Betriebsratswahlen beim Windradbauer Enercon
Geschäftsleitung setzt Beschäftigte unter Druck

Insgesamt laufen die Betriebsratswahlen beim Windkraftanlagenhersteller Enercon nach Plan. Bei der Enercon-Tochter Gusszentrum Ostfriesland (GZO) berichten jedoch Beschäftigte von Versuchen der Geschäftsleitung, sie einzuschüchtern. Dies hat der IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel scharf ...

11. April 201411. 4. 2014


... kritisiert. Die IG Metall fordert freie Wahlen und einen konstruktiven Dialog.

Während die Betriebsratswahlen an den übrigen Standorten des Windkraftanlagenbauers Enercon wie geplant laufen, gibt es Probleme bei der Enercon-Tochter Gusszentrum Ostfriesland (GZO) in Südbrookmerland-Georgsheil. Die IG Metall hat eine Reihe von Anrufen von GZO-Beschäftigten erhalten, die von massiven Einschüchterungsversuchen durch den Arbeitgeber berichten. Sie sollen gedrängt worden sein, Kandidaten der Geschäftsführung in den Wahlvorstand zu wählen. Einigen soll der Besuch der Wahlversammlung untersagt worden sein. Zudem sei mit der Streichung des Weihnachtsgeldes gedroht worden.
 

Alarmierende Berichte über Einschüchterungsversuche

Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, sprach gestern auf einer Versammlung in Aurich von „alarmierenden“ Berichten. „Eine Branche, die eine hohe öffentliche Förderung erfährt, muss auch ihrer gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung gerecht werden. Das gilt für Enercon ebenso wie für die anderen Unternehmen der Branche. Für das Gelingen der Energiewende sind gute Arbeitsbedingungen, qualifizierte Beschäftigte und Mitbestimmung die entscheidende Voraussetzung“, erklärte Wetzel. „Die Beschäftigten von Enercon können sich deshalb sicher sein, dass wir sie weiter unterstützen, ihre Mitbestimmungsrechte im Betrieb zu nutzen, Betriebsräte zu gründen und bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen.“ Wetzel will auch mit Bundeswirtschaftsminister Gabriel (SPD) über die Vorfälle sprechen.

Die Enercon-Geschäftsführung wies die Vorwürfe derweil zurück. Sie wirft der IG Metall vor, in erster Linie Mitglieder werben zu wollen. Die Kommentare der Enercon-Beschäftigten auf der Internetseite windstärke13.info jedoch bestätigen die Berichte über mögliche Wahlbehinderungen: „Willkür, Demütigung durch Vorgesetze stehen leider an der Tagesordnung“, scheibt ein Beschäftigter. „Ich war ein Gegner der Gewerkschaft, habe immer gemeint und vor allem gehofft, dass es ohne geht, aber das tut es nicht.“

Und die Ehefrau eines GZO-Beschäftigten schreibt: „Keiner der Arbeiter traut sich, seinen Mund zu öffnen, da so etwas bei GZO nicht gern gesehen ist. Ich hoffe für Euch alle sehr, dass Ihr eure Angst überwindet und gemeinsam kämpft, um etwas für Euch und Eure Familien zu ändern – und einen Betriebsrat wählt.“
 

 

Enercon-Beschäftigte nehmen ihr Grundrecht wahr

Evelyn Gerdes, die Erste Bevollmächtigte der IG Metall vor Ort betont, dass es den Arbeitnehmern um einen „konstruktiven Dialog mit der Geschäftsleitung“ geht. Die Enercon-Beschäftigten hätten eine Reihe von Themen, die sie verbessern möchten. „Es ist gut, dass die Beschäftigten den Mut haben, ihr selbstverständliches Grundrecht zur Gründung von Betriebsräten wahrzunehmen.“

Bislang gab es nur an einzelnen der zahlreichen Enercon-Standorte Betriebsräte. Im letzten kamen jedoch zahlreiche Beschäftigte mit dem Wunsch nach Betriebsräten auf die IG Metall zu. Seither sind zahlreiche Betriebsratswahlen eingeleitet worden. Ende letzten Jahres haben die rund 2600 Beschäftigten der neun regionalen Servicegesellschaften Betriebsräte gewählt. Derzeit folgen zahlreiche Wahlen an weiteren Standorten.

Für Enercon-Beschäftigte hat die IG Metall eine kostenlose Hotline eingerichtet: 0800 4464636.

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