Pressemitteilung Nr. 39/2018
IG Metall und IG BCE warnen vor Fusion von Linde und Praxair

Ökonomische Sinnhaftigkeit zweifelhafter denn je +++ Linde allein besser aufgestellt als durch Fusion +++ Management muss seiner sozialen Verantwortung gerecht werden

22. Oktober 201822. 10. 2018


Frankfurt am Main/Hannover – Die IG Metall und die IG BCE warnen eindringlich vor den Folgen der Fusion der Gase-Hersteller Linde und Praxair. Die beiden Gewerkschaften sehen durch die Fusion deutlich mehr Arbeitsplätze gefährdet als bislang angenommen. „Es tritt ein, wovor wir seit Beginn der Fusionsverhandlungen gewarnt haben“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall.

Linde muss sich in den USA unter Zeitdruck von attraktiven Unternehmensbereichen trennen, Praxair von seinem gesamten Gasegeschäft in Europa. Die durch Kartellauflagen erzwungenen Verkäufe erhöhen den Druck auf Effizienz und Synergien und damit auf die Beschäftigung. Wie viele Arbeitsplätze durch die mögliche Fusion gefährdet sind, lässt sich nicht beziffern. Linde beschäftigt in Deutschland insgesamt rund 7.000 Frauen und Männer.

Das zukünftige Management wird unter enormen Synergiedruck stehen, damit sich die gesamte Fusion überhaupt noch rechnet. Die ökonomische Sinnhaftigkeit dieser Transaktion ist zweifelhaft, Ertrag und Kosten stehen in keinem Verhältnis. „Dieser Zusammenschluss rechnet sich nicht – weder für die Aktionäre, noch für die Beschäftigten, noch für den Industriestandort Deutschland“, sagte der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis.

Hofmann und Vassiliadis sind der festen Überzeugung, dass Linde alleine sehr gut aufgestellt ist und sehr gute Zukunftschancen besitzt, die auch im Sinne der Beschäftigten eine bessere Lösung darstellen. Denn trotz der schwierigen Umstände hat sich die Linde AG hervorragend entwickelt. Im Vergleich des ersten Halbjahres 2017 und dem ersten Halbjahr 2018 konnte die operative Marge von 23,9 Prozent auf 25,6 Prozent gesteigert werden. Das bereinigte Wachstum betrug in diesem Zeitraum fast 5 Prozent. Der Gewinn je Aktie konnte somit über 20 Prozent gesteigert werden.

Neben dem Zweifel an der ökonomischen Sinnhaftigkeit dieser Fusion schätzen beide Gewerkschaften das Integrationsrisiko mit Praxair als sehr hoch ein, da beide Unternehmen sehr unterschiedliche Kulturen haben. Es handelt sich bei dem Zusammenschluss auch nicht um eine Fusion auf Augenhöhe. Dies zeigt die schon jetzt geplante Besetzung des Managements unterhalb des Vorstandes. Obwohl Praxair deutlich kleiner ist als Linde, werden von den USA aus zentrale Schlüsselfunktionen besetzt und ebenfalls von den USA aus das operative Geschäft gesteuert. IG Metall und IG BCE fordern deshalb Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle auf, sein Versprechen einer Gleichbehandlung beider Unternehmen in diesem Zusammenschluss einzuhalten, um dem Erbe von Linde und ihrer Beschäftigten Rechnung zu tragen.

Der Fokus muss nun darauf liegen, die negativen Konsequenzen aus dieser Transaktion für die Beschäftigten möglichst gering zu halten. „Wir werden genauestens beobachten, ob der zukünftige Vorstand und die Anteilseigner der Linde PLC ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Daran werden wir sie messen und gegebenenfalls mit den Belegschaften auch handeln“, sagten Jörg Hofmann und Michael Vassiliadis.

Das durch die Fusion neu entstehende Unternehmen Linde PLC unterliegt künftig nicht mehr der Mitbestimmung im Aufsichtsrat bei Großunternehmen. Der neue Konzern soll eine Kapitalgesellschaft nach britischem Recht sein, in deren Aufsichtsgremien Arbeitnehmertreter keinen Sitz haben.

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