9. März 2017
Flexible Arbeitszeit bei Gothaer Systems
Viel erreicht und noch etliches auf der Agenda
Seit 15 Jahren gibt es bei Gothaer Systems keine Kernarbeitszeit mehr. Das hat den Beschäftigten viel Flexibilität gebracht. Jetzt kommt der nächste Meilenstein. Der Betriebsrat verhandelt mit dem Arbeitgeber über eine Regelung, dass die Beschäftigten mobil arbeiten können.

Bei der Arbeitszeit ging der Betriebsrat von Gothaer Systems schon früh neue Wege und reagierte auf den Wunsch der Beschäftigten nach flexiblen Arbeitszeiten. Seit 2002 gibt es bei Gothaer Systems keine Kernarbeitszeit mehr. Die Arbeitszeit liegt grundsätzlich zwischen 6 und 20 Uhr. In dieser Spanne wird die Arbeitszeit erfasst. „Die Regelungen sind klasse“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Harald van Bonn (Foto) von der Gothaer Systems in Köln über die Betriebsvereinbarung. „Wer Kinder zu betreuen hat oder Angehörige pflegt, weiß unsere Betriebsvereinbarung zu schätzen.“ Er selbst nutzt die Regelung, wenn er seine sechsjährige Tochter von der Kita abholen muss, die um 16 Uhr schließt. Die Arbeitszeitregelung erlaubt ihm, vor 15 Uhr die Firma zu verlassen und mit der Bahn nach Hause zu fahren.

Im Rahmen eines 14-stündigen Arbeitszeitkorridors können die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit selber bestimmen. Bei der Anzahl der Gleittage existieren keine Begrenzungen und die Gleitzeit erlaubt bis zu 50 Plus- und 20 Minus-Stunden zum Monatsende. Dies bedeutet für die Beschäftigten ein hohes Maß an eigenverantwortlicher Flexibilität. Andererseits geht es nicht ohne das Prinzip des Gebens und Nehmens. „Wenn es eng wird und viel zu tun ist, muss man auch mal mehr ran“, sagt van Bonn.


Extrem gut für Eltern und Pflegende

Je nach dem, was ansteht, ist es auch derzeit schon möglich, gelegentlich zu Hause zu arbeiten. Das muss allerdings mit dem Vorgesetzten abgesprochen werden. Es gibt einen festen Plan, wie die Gleitzeit, die auf dem Zeitkonto die 50-Stundenmarke überschreitet, abgeschmolzen wird. Damit ist in der Gothaer Systems sichergestellt, dass geleistete Arbeitszeit nicht verfällt. Anfangs war der Arbeitgeber noch skeptisch. Er wollte wissen, wie das mit den Servicezeiten als IT-Dienstleister funktioniert. Es hat sich aber herausgestellt, dass das nie ein Problem war. Die Teams haben sich einfach untereinander geeinigt.

Wie familienfreundlich die Arbeitsregelung ist, bestätigte eine Umfrage bei den 550 Beschäftigten. Dabei nannten viele die flexiblen Arbeitszeiten als großen Vorteil. Für Eltern ist das Modell extrem gut, weil es zwei wichtige Ansprüche erfüllt: verlässliche Arbeitszeiten und Flexibilität in Notfällen. Antje Sonnenschein arbeitet bei Gothaer Systems als Projektleiterin. Die alleinerziehende Mutter und Betriebsrätin ist frühzeitig aus dem Erziehungsurlaub zurückgekommen. Für ihren Sohn, der jetzt fünf Jahre alt ist und in den Kindergarten geht, hat sie ihre Arbeitszeit auf 85 Prozent reduziert. Sie arbeitet 32 Stunde in der Woche, zwei Tage kürzer und drei länger. Das Arbeitszeitmodell ermöglicht ihr, flexibel auf Unvorhergesehenes zu reagieren, wenn das Kind plötzlich krank ist und die Kita mal geschlossen hat.


Mobiles Arbeiten

Aktuell hat der Betriebsrat das Thema „mobiles Arbeiten“ angepackt. Das ist seitens des Betriebsrats geplant: Jeder Mitarbeiter darf den Ort seiner Arbeit jederzeit frei wählen, sofern es die Tätigkeit zulässt und keine dringenden betrieblichen Belange dagegen sprechen. „Auch die Vorgesetzten müssen Mobile Arbeit mittragen und fördern“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Es geht darum, dass die Beschäftigten, wenn sie mobil arbeiten, sich einerseits nicht selbst ausbeuten. Andererseits müssen sie ein hohes Maß an Selbstdisziplin zeigen. Eine Idee hierzu ist, um Zeiterfassungssystem ein automatisches Einstempeln zu erfassen, wenn man sich im Firmennetzwerk anmeldet.


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