Ganztägige Warnstreiks bei Porsche und BMW in Leipzig
Ganztägiger Warnstreik bei BMW in Leipzig

Kein Auto rollt mehr vom Band: Rund 10 000 Beschäftigte bei Porsche und BMW in Leipzig haben mit ganztägigen Warnstreiks die Auto-Produktion lahmgelegt. Sie drücken besonders die Arbeitszeiten. Durch die 38-Stunden-Woche haben sie oft am Samstag Schicht.

2. Februar 20182. 2. 2018


Normalerweise arbeiten hier 10 000 Beschäftigte ― und noch einmal fast genauso viele bei Zulieferern und Dienstleistern. Heute nicht. Porsche und BMW in Leipzig stehen. Gestern Nacht trat Porsche zuerst in den ganztägigen Warnstreik. Heute Abend kamen die BMWler dazu. Kein Auto rollt hier mehr vom Band.

„Unsere Streikposten sind bei uns noch mal durch die Hallen. Drei Leute haben sie gefunden, die noch gearbeitet haben“, erzählt der BMW-Betriebsratsvorsitzende Jens Köhler. „Wir haben dann bei der Energiezentrale angerufen: Macht mal das Licht aus. Und sie haben es ausgemacht. Jetzt geht nix mehr.“


Treffen im Streiklokal

Die Warnstreikenden von Porsche und BMW treffen sich im Streiklokal auf dem benachbarten Leipziger Messegelände. Halle 4. „Registrierung Porsche“. „Registrierung BMW“ steht über je zehn Schaltern links und rechts. Es gibt Tische, Stühle, zwei Sorten Suppe, Brezel und Würstchen. Eine Rockband spielt live. Die Stimmung? Extrem entspannt. Kinder hüpfen vor der Bühne herum. Die Leute wissen, dass sie gemeinsam stark sind. In den Werken geht sowieso nichts, wenn auch nur die Hälfte nicht arbeitet.

 

Registrierung im Streiklokal der IG Metall Leipzig in der Messe-Halle 4

 

„Dabei ist das hier für alle Neuland“, betont Bernd Kruppa, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Leipzig. „Einen ganzen Tag die Arbeit niederlegen, das gab es hier noch nie. Aber die Zeiten ändern sich. Wir zeigen heute, dass wir das packen.“


Zulieferer und Dienstleister solidarisch mit den Warnstreikenden

Auch Beschäftigte von Zulieferern und Dienstleistungsfirmen auf den beiden Werksgeländen sind hier. Sie sind nicht im Metall-Tarif, sondern haben mit uns zusammen eigene Tarifverträge durchgesetzt. Doch wenn bei BMW und Porsche nichts läuft, geht bei ihnen auch nichts raus und die Bänder stehen. Beim Kontraktlogistik-Dienstleister Schnellecke auf dem BMW-Gelände hat die Geschäftsführung schon angekündigt, dass Schichten ausfallen.

Keine Arbeit. Aber die Beschäftigten sind gar nicht sauer, sie nehmen einfach ihre Stunden aus dem Zeitkonto, erzählt der Schnellecke-Betriebsratsvorsitzende Kai Hammer. „Viele hätten gerne gleich mitgestreikt ― aber dann auch verstanden, dass der Metalltarif bei uns eben nicht gilt und das nicht geht. Wir stehen voll hinter den Forderungen der IG Metall und den Kollegen bei BMW und Porsche. Bei den Warnstreik-Aktionen im Januar waren auch fast alle dabei und haben unterstützt.“


38 Stunden in der Woche ― und oft am Samstag

Vor allem die Arbeitszeit drückt die Beschäftigten bei BMW und Porsche in Leipzig. Anders als ihre Kollegen im Westen müssen sie nicht 35 sondern 38 Stunden in der Woche arbeiten. Aus 38 Stunden lassen sich schlecht Schichtmodelle machen. Für viele bedeutet das, dass sie jeden zweiten Samstag arbeiten müssen.

Daher wollen wir in den Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern auch darüber reden. Doch bislang weigern diese sich. „Die Arbeitgeber müssen ihre Blockade aufgeben“, fordert Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, der zu den Warnstreikenden in Halle 4 gekommen ist. „Wir fordern Arbeitszeiten, die zum Leben passen, mit Zuschüssen für Schichtarbeit, Kindererziehung und Pflegesituation sowie eine Verhandlungsverpflichtung zur Angleichung der Arbeitszeit Ost. Fast 30 Jahre nach dem Fall der Mauer sollte auch der letzte Arbeitgeber begriffen haben, dass auch die Arbeitszeit-Mauer fallen muss. “

Tarif

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