15. Januar 2013
Energiewende und gute Arbeit – zwei Seiten einer Medaille
Saubere Energie geht nur mit guter Arbeit
Die Arbeitsbedingungen in der Wind- und Solarbranche lassen oftmals zu wünschen übrig. Aber nicht immer. Die Situation hat sich gewandelt. In einigen Firmen gibt es inzwischen Betriebsräte und Tarifverträge. Dort ist erkannt worden, dass faire Arbeit die beste Voraussetzung ist, um erfolgreich ...

... zu sein.

Die Energiewende ist für die IG Metall eines der wichtigsten Zukunftsprojekte. Sie ist zu wichtig, um sie am Schlingerkurs der Regierung oder an schlechten Arbeitsbedingungen scheitern zu lassen. Deshalb schaut sie als zuständige Gewerkschaft beim Thema Energiewende nicht nur auf Luftverschmutzung, Wasserverseuchung oder andere Umweltschäden. Auch die Arbeits- und Leistungsbedingungen der dort Beschäftigten sind von zentraler Bedeutung. Die Mitbestimmung durch gewählte Betriebsräte, Tarifbindung und attraktive Qualifizierungsangebote sind die Basis für faire Arbeits- und Leistungsbedingungen.


Unter den Erneuerbaren Energien ist die Windkraft die wichtigste Energiequelle. Sie bietet etwa 100 000 Menschen Arbeit – direkt bei den Windanlagen-Herstellern sowie bei Zulieferer- und Serviceunternehmen. Die Beschäftigten produzieren Getriebe, Generatoren oder Rotorblätter und fügen Stahlkonstruktionen zusammen. Viele sind stolz und motiviert, für die Energiewende ihren Beitrag zu leisten. Davon profitieren die Unternehmen. Dass das den Beschäftigten gegenüber mit fairen Arbeitsbedingungen honoriert wird, ist nach Auffassung der IG Metall eine Selbstverständlichkeit. Zwar ist es noch nicht überall optimal, doch es gibt viele positive Beispiele.

Tarifverträge – für einige Windkrafthersteller selbstverständlich ...

Gerade unter den Firmen, die als Zulieferer in der Branche aktiv sind, ist die Mehrheit schon lange tarifgebunden, wie die Unternehmen Winergy AG (eine Siemenstocher), Bosch Rexroth, der Augsburger Getriebehersteller Renk AG ebenso wie Weserwind. Bei den Endherstellern, also den Unternehmen, die letztendlich die Windkraftanlage zusammenbauen, aufstellen und betreiben, sind Mitbestimmung und Tarifverträge dagegen nicht immer der Standard. Doch auch hier gibt es positive Beispiele: Siemens Windpower, die von Hamburg aus planen und in Dänemark produzieren. Oder die Firma Areva-Wind, ein Windenergieanlagenbauer für Offshore, der mit der IG Metall einen Haustarifvertrag geschlossen hat.


Auch bei Repower will die IG Metall erreichen, dass der Metall-Tarifvertrag anerkannt wird. Zwar hat der Windradhersteller Ende Oktober 2012 die Tarifverhandlungen überraschend abgebrochen. Doch nun werden die Verhandlungen konstruktiv fortgesetzt. Es ist nur fair und gerecht, dass dort die Beschäftigten mit Sicherheiten und mit Tarifvertrag angestellt sind. Die Mitarbeiter brauchen verbindliche Regelungen für Arbeitszeiten, Entgelte, Eingruppierung, Leiharbeit und Qualifizierung. Das will die IG Metall erreichen – bei den Zulieferern ebenso wie bei den Herstellern.


... in der Solarbranche jedoch eher eine Ausnahme

Die Photovoltaik gehört weltweit zu den jüngsten und modernsten Industrien. Doch hier sind Überstunden, lange Arbeitszeiten, schlechte Schichtmodelle und niedrige Bezahlung an der Tagesordnung. Wie in der Windenergie, so sind auch viele der Solar-Beschäftigten motiviert und stolz, in Sachen Energiewende aktiv sein zu können. Doch häufig sehen sie aufgrund der Arbeitsbedingungen und der niedrigen Entgelte für sich keine langfristige Perspektive. Aber auch hier gibt es positive Beispiele. Bei SMA in Niesetal bei Kassel werden die Mitarbeiter respektvoll behandelt. Firmentarifverträge gibt es bei Bosch Solar in Erfurt und bei der Freiburger Solarfabrik. Das ist ein Anfang.

Besser geht es mit einem Tarifvertrag

Die IG Metall strebt in beiden Branchen Branchentarifverträge an. Dann gelten für alle Unternehmen die gleichen Wettbewerbsbedingungen. So kann zudem der Konkurrenzkampf über Löhne und Arbeitsbedingungen ausgeschlossen werden. Tarifverträge sichern einerseits die Rechte der Arbeitnehmer und schaffen einen gemeinsamen Rahmen für die Arbeitsbedingungen. Andererseits tragen Tarifverträge zur Stabilität der Unternehmen bei.


„Besser statt billiger“ – das fordert die IG Metall für Jobs und Arbeitsbedingungen. Sie hält es zudem für die beste Unternehmensstrategie. Dass das zutrifft, zeigen auch die Erfahrungen, die die Solarbranche mit der asiatischen Billigkonkurrenz macht. Überleben werden die Firmen, die auf nachhaltige Unternehmensstrategien durch Investitionen in Forschung und Entwicklung, Produktionskompetenz und langfristig gebundene Mitarbeiter setzen, denn der wachsender Konkurrenz auf dem Weltmarkt können deutsche Unternehmen nur mit einem höheren Qualitätsstandard begegnen.


Arbeitsbedingungen in der Solarbranche (06.06.2012) Befragung von Betriebsräten bei den Windenergieanlagenbauern (30.08.2012)

Neu auf igmetall.de

    Link zum Artikel