M anuel schiebt vier Container in den Sprinter. In den Containern türmen sich Wäschesäcke. Dann wuchtet er noch einen fünften mit schwarzen Fußmatten hinein. Auf einem Schild an dem of- fenen Rollcontainer steht »Tour 17«. Manuel sichert die Ladung mit Spanngurten, springt aus dem Sprinter, schmeißt die Tür zu, läuft um das Fahrzeug und klettert auf den Fahrersitz. Seine Tourenapp verbindet er mit dem Mercedes-Transporter, wählt auf dem Smartphone die Route aus und dann gehts los. Betrieb für Betrieb fährt Manuel ab, bringt saubere Arbeitskleidung und nimmt die getragene mit. Am Ende seiner Schicht liefert Manuel die eingesammelten Klamotten bei sei- nem Betrieb ab. Dort, am linksrheinischen Rand von Duisburg kurz vor Krefeld reinigen sie seine Kolleginnen und Kollegen, bessern sie gegebenenfalls aus oder tauschen sie aus. Manuel arbeitet bei DBL Böge. Böge ist Textildienstleister und Anbieter von textilem Leasing. Das heißt, das Familien - unternehmen vermietet Berufskleidung an Handwerks - betriebe, Metzgereien, Industriefirmen, Supermärkte und Gaststätten. Über 1000 Betrieben bringt Manuel frische Klamotten Direkt nach der Schule machte Manuel die Ausbildung zum Servicefahrer bei Böge. »Ich fahre gern Auto. Im Freundeskreis war ich immer der, der fährt. Da hat das gepasst.« Heute fährt Manuel rund 600 Kilometer pro Woche, schätzt er. Quer durchs Rheinland und das Ruhrgebiet. Vier Jahre war er Stammfahrer, seit elf Jahren ist er nun Springer. »Stammfahrer fahren immer die gleiche Tour, Springer fahren unterschiedli- che. Ich springe ein, wenn einer krank oder im Urlaub ist«, erklärt der 34-Jährige und schiebt nach: »Es bringt mehr Geld, aber vor allem stehe ich auf die Abwechslung.« So hat Manuel rund 1000 Kunden im Kopf. Er weiß also, wie man hinfährt, wo man parken kann, wo die Schränke stehen. Manuel ist kein einfacher Fahrer, er ist Servicefahrer. Auf den Unterschied legt er Wert, denn Manuel ist einer, der sich gern mit den Leuten austauscht. »Als Servicefahrer bringst du nicht nur die neuen Klamotten, du sprichst auch mit dem Kun- den, was der braucht und was so ansteht.« Manuel liebt seinen Job, auch wenn er ihm manchmal stinken müsste. »Es kann schon speziell riechen, wenn man Klamotten von der Tierverwertung oder von Metzgern abholt. Gerade, wenn die schon eine Woche im Spind liegen. Aber das macht mir nichts«, beteuert Manuel. Interessant ist auch, was er oder seine Kolleginnen und Kollegen in den Taschen der Arbeitsklei- dung finden. »Oft sind es Handys oder Geld, manchmal auch Kondome«, berichtet der Metaller und erklärt, was sie mit den Sachen machen: »Jedes Kleidungsstück hat eine Nummer, so können wir zuordnen, wem die Jacke und der Inhalt gehört, und können den Kolleginnen und Kollegen Dinge von Wert wiederbringen.« Manuel ist nach seiner Ausbildung der IG Metall beigetreten. Seit 2017 engagiert er sich im Betrieb als IG Metall-Betriebsrat, WIR SIND DIE IG METALL Wir sind über 2,1 Millionen Mitglieder in der IG Metall. Wir arbeiten in den unter- schiedlichsten Branchen und haben die unterschied- lichsten Jobs. Doch eins haben wir alle gemeinsam: Wir wollen gute Arbeit! metall 3/4 2025 Branchen & Betriebe 27 e g n a R s a m o h T : s o t o F Waschen, ausbessern, ausliefern: So sieht der Job der Metallerinnen und Metaller beim Textildienstleister Böge aus. seit 2018 als Vorsitzender. Eine Sache, die Manuel und seinen Kollegen auf den Nägeln brennt, ist das Thema Geld. »Immer- hin haben wir einen Haustarif, aber der liegt noch ein ganzes Stück unter dem Flächentarif.« Mithilfe der IG Metall wollen Manuel und seine Kolleginnen und Kollegen so schnell wie möglich Richtung Fläche. Um das zu erreichen, braucht es Stärke im Betrieb und die kommt durch die Mitglieder. Bei Böge sind rund 70 der 120 Beschäftigten IG Metall-Mitglied. Das freut Manuel: »Damit haben wir eine ganz gute Verhandlungsposition, aber natürlich würde helfen, wenn wir noch mehr wären.« Helfen würde auch, wenn Betriebe darauf achten, dass sie ihre Arbeitskleidung bei den Firmen leasen, die ihre Beschäftig- ten nach Tarif bezahlen. »Das ist eine Forde- rung der IG Metall und da stehe ich voll dahinter«, betont Manuel. Manuel ist einer von 2,1 Millionen Mitgliedern, Manuel ist einer von uns.