18 metallzeitung | Dezember 2020 PROJEKT Bei John Deere gab es ein ungerechtes Leistungsbewertungssystem. Das wollte Marc Möller ändern. Deshalb hat sich der 30-Jährige entschlossen, Veränderungspromotor zu werden – so wie 1000 Metallerinnen und Metaller überall in der Republik. Mit ihrer Arbeit geben sie Impulse für die Weiterentwicklung der IG Metall. | Von Jan Chaberny V eränderungspromotor. Dieses Wort klingt schon ein bisschen kompli- ziert und vage beim ersten Hören. Aber wofür es steht, das ist konkret: notwendige Veränderungen im Be- trieb einleiten, neue Wege wagen. Und diese Perspektive war es auch, die Marc Möller faszinierte, als Peter Vollmar von der IG Metall Homburg-Saarpfalz auf ihn zukam und den 30-Jährigen fragte, ob er einer werden wolle, ein Verän- derungspromotor. Heute erklärt es Metaller Möller wie ein Profi: »Also, das ist sehr einfach«, sagt Marc Möller, freigestellter Betriebsrat bei John Deere in Zweibrücken. »Als Verän- derungspromotor bin ich dafür zuständig, im Betrieb Projekte anzuschieben und die Beschäftigten einzube- ziehen. Meine Aufgabe ist es, notwendige Veränderun- gen einzuleiten, neue Wege zu gehen.« Davon gebe es am Standort, an dem rund 1100 Beschäftigte Landma- schinen herstellen – große selbstfahrende Feldhäcksler und Mähdrescher – eine ganze Menge. Beschäftigte einbeziehen, neue Ideen umsetzen »Unser Leistungsbewertungssystem zum Beispiel, das war veraltet und ungerecht«, erzählt Marc Möller. Be- schäftigte, die in der Produktion arbeiten, und Kolle- ginnen und Kollegen aus dem indirekten Bereich seien unterschiedlich bewertet worden. Es habe zwei ver- schiedene Bewertungssysteme gegeben, aber vor allem zahlte John Deere in diese Systeme zu wenig Geld ein. »Im Tarifvertrag ist festgelegt, dass der Arbeitgeber durchschnittlich zehn Prozent zum Grundentgelt als Leistungskomponente draufgeben muss«, sagt Be- triebsrat Möller. »Bei uns waren es nur acht Prozent. Das mussten wir ändern.« Möller und seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Betriebsrat haben es geändert. Zusätzlich haben sie Verbesserungen in der Leistungsbewertung der Be- schäftigten im Zeitentgelt durchgesetzt und in einer Be- triebsvereinbarung festgeschrieben: Die Leistungszu- lage wird nun in zwei Schritten angepasst und auf zehn Prozent erhöht. Dazu wurden neue Kriterien zur Leis- tungsbeurteilung entwickelt, die zukünftig für alle Be- schäftigten am Standort gelten. Zugleich, auch das war Ziel des Projekts, ist es gelungen, unter den Angestell- ten neue Mitglieder für die IG Metall zu gewinnen. »Wir haben viel erreicht«, freut sich Marc Möller. Aber das sei eben nicht von allein gekommen. »Die Sa- che ist: Du kannst Veränderungsprojekte nicht einfach so angehen. Du brauchst Werkzeuge. Du brauchst Methoden, Mitstreiter. Du brauchst einen Raum, in dem Du Dich mit Kollegen austauschen kannst. Dafür ist das Projekt der IG Metall optimal.« Das Projekt, in dessen Rahmen Marc Möller seine Ausbildung zum Veränderungspromo- tor absolviert hat, hat der Gewerkschaftstag im Oktober vergangenen Jahres beschlos- sen. Es läuft nun überall in der Republik. Die Leitidee des Projekts lässt sich in dieser Frage bündeln: Wie bleibt die IG Metall auch in Zukunft stark? Es ist eine einfache, aber keine leichte Frage, auf die Klaus Abel Antworten sucht. Zusammen mit sei- nem Team treibt er von Frankfurt am Main aus das Projekt »IG Metall vom Betrieb aus den- ken« voran. »Wir haben uns als IG Metall gemeinsam auf den Weg gemacht, wir wollen herausfinden, wie wir uns als Organisation verändern müssen, damit wir auch in Zukunft durchsetzungsstark bleiben«, erklärt Abel. Wichtig dabei: Nötige Veränderungen werden nicht von oben vorgeschrieben. Sondern sie werden in einem Such-, einem Diskussions- und Erprobungspro- zess aus den Betrieben heraus entwickelt. Dabei spie- len die Veränderungspromotoren wie Marc Möller eine herausragende Rolle. »Insgesamt werden sich 1000 Kolleginnen und Kollegen engagieren«, weiß Klaus Abel. »Sie werden der IG Metall Impulse geben. Und sie treiben in ihrem Betrieb eigene Projekte voran.« Marc Möller hat sein Projekt zusammen mit seinen Betriebsratskollegen Roland Heitmann und Mark Sche- rer im IG Metall-Bildungszentrum Bad Orb vorangetrie- ben – in sogenannten Zukunftsreihen, unterstützt von