schem Ahornholz liegt. Die Beschäftigten tragen blütenweiße Arbeitskleidung. Alles ist darauf ausgelegt, Interessierte anzu-locken und von VW zu überzeugen. »Das hat von Beginn an gut funktioniert«, erinnert sich Betriebsratsvorsitzender Thomas Aehlig und ergänzt: »Was aber irgendwann nicht mehr so gut funktionierte, war der Phaeton. 2016 wurde er ein-gestellt und der Standort stand auf der Kippe. Wir haben ganz schön kämpfen müssen«, erklärt Thomas und betont: »Diese Erfahrung hilft uns, mit der aktuellen Situation umzugehen, jetzt wo das VW-Management Standorte schließen will.« Die Schließung in Dresden konnten IG Metall, Betriebsrat und Beschäftigte 2016 abwenden. »Wir haben ein neues Pro-dukt bekommen, den e-Golf«, erzählt Thomas. Ab 2017 bauten sie ihn in der Gläsernen Manufaktur, was sie zum ersten rein elektrischen Standort im VW-Konzern machte. »Noch vor Brüssel«, betont Thomas mit einem Augenzwinkern, denn in der Presse werden die Kolleginnen und Kollegen oft fälsch -licherweise als das erste komplett elektrische Werk bezeichnet. Thomas gesteht aber: »Sie waren das erste Vollwerk.« 100 000 Besucher schauen ihnen bei der Arbeit zu Heute bauen sie in Dresden den ID. und sind damit eines der touristischen Highlights in Dresden. Rund 100 000 Menschen kommen pro Jahr in die Gläserne Manufaktur und lassen sich die Elektromobilität zeigen. Vor der Tür gibt es eigens eine Haltestelle für die Stadtrundfahrtbusse. »Wir bauen nicht nur E-Autos, wir machen auch Marketing für die Elektromobilität im Wert von rund 0 Millionen Euro im Jahr, das haben wir uns mal ausrechnen lassen«, erklärt Thomas und zählt auf: »Jede Stunde haben wir eine Werksbesichtigung und Du kannst auch in der Produktion mitmachen.« Robert ergänzt: »Viele wollen einfach nur mal fahren. Eine Probefahrt ist bei uns kostenlos und ganz unkompliziert und meist auch spon-tan möglich. Du brauchst, anders als beim Autohaus, keine Kaufabsichten und musst nicht tagelang auf einen Termin war-ten.« Robert, der sich vom Kfz-Mechaniker zum Produktexper-ten weiterqualifizierte, beschreibt ihren Job so: »Unsere Auf-gabe ist es, den Leuten VW und die Elektromobilität näherzubringen. Ich überrede keinen, ich beantworte einfach Fragen und räume mit Vorurteilen auf. Zum Beispiel über die Reichweite oder Batterietechnik. Viele haben irgendwo Fehlin-formationen aufgeschnappt, die ich schnell entkräften kann.« Herrn Bernsen musste Robert nicht überzeugen. Er war vor »10 oder 15 Jahren« schon mal in der Gläsernen Manufaktur und »fährt privat und als Firmenwagen seit vielen Jahren aus-schließlich VW«. Jetzt kommt der erste elektrische dazu. Bernsen hat einen Elektrobetrieb, installiert Kunden Solar- und Speicheranlagen. Im eigenen Haus hat das Ehepaar natürlich die gleiche Ausrüstung und auch eine Wallbox zum Aufladen. »Ohne die, hätte ich mich wahrscheinlich nicht für ein E-Auto entschieden«, sagt Bernsen. Da können die Kolleginnen und Kollegen in Dresden noch so viel Aufklärungsarbeit betreiben, die Politik muss mit-spielen, will sie ihr Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 erreichen. Thomas Aehlig deutet durch die Scheiben der Glä-sernen Manufaktur auf die gegenüberliegenden Wohnhäuser: »Dort gibt es kaum Parkplätze und Elektroladestellen schon mal gar nicht. Da würde ich mir auch kein E-Auto kaufen. Die Politik muss jetzt schleunigst was tun, und das betrifft nicht nur den Ausbau von Ladepunkten«, sagt Thomas und ist mit dieser Forderung nicht allein. Die IG Metall fordert von der Politik angesichts der Krise der Automobilwirtschaft, des schleppenden Hochlaufs der Elektromobilität, der Investitionszurückhaltung in der Wert-schöpfungskette der Elektromobilität, des Zeitdrucks im inter-nationalen Wettbewerb um die Märkte der Zukunft und des absehbaren Verfehlens der Klimaziele ein neues Förderpaket für die Elektromobilität. »Eine Beschleunigung des Hochlaufs der E-Mobilität würde dem Klima ebenso helfen wie den Her-stellern und Zulieferern, die Milliarden in die E-Mobilität in-vestiert haben«, erklärt Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall. Aber auch die Unternehmen sieht die IG Metall in der Pflicht und wird gegen falsche Strategien vieler Unterneh-menslenker wie den Abbau bei Personal und Standorten kämpfen. Christiane Benner verdeutlicht: »Wir brauchen In-vestitionen in die Zukunft und Fachkräftesicherung, einen langen Atem statt schneller Rendite.« Die Beschäftigten in Dresden können das bestätigen. metall 11/12 2024 Branchen & Betriebe 27FÖRDERPAKET FÜR DIE ELEKTROMOBILITÄT Die Beschäftigten von Herstellern und Zulieferern, die Milliarden in die E-Mobilität investiert haben, werden belastet durch den schleppenden Hochlauf der Elektromobilität. Die IG Metall fordert daher ein Förderpaket für die Elektromobilität. Das Papier gibt es hier: igmetall.de/impulspaketFoto: Thomas VictorMitmachevent: Das Ehepaar Bernsen wollte eigentlich nur seinen Neuwagen abholen, jetzt schrauben sie selbst.Foto: Thomas Victor»Wir führen Menschen an die Elektro-mobilität ran. Bei uns können sie unsere E-Autos ausprobieren oder sehen, wie wir sie bauen.« Robert Pardavi, Produktexperte, VW Dresden