21. Januar 2019
Jahrespressekonferenz 2019
Die IG Metall wächst – Metall-Tarifabschluss kommt an
Die IG Metall hat im letzten Jahr Mitglieder dazu gewonnen – weil sie Zukunft im Sinne der Beschäftigten gestaltet. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war die Metall-Tarifrunde. 260 000 Beschäftigte nutzen ihre neuen Wahlmöglichkeiten bei der Arbeitszeit.

133 165 neue Mitglieder sind im Jahr 2018 in die IG Metall eingetreten, 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Die IG Metall hatte am Jahresende 2,271 Millionen Mitglieder – nach Abzug der Austritte und Sterbefälle knapp 8000 mehr als im Vorjahr. Insbesondere bei ihren Mitgliedern in den Betrieben konnte die IG Metall zulegen – auf 1,587 Millionen. Das gab die IG Metall auf ihrer Jahrespressekonferenz bekannt.
 


„Die sehr gute Mitgliederentwicklung zeigt: Es gibt keinen unumkehrbaren Zeitgeist des Schrumpfens von Großorganisationen“, erklärt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Im Gegenteil: Weil wir als Gestalter einer guten Zukunft erkennbar sind und die Vielfalt der Arbeitsbedingungen und Lebensentwürfe der Menschen anerkennen, sind wir attraktiv.“


260 000 wollen mehr freie Tage statt Zusatzgeld

Ein wichtiger Impuls für die Eintritte in die IG Metall war die erfolgreiche Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. 1,5 Millionen Beschäftigte haben mit Warnstreiks dafür Druck gemacht. Neben 3,4 Prozent mehr Entgelt und einem neuen jährlichen tariflichen Zusatzgeld hat die IG Metall auch neue Wahlmöglichkeiten für die Beschäftigten bei ihrer Arbeitszeit durchgesetzt: Beschäftigte können nun auf eigenen Wunsch vorübergehend kürzer arbeiten. Beschäftigte, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder Schicht arbeiten, können zudem statt zusätzlichem Geld acht zusätzliche freie Tage im Jahr frei nehmen.
 


Die neuen Optionen bei der Arbeitszeit kommen gut an bei den Beschäftigten. 260 000 Beschäftigte haben für dieses Jahr die acht Tage beantragt. Davon werden trotz hoher Auslastung der Betriebe auch 93 Prozent genehmigt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der IG Metall in 2600 Betrieben.


„Dass diese Tarifregelung so von den Beschäftigten angenommen wird, zeigt, was Tarifpolitik gesellschaftlich bewegen kann“, meint Hofmann. „Mit dem Tarifergebnis haben wir mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit durchgesetzt und damit ganz konkret die persönliche Lebenssituation für Tausende verbessert.“


IG Metall gewinnt bei Frauen, Angestellten und Studierenden

Deutliche Mitgliederzuwächse verzeichnete die IG Metall bei Frauen ( 0,8 Prozent), Menschen mit Migrationshintergrund ( 2 Prozent) und Angestellten ( 2,5 Prozent). Bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren ist die IG Metall sogar um 13,7 Prozent gewachsen. Zudem hat die IG Metall nun junge 231 860 Mitglieder unter 27 Jahren. Bei den Gruppen Auszubildende, dual Studierende und Studierende stieg die Zahl auf insgesamt 129 610, das ist ein Plus von 6.366 Mitgliedern. Mittlerweile sind über 50 000 Studierende Mitglied der IG Metall.
 

 

 


„Die gute Entwicklung bei den Frauen haben wir einer auch für Frauen attraktiven Tarifpolitik, engagierten Ehrenamtlichen und mehr weiblichen Führungskräften in der IG Metall zu verdanken“, erklärt die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner. „Und auch junge Menschen finden die IG Metall attraktiv. Wir werben heute gleichermaßen Auszubildende und Studierende. Das liegt auch daran, dass sich die IG Metall auf die immer differenzierteren Einstiege ins Berufsleben eingestellt hat.“


IG Metall packt Klimawandel und digitale Transformation an

Die IG Metall sieht 2019 große Herausforderungen auf die deutsche Wirtschaft zukommen durch drohende Handelskonflikte, die Auswirkungen des Brexit sowie die Gestaltung der zukünftigen Mobilitäts- und Energieentwicklung.


Insbesondere die Automobilindustrie sieht die IG Metall in einer schwierigen Situation. Durch die neuen europäischen Klimaziele könnten mehr als 150 000 Arbeitsplätze wegfallen. Bis zu 40 000 neue Arbeitsplätze könnten entstehen, wenn alle Komponenten der Elektromobilität in Deutschland gefertigt würden. Dazu brauche es jedoch Investitionen in neue Wertschöpfung, neue Arbeitsplätze durch klimafreundliche Produkte und in die notwendige Infrastruktur.


Im Jahr 2019 will die IG Metall die digitale Transformation in den Fabriken und Büros praktisch anpacken und im Interesse der Beschäftigten gestalten. Mit der Erstellung eines „Transformationsatlas“ wird sich die IG Metall in den kommenden Monaten einen detaillierten Überblick verschaffen und eine Strategie entwickeln. Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt ist das Thema Künstliche Intelligenz. Ziele der IG Metall sind eine realistische Folgenabschätzung, eine breite Qualifizierungsoffensive und gute Betriebsvereinbarungen für neue Arbeitsformen wie agile Projektarbeit. „Die Profite der Digitalisierung müssen in gute Arbeit investiert werden. Denn wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft in Digitalisierungsgewinner und Verlierer gespalten wird“, macht Hofmann klar. „Dazu brauchen wir ein Recht auf Weiterbildung für alle, eine faire Verteilung des Arbeitsvolumens und selbstbestimmte Arbeitszeiten.“


IG Metall auch finanziell handlungsfähig

Die IG Metall ist für die kommenden Herausforderungen „finanziell gut aufgestellt und jederzeit handlungsfähig“, betont Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall. Im Jahr 2018 stiegen die Beitragseinnahmen der IG Metall im neunten Jahr in Folge auf 585 Millionen Euro, ein Plus von 4,3 Prozent. „Die Solidarität von 2,3 Millionen Mitgliedern gibt uns politische Stärke – sowie finanzielle Kraft und Unabhängigkeit“, macht Kerner klar. „Wer meint, er könne Digitalisierung gegen die Beschäftigten wenden und ihre Rechte schleifen, der wird sich an der IG Metall die Zähne ausbeißen. Wir haben – auch finanziell – einen langen Atem.“


IG Metall Vorstand
Kontakt zur Pressestelle

Fon: +4969 66 93-2672


Link zum Artikel