23. Oktober 2025
PRESSEMITTEILUNG
IG Metall-Betriebsräte: Fehlende Strategie der Unternehmen und zu wenig politische Unterstützung
In der regelmäßigen Betriebsrätebefragung stellen die Betriebsräte kaum Erholung der Industrie fest ++ Hohe Energiepreise, fehlende Rahmenbedingungen und strategieverweigernde Unternehmen sind ein Problem ++ Christiane Benner: „Die Unternehmen müssen raus aus dem Jammertal und umsetzen!”

Frankfurt am Main – Große Teile der Industrie stecken in einer wirtschaftlichen Talsohle fest. Ein Problem sind noch immer mangelhafte Unternehmensstrategien und Investitionen in nachhaltige Geschäftsfelder. Wer allerdings in heimische Standorte investiert, gewinnt. Das ergibt die neueste Befragung der IG Metall unter ihren Betriebsräten.

Im Vergleich zum Herbst 2024 stagnieren die Konjunkturaussichten: 45 %der Betriebe beschreiben den Ausblick auf die kommenden drei bis sechs Monate als aktuell „gut“ bis „sehr gut“ (2024: 43%). Dem stehen 47% gegenüber mit schlechten bzw. sehr schlechten Perspektiven (2024: 50%). Ebenso bleibt das Niveau der Kurzarbeit gleich: Fast jeder fünfte Betrieb (18%) muss wegen Auftragsflauten zumindest teilweise die Arbeitszeit absenken (2024: 20%). Besonders häufig sind der Maschinenbau und der Stahlbereich betroffen.

Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, äußert sich besorgt: “Die Industrie bewegt sich aktuell wie auf Kleister Richtung Besserung. Die Beschäftigten brauchen schnelle und unmissverständliche Signale von der Politik, dass die Rahmenbedingungen klarer und besser werden. Elektromobilität hoch, Energiekosten runter. Die Unternehmen müssen raus aus dem Jammertal und umsetzen!”

Weiter macht die Vorsitzende deutlich, dass Unterstützungsinstrumente nicht enden dürfen: “Wo Kurzarbeit hilft, muss Kurzarbeit weiter genutzt werden können. Wir brauchen alle Brücken.”

Herausfordernd: Fehlende Rahmenbedingungen, fehlende Unternehmensstrategien

Probleme bereiten den Betrieben weiterhin die hohen Energiepreise: 43% sehen dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit stark bis sehr stark gefährdet, insbesondere in der Stahlindustrie (82%), Metallerzeugung (66%) und im Fahrzeugbau (59%). Dazu erschwerend kommt die US-Zollpolitik: 20% der Unternehmen diskutieren darüber, Produktion in die USA zu verlagern; 8% planen das bereits konkret.

In jedem zweiten Betrieb (49 %) sehen die IG Metall-Betriebsräte die Beschäftigung in den kommenden Jahren als gesichert an. Am stabilsten ist die Lage im sonstigen Fahrzeugbau (71 %; Luft-/Raumfahrt, Züge, Schiffe) und im Handwerk (63 %). Unsicher zeigen sich Autohersteller und Zulieferer sowie die Stahlindustrie, die nur zu 31 bzw. 41% gute Job-Perspektiven haben.

Weiter äußerst mangelhaft sind die Strategie und Beteiligung der vom wirtschaftlichen Wandel betroffenen Unternehmen. Nicht einmal 45% der unter einem Anpassungsdruck stehenden Betriebe hat eine Transformationsstrategie, um Standorte nach vorne zu bringen. Mit dem Betriebsrat besprechen und entwickeln nur 38% die Fragen zu Innovation und Produktion von morgen.

“Das macht mich ernsthaft wütend! Wie wenig Innovationsgeist und Selbstachtung kann man als Unternehmer oder Managerin denn haben, dass wir hier in Jahren keine Besserung sehen? Keine Strategie nach vorne, kein Verständnis für neue Geschäftsmodelle? Das ist enttäuschend. Wenn mehr Unternehmen ihre Betriebsräte angemessen einbinden würden, hätten sie das Problem in dieser Form nicht!” zeigt sich die Gewerkschaftschefin verärgert.

Zukunftsfelder müssen stärker erschlossen werden

Zumindest ein Teil der Betriebe hat bereits nachhaltige Geschäftszweige für sich und als profitabel entdeckt: Ein Drittel (31 %) der Unternehmen hat bereits Produkte und Serviceangebote im Sinne einer klimaneutralen Industrie, ein Fünftel (21 %) plant das. Unternehmen mit Investitionen in den Klimaschutz sehen diese insgesamt zu 43 % bereits als rentabel an, weitere 44% erwarten davon zumindest mittelfristig Gewinne. Besonders häufig gewinnbringend ist dies bereits jetzt in den Bereichen von Schiene, Schiffen sowie Luft-/Raumfahrt (64 %) und Elektrotechnik (53 %), am geringsten in der Autoindustrie (32 %) sowie im Stahlbereich (19 %).

“Wir müssen rein in die Zukunftsfelder”, verdeutlicht Christiane Benner. “Wo das passiert, geht es zumindest langsam in die richtige Richtung, wir müssen das deutlich verstärken. Auch neue Branchen müssen wir mit voller Power erschließen:  Kreislaufwirtschaft, Batterien, Recycling, künstliche Intelligenz, die Möglichkeiten sind da!”

Für nachhaltige Beschäftigung reichen die aktuellen Anstrengungen noch nicht: Nur 47 % der Betriebsräte schätzt, dass ihre nachhaltigen Geschäftszweige die Zahl der Stellen im Betrieb stabil halten oder ausbauen.

 

Hintergrund/Methodik:
Die Betriebsrätebefragung erfolgte online zwischen dem 8. und 26. September 2025. Es beteiligten sich bundesweit Arbeitnehmervertretungen aus den Branchen der IG Metall (z.B. Maschinenbau, Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Handwerk, IT). Die Befragung repräsentiert 2623 Betrieben mit insgesamt über 1,3 Millionen Beschäftigten.

 

Weitere Informationen und Pressebilder von Christiane Benner 

 


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