren früheren Unternehmen mit«, kritisiert Moll, der auch Arbeitnehmerver- treter im Aufsichtsrat ist. »Und die Struktur des Unternehmens wird immer komplizierter. Keiner blickt mehr durch. So gibt es etwa auf jeder Ebene – am Standort, in der Unit, in der Kon- zernleitung – ein Team für Produktstrategie für dasselbe Pro- dukt. Und es reicht nicht mehr eine Unterschrift, heute brauchst Du drei oder vier, von jeder Managementebene.« Den Plan der Konzernspitze, die Ausgliederung des Kern- bereichs, der Division E, um sie zu verkaufen, hält Moll für völ- lig unrealistisch. Das hat schon bei der Airbag-Division nicht funktioniert, obwohl die profitabel ist. Und wie soll das über- haupt praktisch gehen? Am Multidivisionsstandort von ZF in Schweinfurt arbeiten 6000 der fast 9500 Beschäftigten in der Division E – nicht etwa in separaten Hallen, sondern fast Schulter an Schulter mit Beschäftigten anderer Divisionen. Die Beschäftigten haben in den letzten Jahren immer wieder Opfer gebracht, in Schweinfurt zum Beispiel durch eine Arbeitszeitabsenkung. Betriebsräte und IG Metall fordern Transparenz in Hinblick auf die Pläne des ZF-Managements, eine Lösung der operativen Probleme und eine Zukunftsstrate- gie, statt aktionistischer Sparprogramme. Die IG Metall will natürlich, dass der Konzern wieder in die Spur kommt. Falls das Management aber weiter intransparent agiert, weiter über Zerschlagung nachdenkt, über Personalabbau in Deutschland und im Gegenzug Personalaufbau im Ausland, am besten noch mit Beiträgen der Belegschaften an den deutschen Standorten, wird sich die IG Metall dem widersetzen. »Für offensichtliches Managementversagen, Preisdum- ping und fahrlässige Kurzsichtigkeit des Managements sollen die Beschäftigten zahlen«, kritisiert die IG Metall-Vorsitzende Christiane Benner. »Es ist lächerlich, als Unternehmen in Deutschland die schlechten Standortbedingungen zu bekla- gen, um dann selbst gänzlich undurchdachte Management- entscheidungen zu treffen.«