Rente
Was das neue Rentenpaket für Beschäftigte bedeutet

Die Bundesregierung hat ihre Pläne für die Rente vorgestellt. Damit will sie die gesetzliche Rentenversicherung längerfristig stabil halten. Für Beschäftigte enthält das Rentenpaket eine gute Nachricht – und eine eher bedenkliche.

5. März 20245. 3. 2024


Die Rente dauerhaft sicher machen – das ist der Auftrag an die Bundesregierung. Nun hat die Ampelkoalition ihr lange erwartetes Rentenpaket vorgestellt.

Hier der Überblick:

Was genau steckt im neuen Rentenpaket?

Das „Rentenpaket II“ bringt zwei wichtige Weichenstellungen für die Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung.

Nummer eins: Das sogenannte Rentenniveau soll längerfristig stabilisiert werden und zumindest bis zum Jahr 2039 nicht unter 48 Prozent sinken. Bislang war diese Stabilisierung bis 2025 befristet.

Nummer zwei: Neben dem stabilen Rentenniveau enthält das Rentenpaket II das sogenannte Generationenkapital. Heißt: Die Bundesregierung legt über einen Fonds zunächst zwölf Milliarden Euro am Kapitalmarkt an. In jedem Jahr soll Geld dazukommen. Die Erträge aus dieser Kapitalanlage sollen in Zukunft die Rentenkasse entlasten.


Was bedeutet das Rentenpaket für heutige Rentner?

Die längerfristige Stabilisierung des Rentenniveaus ist eine gute Nachricht für Rentnerinnen und Rentner. In den kommenden Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand – die sogenannte Babyboomer-Generation.

Nach bisheriger Gesetzeslage hätte das ein steiles Absinken des Rentenniveaus zur Folge gehabt. Die Rente wäre damit von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt worden. Rentnerinnen und Rentner hätten gegenüber der erwerbstätigen Bevölkerung massiv an Kaufkraft eingebüßt. Das wird mit dem neuen Rentenpaket vorerst verhindert.

Zum Hintergrund: Das Rentenniveau zeigt, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns jemand als Rente erhält, der genau 45 Jahre lang immer zum Durchschnittslohn gearbeitet und entsprechend Rentenbeiträge gezahlt hat. Ein sinkendes Rentenniveau bedeutet: Die Renten steigen weniger als die Löhne.


Was bedeutet das Rentenpaket für künftige Rentner?

Wer noch Jahre oder Jahrzehnte bis zum Renteneintritt vor sich hat, ist ebenfalls auf ein stabiles Rentenniveau angewiesen – fast noch mehr als heutige Ruheständler. Ein stabiles Rentenniveau bedeutet: Die Renten steigen so wie die Löhne, sie verlieren nicht an Kaufkraft. Bei stabilem Rentenniveau müssen Beschäftigte nicht befürchten, dass ihre Altersversorgung löchriger wird.


Ist die Rente jetzt sicher?

Zumindest sicherer als vorher. Die Stabilisierung des Rentenniveaus macht die gesetzliche Rente zu einem verlässlicheren Eckpfeiler der Altersvorsorge. Die Gefahr immer größerer Rentenlücken, denen man privat immer mehr hinterhersparen soll, ist damit gesunken. Das neue Rentenpaket ist daher ein deutlicher Schritt nach vorne.

Klar ist aber auch: Die Bundesregierung bleibt mit ihren Plänen hinter dem Koalitionsvertrag zurück. Dort steht: Das Rentenniveau soll „dauerhaft“ bei 48 Prozent gesichert werden. Nun ist diese Stabilisierung zunächst bis 2039 vorgesehen. Für die Zeit danach gibt es einen Prüfauftrag an eine künftige Bundesregierung. Außerdem sagt die IG Metall: Ein Rentenniveau von 48 Prozent ist nicht ausreichend. Eine grundlegende Reform der Rentenversicherung steht noch immer aus (siehe unten).


Was ist das Generationenkapital?

Mit dem Generationenkapital will die Bundesregierung die Kapitalmärkte für die gesetzliche Rentenversicherung einspannen. Jedes Jahr soll ein zweistelliger Milliardenbetrag angelegt werden. Die Rendite aus dieser Anlage soll die Rentenkasse stärken.

Das Generationenkapital basiert auf einer Idee der FDP. Sie wollte ursprünglich eine echte „Aktienrente“ einführen. Also: Rentenbeiträge an der Börse anlegen. Stattdessen kommt das Geld nun vom Bund – der dafür Kredite aufnimmt. Im ersten Schritt steckt die Bundesregierung zwölf Milliarden Euro in das Generationenkapital.


Ist das Generationenkapital riskant?

So riskant oder nicht riskant wie Investitionen an den Kapitalmärkten nun einmal sind. Die Rendite kann gut sein – es kann aber auch Verluste geben. Das Generationenkapital rückt die Rente jedenfalls näher an die Risiken der Finanzmärkte.

Bisherige Erfahrungen geben wenig Anlass für Euphorie. Der „Pflegevorsorgefonds“ machte bis 2020 im Schnitt 2,6 Prozent Gewinn pro Jahr. Mit Aktiengeschäften fuhr der Pflegefonds teilweise hohe Verluste ein. Den Fonds gibt es seit 2015. Er soll die Finanzierung der Pflege in den 2030er Jahren sichern – ganz ähnlich wie das Generationenkapital die Rentenversicherung stützen soll. Weil das Generationenkapital aus Krediten gespeist wird, müssen von der erwarteten Rendite aber noch die Zinskosten abgezogen werden.

Immerhin: Das Risiko der Geldanlage tragen nicht die Rentnerinnen und Rentner, auch bei Verlusten wären die Renten geschützt. Die Erträge aus dem Generationenkapital sollen den Beitragssatz stabilisieren und den Zuschuss des Bundes zur Rentenversicherung dämpfen. Bei positiven Erträgen würde der Bundeshaushalt entlastet. Bei Verlusten müsste der Bund einspringen und mehr in die Rentenkasse zahlen als geplant.


Was schlägt die IG Metall für die Rente vor?

Aus Sicht der IG Metall sind die Finanzmärkte keine solide Basis für die gesetzliche Rente. Sie schwanken zu stark. Das Umlageverfahren hat sich dagegen seit vielen Jahrzehnten als stabil und äußerst flexibel erwiesen.

Die IG Metall will die gesetzliche Rentenversicherung weiter stärken. Das stabile Rentenniveau ist dafür ein wichtiger Baustein – und steht bereits seit 2016 als Zwischenschritt im IG Metall-Rentenkonzept.

Im nächsten Schritt wollen wir das Rentenniveau anheben, auf etwa 53 Prozent. Das entspricht dem Stand aus dem Jahr 2000.

Um die Rentenversicherung langfristig solide aufzustellen, wollen wir sie solidarisch umbauen: Zu einer Erwerbstätigenversicherung, in die alle einzahlen – auch Beamte, Selbstständige, Anwältinnen oder Apotheker.

Alle Infos zum Rentenkonzept der IG Metall gibt es hier.

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