metall 9/10 2021 Deine 21 Tamara Hübner, 37, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt Die Frage, die wir uns gestellt haben, war einfach: Wie wollen wir unsere Bildungsarbeit für Vertrauensleute weiterentwickeln? Dass wir die Bildung überprüfen müssen, war uns allen klar: Viele Betriebe befinden sich in der Transformation, die Auto- mobilindustrie steckt im Umbruch. Das hat Auswirkungen auf die Beschäftigten – auf die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze genauso wie auf Qualifikationen, die jetzt neu erworben werden müssen. Unseren Vertrauensleuten kommt hier eine elementare Rolle zu: Sie sind quasi das Scharnier zwischen Belegschaft und IG Metall. Sie gestalten den Wandel im Betrieb, ohne sie kommt die IG Metall nicht vorwärts. Um ihre Rolle aber gut ausfüllen zu können, brauchen sie passgenaue Bildungsangebote. Flexibel, modular, individuell Während des Projekts haben wir schnell gemerkt, dass wir mit standardisierten Seminaren nicht weiterkommen. Dafür ist die Situation in den Betrieben viel zu individuell. In manchen Be- trieben existieren Mitbestimmungsstrukturen, in anderen über- haupt nicht, in dritten sind sie verschüttet. Die Angebote für unsere Vertrauensleute müssen ähnlich s r e k a m a R e p p i l i h P : o t o F Sahin Uludogan, 32, Betriebsrat, Ford, Köln Zugegeben, klingt erstmal wenig sexy: Ausschussarbeit. Es ist nur so: Sich gemeinsam in einem Ausschuss zu organisieren, als Vertrauensleute ganz unterschiedlicher Betriebe, das ist extrem wichtig: Weil man gemeinsam viel auf die Beine stellen kann. Weil man Tipps für die eigene Arbeit bekommt und so immer besser darin wird, seinen elementaren Aufgaben nachzukom- men: Multiplikator, Multiplikatorin zu sein, die IG Metall im Betrieb erlebbar zu machen. Und so Mitglieder zu gewinnen. individuell wie die Situation in den Betrieben sein. Die IG Metall sollte eine »situative Bildungsarbeit» entwickeln: eine Bildungs- arbeit, die modular und je nach betrieblichem Lebenszyklus und betrieblicher Kultur differenziert anwendbar ist. Es geht natür- lich um Wissensvermittlung, analog und digital. Gleichzeitig, mit besonderem Fokus, geht es um politische Haltung. Mehr Präsenz vor Ort, funktionierende Netzwerke In unserem Projekt ist es uns gelungen, die Arbeit der Vertrau- ensleute in der Geschäftsstelle neu aufzubauen. Das haben wir geschafft. Aber wir haben auch gemerkt, wo es noch hakt. Wie die IG Metall noch besser werden kann. Vertrauensleute brauchen Ansprechpartner vor Ort: Politische Sekretäre und Sekretärinnen, die da sind, die ein offenes Ohr haben, die viel im Unternehmen unterwegs sind. Das geht nur, wenn sie dafür auch genug Zeit haben. Alle sind hoch engagiert, gleichzeitig haben alle zu viel zu tun. Wir brauchen mehr Kolleginnen und Kollegen vor Ort und müssen dann gemeinsam überlegen, welche Prioritäten wir setzen, damit niemand auf dem Zahnfleisch geht. Das würde eine regelmäßige Unterstützung unserer Arbeit im Betrieb fördern und nicht nur eine anlassbezogene. IG METALL VOM BETRIEB AUS DENKEN • Die Grundidee des Projekts: Damit wir auch in Zukunft stark sind, müssen wir unsere Arbeit noch stärker darauf ausrichten, was in den Betrieben gebraucht wird. • In den »Zukunftsreihen« haben sich Kolleginnen und Kollegen anhand ihrer betrieblichen Arbeit zu »Verände- rungspromotoren« ausgebildet, neue Arbeitsweisen ausprobiert und gemeinsam Ideen entwickelt, wie die IG Metall sich verändern soll. • Sie nehmen nun im Herbst zusammen mit den Bevoll- mächtigten an den »RoutenWorkshops« teil. Ziel ist, Vorschläge zur Entwicklung der IG Metall zu diskutieren. l a m O e n i t i s r h C : o t o F