Energieintensive Industrie
Deshalb brauchen wir einen Brückenstrompreis

Deutsche Industriebetriebe ächzen unter den hohen Strompreisen. Für energieintensive Branchen geht es langfristig um die Existenz. Ein „Brückenstrompreis“ könnte beim Klima-Umbau der Betriebe helfen – und Beschäftigung dauerhaft sichern.

31. August 202331. 8. 2023


Die Zeit drängt. Die Belastungen steigen. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei den Strompreisen an der Spitze – 2022 kostete eine Megawattstunde Industriestrom für Großverbraucher im Schnitt 386 Euro. 2020 lag der Preis im Jahresschnitt noch bei 84 Euro.

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Betriebe ist damit akut gefährdet. Das gilt vor allem für die stromintensive Grundstoffindustrie. Stahlhersteller, Chemiebetriebe oder Aluminiumhütten ächzen unter den hohen Strompreisen. Für sie geht es langfristig um die Existenz. Steigen die Belastungen weiter, könnten Standorte geschlossen werden, könnten viele Arbeitsplätze verloren gehen.

Die IG Metall fordert deshalb einen Industriestrompreis – beziehungsweise „Brückenstrompreis.“ Genannt wird er so, weil er den Unternehmen Zeit verschaffen soll bis ausreichend günstiger Ökostrom verfügbar ist.
 

Brückenstrompreis sichert Beschäftigung

Gemeinsam mit den Verbänden und Gewerkschaften der energieintensiven Industrien sowie dem DGB hat sich die IG Metall nun zu einer „Allianz pro Brückenstrompreis“ zusammengeschlossen. Die Mitglieder der Allianz, die insgesamt mehr als 1,1 Millionen Beschäftigte in über achttausend Unternehmen der energieintensiven Industrie vertreten, sprechen sich einhellig für eine schnelle Lösung der derzeitigen Debatte um einen Brückenstrompreis aus.

Damit das aber gelingt, muss die Bundesregierung zügig einen Brückenstrompreis einführen. Sie muss aktiv in den Energiemarkt eingreifen – und den Strompreis für bestimmte Unternehmen bei einer vorab festgelegten Höhe deckeln. Die Differenz zwischen Marktpreis und festgelegtem Industriestrompreis zahlt der Bund.
 

Transformation hin zur klimaneutralen Produktion

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) plant einen Industriestrompreis von sechs Cent pro Kilowattstunde. Die IG Metall hält fünf Cent für sinnvoll. Diese Höhe orientiert sich an Strompreisen auf dem europäischen Markt. Der Preisdeckel würde der energieintensiven Grundstoffindustrie Luft verschaffen, er würde ihre internationale Konkurrenzfähigkeit wieder herstellen. Auch hätten die Unternehmen Geld für wichtige Zukunftsinvestitionen, für die Transformation hin zu einer klimaneutralen Produktion.

Wichtig dabei ist: Die Staatshilfe soll es nur unter bestimmten Bedingungen geben. Wer die Förderung erhält, muss sich zu Investitionen in den Umbau der eigenen Produktion verpflichten. Betriebsräte und zuständige Gewerkschaften müssen eng einbezogen werden und Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung aushandeln. Wichtig außerdem: Der Brückenstrompreis muss klar auf die energieintensiven Branchen beschränkt sein, etwa auf Stahlwerke, Gießereien, Aluminiumhersteller.

Die Einführung eines Brückenstrompreises hilft nicht einzig und allein beim Klima-Umbau der Unternehmen. Mit ihm kann Beschäftigung dauerhaft gesichert, können Standortschließungen, drohenden Verlagerungen sowie dem Verlust von Arbeitsplätzen abgewendet werden. „Insgesamt geht es um hunderttausende gute bezahlte, tariflich abgesicherte Arbeitsplätze: Sie sind in den energieintensiven Industriezweigen und der nachgelagerten Produktion besonders zahlreich zu finden“, sagt Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. „Diese Arbeitsplätze dürfen nicht verloren gehen.“

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