metall 3/4 2022 Politik & Gesellschaft 21 »Ich kenne wirklich keinen Mann mehr, der denkt: ›Gott sei Dank sehe ich meine Kinder nur am Wochenende.‹« ben, dass Unternehmen, die vielfältiger aufgestellt sind, auch besser performen. Das ist ja das Lustige: Es ist ja nicht so, dass ein reiner Männervorstand besser performt, sondern im Gegenteil. Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen: Firmen mit Frauen im Vorstand sind erfolgrei- cher. Also, wir halten fest: Gleichberechti- gung nutzt beiden Geschlechtern? Genau, mal ein Beispiel: Ich kenne wirk- lich keinen Mann mehr in meinem Freundeskreis, der sagt: Gott sei Dank sehe ich meine Kinder nur am Wochen- ende. Das ist ja nicht mehr so wie früher. Wir sind mit Vätern aufgewachsen, die einfach null mit der Kindererziehung zu tun hatten, weil sie konstant gearbeitet haben. Ich weiß noch, dass ich manch- mal mit meinem Vater total gefremdelt habe, weil der unter der Woche aus dem Haus war, bevor ich aufgestanden bin und nach Hause kam, wenn ich schon im Bett lag. Am Wochenende musste sich der Papa dann ausruhen, also durfte man wieder nicht seine Zeit bean- spruchen. Das ist heute anders. Jeder Va- ter, den ich kenne, der will an der Erzie- hung teilnehmen und der will seine Kinder aufwachsen sehen, deshalb habe ich auch so viele Feministen in meinem Freundeskreis. Wäre alles anders, wenn es mehr Frauen in Führung gäbe? Oder reihen sich die Frauen dann nur in die männ- lichen Machtstrukturen ein? Wenn eine bestimmte Quote von Frauen vertreten sein würde, dann müssten Frauen gar keine männlich konnotierte Durchsetzungskraft mehr an den Tag le- gen, weil dann ist ja klar: Es gibt genug Jobs für mich als Frau. Das sind ja natür- lich sehr qualifizierte Frauen, die dann die Jobs kriegen und nicht irgendwer. Es gibt ja oft Leute, die stark gegen Quoten sind, weil sie aus eigenen Stücken aner- kannt werden wollen. Ja, natürlich! Man geht ja nicht auf den Lidl-Parkplatz und sagt: Glückwunsch, sie sind jetzt Sie- mens-Vorstand. Je mehr Frauen in Füh- rungspositionen sind, desto weniger muss man so tun, als wäre man ein har- ter Typ. Sie haben sich ja bereits mit Ihrer ei- genen Produktionsfirma selbst zur Chefin gemacht. Ich wollte Dinge einfach selbst entschei- den und wollte mehr Anteil an dem ha- ben, was ich mache. Das ist für viele männliche Kollegen ein Daily Business. Die machen zwei geile Shows und den- ken sich, alles klar, ich produziere jetzt selber. Und ich habe super lang gedacht, nee, dann denken alle, ich bin größen- wahnsinnig. Ich habe mich sowieso schon immer dafür entschuldigt, was ich für große Hallen fülle. Irgendwann habe ich gemerkt, dass das Schwach- sinn ist und mich an meine Managerin gewandt. Für die war das eine ganz klare Sache. Ja, natürlich machen wir das, hat sie dann zu mir gesagt. Humor am Arbeitsplatz kann Frauen schaden, schreiben Sie in Ihrem Buch »Es kann nur eine geben«. Warum? Weil anscheinend – das haben Studien Weiter auf Seite 22 F rau Kebekus, Hundertau- sende haben Ihre Bühnenpro- gramme gesehen. Sie haben den Grimme-Preis für einen Beitrag aus der »Carolin Kebekus Show« erhalten. Woran liegt es, dass in Ihrer Liga immer noch deutlich mehr Männer als Frauen spielen? Ich habe das Gefühl, dass das in der Co- medybranche so ist, wie in vielen ande- ren Bereichen auch. Uns wird immer wieder gesagt, es gibt nicht genug Platz für Frauen. Das war schon früher so, als ich in dieser Branche angefangen habe. In den Shows wurden zum Beispiel fünf Plätze für Comedyauftritte vergeben. Wenn ich also angefragt habe, ob ich in der nächsten Woche dort spielen darf, haben die mir oft geantwortet: Es sind zwar noch zwei Plätze frei, aber wir ha- ben leider schon eine Frau. Das war ja totaler Quatsch. Warum nur eine Frau? Damals habe ich überhaupt nicht hinter- fragt, wie ungerecht das ist. Und warum kann es nach dieser Logik nur eine geben? Der Subtext dabei ist ja eigentlich: Man kann nicht mehr besetzen, weil Frauen sind ja alle gleich. Wenn ich jetzt so da- ran denke: Umgekehrt musste ich da- mals ständig mit Männern auftreten, die Witze darüber gemacht haben, dass sie ihre Freundin nicht leiden können und keinen Bock auf die haben, also dass die total nervt. Dafür gab es sehr viel Platz. Auch in anderen Bereichen, zum Bei- spiel der Industrie, sind Frauen unter- repräsentiert, auch hier müssen sich Frauen häufig erst behaupten. Wie kann das besser gelingen? Man muss ganz oben anfangen. Auf alle Entscheidungsposten muss mehr weibli- che Entscheidungsmacht. Jeder Unter- nehmer, der sich mit seinem Vorstand hinsetzt, dem muss eigentlich selbst auf- fallen, dass da etwas falsch läuft, wenn ihn nur Männer anglotzen. Mittlerweile müssen eigentlich alle verstanden ha- s c i p r e t s n o m r e t s n e u k i p m u m : o t o F