26. Juni 2017
Nominiert für den Betriebsrätepreis 2017
Persönliche Weiterbildung bei Airbus
Lange Zeit waren Weiterbildungschancen bei Airbus unabhängig vom betrieblichen Bedarf ungerecht verteilt. Die Beschäftigten hatten keinen belastbaren Anspruch, über die Teilnahme entschied der Vorgesetzte. Mit einer Vereinbarung hat der Betriebsrat des Konzerns die Willkür beendet.

Sie hatten sich viel vorgenommen, das war ihnen klar. Aber klar war ihnen auch, dass sie etwas tun mussten, unbedingt. Weil die Kolleginnen und Kollegen in Zeiten fortschreitender Digitalisierung dringend Weiterbildung ermöglicht bekommen müssen. „Es ging uns darum, eine Möglichkeit zur Weiterbildung für Beschäftigte zu schaffen, unabhängig davon,was der Betrieb braucht“, sagt Betriebsrätin Gabriele König-Jamm. Mit der Umsetzung des Tarifvertrags für Qualifizierung Zum Thema persönliche berufliche Weiterbildung in eine Gesamtbetriebsvereinbarung, die für den Betriebsrätepreis 2017 nominiert ist, ist dem Airbus-Betriebsrat das gelungen.

 

Willkür beenden

Der Weg bis dorthin war lang und steinig, die Ausgangslage eindeutig: „Vor der Vereinbarung waren Weiterbildungschancen unabhängig vom betrieblichen Bedarf ungerecht verteilt“, sagt Gabriele König-Jamm. „Die Beschäftigten hatten keinen belastbaren Anspruch, über die Teilnahme entschied der Vorgesetzte, teilweise haben motivierte Kollegen deshalb gekündigt. Diese Willkür musste aufhören.“ Das hat sie: In der Gesamtbetriebsvereinbarung, die eine Kombination vieler Zeitbausteine zulässt, ist geregelt, dass über die Teilnahme nicht der Vorgesetzte entscheidet, sondern ein unabhängiges Gremium.

„Learning4me“ – so heißt das Airbus-Angebot, das persönliche berufliche Weiterentwicklung fördert, zum Erwerb von Fachwissen beiträgt und so beruflichen Aufstieg unterstützt, Neuorientierung ermöglicht und zur Sicherung des Arbeitsplatzes führt. Das Angebot richtet sich an die Beschäftigten der Standorte Hamburg, Bremen,Stade und Buxtehude, sie erhalten die Möglichkeit, sich zu einemberuflich relevanten Thema, das sie interessiert, weiterzubilden. Die Dauer der Weiterbildungsmaßnahme kann zwischen einem Monat und vier Jahren variieren. Je nach Dauer stehen verschiedene Arbeitszeitmodelle, auch in Kombination, zur Verfügung. Airbus fördert die Weiterbildung finanziell und unterstützt sie arbeitsorganisatorisch.

 

Paritätisch besetztes Gremium entscheidet

In den vergangenen Wochen, erzählt Gabriele König-Jamm, fanden viele Informationsveranstaltungen statt, jetzt beginnt die Bewerbungs- und Auswahlphase. Die Initiativemuss dabei von den Beschäftigten ausgehen: Auf einem Bewerbungsbogen tragen Interessierte ihre angestrebte Weiterbildung, ihre Motivation und Freistellungswünsche ein. In einem Gespräch tauschen sich Bewerber, Vorgesetzte sowie Personalabteilung aus, Vorgesetzte und Personalabteilung geben eine schriftliche Stellungnahme ab. „Über die Auswahl der Bewerber entscheidet dann ein von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite paritätisch besetztes Gremium“, sagt Gabriele König-Jamm, „es gibt keine Abhängigkeit mehr vom guten Willen des Vorgesetzten.“ Abgelehnt werden kann ein Antrag nur dann, wenn ein Bewerber Formalkriterien nicht erfüllt, die Maßnahme nicht anerkannt ist oder es zu viele Bewerber aus einem Fachbereich gibt. „Dann ist aber eine Begründung des Fachbereichs notwendig“, sagt Gabriele König-Jamm.

Zwölf Projekte haben es in die Endrunde des „Deutschen Betriebsräte Preis 2017“ geschafft, mit dem die Zeitschrift Arbeitsrecht im Betrieb Betriebsräte für vorbildliche Arbeit auszeichnet. Aus ihrem Kreis werden im Dezember die Preisträger der Öffentlichkeit vorgestellt. Aus dem Bereich der IG Metall sind drei Projekte nominiert.


Schichtarbeit bei Lear fair gestaltet Gelebte Beteiligung bei Berkenhoff Persönliche Weiterbildung bei Airbus In wenigen Schritten Mitglied werden

Neu auf igmetall.de

    Link zum Artikel