Jörg Hofmann: Beschäftigte brauchen eine echte Chance
WIR für mehr Zeit und Geld

Bei der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie geht es um weitaus mehr als „nur“ das Geld: Genauso wichtig werden qualitative Forderungen sein – für eine neue Bildungsteilzeit und eine bessere Altersteilzeit.

16. Oktober 201416. 10. 2014


Zum Jahresende können die Entgelt-Tarifverträge für die Metall- und Elektroindustrie gekündigt werden. Was steht nun an?
Jörg Hofmann: Natürlich geht es einerseits um mehr Geld, höhere Entgelte und Ausbildungsvergütungen. Wir beginnen jetzt aber auch regionale Gespräche mit den Arbeitgebern über eine neue Altersteilzeit und Bildungsteilzeit, denn die Beschäftigten brauchen echte Chancen. Ziel ist, bis November erste Zwischenergebnisse vorzulegen.

Inhaltlich geht es um flexible Altersübergänge und Chancen auf berufliche Entwicklung. Was heißt das?
Die Leitidee steckt schon in dem Slogan der Tarifrunde: „Wir für mehr!“ Bei den qualitativen Themen geht es um mehr Zeit für die Beschäftigten. Mehr Zeit für uns ― das ist ein drängendes Anliegen vieler Arbeitnehmer angesichts der immer weitergehenden Flexibilisierungsansprüche der Arbeitgeber. Wir wollen jetzt zwei Themen aus den Ergebnissen unserer Beschäftigtenumfrage in 2013 aufgreifen: mehr Zeit für berufliche Entwicklung und flexible Übergänge in die Rente.

Was hat es mit der Bildungsteilzeit auf sich?
Tatsache ist: Echte Teilhabechancen auf berufliche Entwicklung bestehen nicht. Oder sie werden nach Gutsherrenart verteilt. Tatsache ist aber auch: Ein längeres Arbeitsleben bei einem immer schnelleren technisch-organisatorischen Umbruch in den Betrieben braucht Teilhabechancen an Bildung für alle ― auch nach der Erstausbildung, damit sich die Beschäftigten beruflich fortentwickeln können.

Bildung ist die Voraussetzung dafür: Beschäftigte ohne Berufsausbildung sollen eine echte Chance auf einen Abschluss bekommen oder Facharbeiter ihren Techniker-, Bachelor- oder Masterabschluss machen können. Die Unternehmen brauchen qualifizierten Nachwuchs. Das kostet Zeit und Geld ― und dies kann nicht nur dem Einzelnen aufgebürdet werden. Hier sind die Arbeitgeber zu beteiligen.

Und wofür brauchen wir neue Altersteilzeit-Regelungen?
Bei den flexiblen Altersübergängen ist es so, dass wir die Tarifverträge an das neue Gesetz zur Rente nach 45 Versicherungsjahren anpassen müssen. Hinzu kommt, dass es viele kleine und mittlere Betriebe gibt, in denen keine Altersteilzeit angeboten wird. Es besteht ein großer Bedarf, für besonders belastete Gruppen ― zum Beispiel für Schichtarbeiter oder Beschäftigte mit kurzen Taktzeiten ― verbindliche Ausstiegsmöglichkeiten zu schaffen.

Wie lassen sich die Ziele am besten durchsetzen?
Uns wird nichts geschenkt. Aus der Beschäftigtenbefragung wissen wir, wie wichtig unsere qualitativen Themen den Belegschaften sind. Deshalb gilt es jetzt, dass aktive Metallerinnen und Metaller für unsere Ziele in den Betrieben werben. Damit alle hinter uns stehen, wenn wir Anfang 2015 spürbare Verbesserungen durchsetzen wollen.
Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen