Februar 2021 | metallzeitung 19 »Wir haben uns seit Beginn der Pandemie dafür einge- setzt, dass wirksame Schutzmaßnahmen aufgebaut werden, die das Risiko einer Infektion mit dem Corona- virus minimieren«, sagt der 52-Jährige. Dazu gehöre auch das Tragen von Masken. »Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Maske nur so lange am Stück getragen wird, wie es empfohlen ist. Und nur dort, wo es notwendig ist. Das ist unsere Leitlinie.« Um dies umzusetzen, hat Sven Schneider mit sei- nem Team schon im März und April, am Beginn der Pandemie, umfassende Präventionsmaßnahmen auf- gebaut: »Bei uns am Standort arbeiten rund 8000 Menschen, gut 3000 von ihnen im indirekten Be- reich«, erzählt Schneider. Sie haben ein Pandemie- team gegründet, das die Maßnahmen koordinierte und deren Umsetzung überprüfte. »Wir sind bei den Maßnahmen nach dem sogenannten TOP-Prinzip vor- gegangen. Wir haben also nicht vorrangig persönliche Schutzmaßnahmen festgelegt, sondern wir haben zu- erst geschaut, welche technischen und organisatori- schen Maßnahmen umgesetzt werden können.« Vor allem in den Fertigungs- und Produktionsberei- chen war das eine Menge: Gemeinsam mit dem Arbeit- geber hat der Betriebsrat Arbeitsplätze so umgestaltet, dass auf jeder Seite der Fahrzeuge nun nur noch ein Be- schäftigter arbeitet. In die Karosserien haben sie Folien gehängt, um Kolleginnen und Kollegen zu schützen, die im Innenraum der Fahrzeuge arbeiten. Vor und nach den Fahrzeugkarosserien haben sie Trennwände ge- schoben. Pausenräume wurden auf Mindestbestuhlung umgeräumt, Pausenzelte eingerichtet. Arbeitsplätze im Ampelsystem bewertet »Wir haben uns jeden Arbeitsplatz angeschaut und mithilfe eines Ampelsystems bewertet«, sagt Sven Schneider. Arbeitsplätze, bei denen kein Mindestab- stand eingehalten werden kann, etwa in der Montage, wurden rot gekennzeichnet. Nur an diesen Arbeits- plätzen ist es Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen – so, wie es für alle Beschäftigten vom Werktor bis zum Arbeitsplatz und auf dem Weg in die Kantine Pflicht ist. »Damals haben wir mit dem Arbeitgeber auch vereinbart, die Maskentragezeit zu beschrän- ken.« Geht es nach dem Arbeitgeber, soll diese Vereinba- rung nun aufgekündigt werden. »Für das Management ist es schlicht lukrativer, wenn die Beschäftigten nicht den Arbeitsplatz wechseln und mit Maske durcharbei- ten«, sagt Sven Schneider. »Es spart Personal und Geld.« Bis auf das letzte Komma genau beziffern könne er das nicht. Man müsse sich aber klarmachen, dass die Vereinbarung faktisch bedeute, dass in einigen Berei- chen zusätzlich zum eingesetzten Personal weitere Beschäftigte benötigt werden. »Eine kluge Rotation ver- hindert zwar, dass in allen Bereichen mit roten Arbeits- plätzen Zusatzpersonal eingesetzt werden muss«, sagt Sven Schneider. Mehr Beschäftigte in der Produktion benötigt Im Ganzen aber komme es tatsächlich zu einem personellen Mehraufwand in der Produktion von 2 bis 3 Prozent: »Da sprechen wir von 100 bis 150 Mitarbei- tern, die infolge der Coronaschutzmaßnahmen zusätz- lich benötigt werden.« Das ist übrigens nicht der einzige Punkt, der in der Diskussion steht, weil er Geld kostet. »Wir hatten zu Beginn der Pandemie auch vereinbart, dass die Kolleginnen und Kollegen eine Reinigungszeit von fünf Minuten vor und nach den Pausen erhalten und ebenfalls die benutzten Arbeitsmittel vor und nach jedem Arbeitsplatzwechsel desin- fizieren dürfen.« Diese anfängliche Verein- barung wurde abgeschwächt: Seit Septem- ber gab es nur noch Reinigungszeit vor der Pause oder vor dem Arbeitsplatzwechsel. »An die restlichen fünf Minuten will man jetzt auch ran.« Dagegen verwehrt sich der Betriebsrat. »Es gibt eine Vereinbarung, und an der wird nicht gerüttelt«, sagt Sven Schneider. »Wir las- sen in diesem Punkt nicht mit uns reden, wir bleiben standhaft.« Das gehe aber nur, wenn man die Belegschaft auf seiner Seite habe. Schneider und sein Team sind deshalb viel in der Fertigung unterwegs, oft mit den Beschäftigten im Ge- spräch. »Es gibt leider Kolleginnen und Kollegen, de- nen wir immer wieder erklären müssen, warum das Tragen einer Maske an bestimmten Orten wichtig ist.« Aufreibend sei das mitunter, nicht leicht zu kommu- nizieren: Ja, eine Maske zu tragen, das ist extrem wichtig in Bereichen und an Arbeitsplätzen, in denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Aber das bedeutet eben nicht, dass Beschäftigte den ganzen Tag lang durchgängig Maske tragen könnten. »Wir lassen uns nicht entmutigen«, sagt Sven Schneider. »Als Betriebsrat kämpfen wir für umfas- senden Gesundheitsschutz der Kolleginnen und Kol- legen in der Pandemie.« Dazu gehören feste Reini- gungs- und Desinfektionszeiten. Dazu gehöre auch, dass die Beschäftigten konsequent dort Masken tra- gen, wo es nicht anders geht. »Aber nicht länger als zwei Stunden am Stück.« t a v i r p : o t o F Engagiert: Sven Schneider und sein Betriebsratsteam setzen sich für umfassende Schutz- maßnahmen am Standort ein.