Tarifabschluss mit Zeitarbeitsverbänden
Die Lücke schließt sich

Die IG Metall ist dem Ziel „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ in der vergangenen Nacht ein großes Stück näher gerückt. Leiharbeitnehmer bekommen in Zukunft deutlich mehr Geld, wenn sie in der Metall- und Elektroindustrie arbeiten.

22. Mai 201222. 5. 2012


Mehr Gerechtigkeit war ein wichtiges Ziel in dieser Tarifrunde. Jetzt ist die IG Metall wieder ein ganzes Stück vorangekommen. Leiharbeitnehmer bekommen in Zukunft mit dem jetzt vereinbarten Branchenzuschlag mehr Geld, wenn sie in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie eingesetzt sind. Im Laufe eines Einsatzes steigt der Zuschlag in allen Entgeltgruppen stufenweise von 15 auf 50 Prozent. Für einen Facharbeiter sind das zwischen 246 und 819 Euro mehr pro Monat. Ebenfalls geregelt: Der Tarifvertrag sichert den Leihbeschäftigten alle Ansprüche aus betrieblichen Regelungen im Entleihbetrieb. Diese Vereinbarungen galten bislang zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber. Mit dem neuen Tarifvertrag bekommen Leiharbeitnehmer einen eigenen Rechtsanspruch auf diese Besser-Vereinbarungen.

Helga Schwitzer wertete das Ergebnis als einen wichtigen Schritt hin zur fairen Bezahlung von Leihbeschäftigten. „Die Tarifvertragsparteien haben einen zentralen Beitrag zu mehr Fairness in der Leiharbeit geleistet“, erklärte das geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Verhandlungsführerin in Frankfurt. Schwitzer empfiehlt den bundesweit ersten Tarifvertrag über Branchenzuschläge in der Leiharbeit als Vorbild für andere Branchen.


Zuschlag in fünf Stufen

Der Tarifvertrag, den die IG Metall mit dem Bundesverband der Personaldienstleister (BAP) und dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) abgeschlossen hat, tritt am 1. November 2012 in Kraft und ist erstmals zum 31. Dezember 2017 kündbar. Ab Inkrafttreten erhalten Leiharbeitnehmer nach sechs Wochen Einsatzdauer 15 Prozent Branchenzuschlag, nach drei Monaten 20 Prozent, nach fünf Monaten 30 Prozent, nach sieben Monaten 45 Prozent und nach weiteren zwei Monaten 50 Prozent. Der Branchenzuschlag berechnet sich auf Basis der DGB-Tarifverträge mit BZA und IGZ. Leiharbeitnehmer erhalten den Branchenzuschlag auch, wenn sie in nicht tarifgebundenen Metall- und Elektrounternehmen arbeiten.


Zweimal mehr Geld

Für Leiharbeiter gibt es damit im November dieses Jahres gleich zweimal mehr Geld. Denn am 1. November steigen auch die Tarifentgelte der DGB-Tarifverträge mit BZA und IGZ. Danach erhalten Leihbeschäftigte in der obersten Entgeltgruppe im Westen 18,20 Euro pro Stunde statt bislang 17,76 Euro. Im Osten erhöht sich der Stundenlohn dieser Lohngruppe von 15,52 auf 15,91 Euro. Beschäftigte in der mittleren Entgeltgruppe bekommen im Osten 10,68 statt 10,42 Euro und im Westen 12,21 statt 11,92 Euro. In der untersten Entgeltgruppe gib es in Westdeutschland pro Stunde 8,19 statt 7,89 Euro und in Ostdeutschland 7,50 statt 7,01 Euro .


Erfolg der Solidarität

Das Ergebnis ist bereits der zweite Erfolg in wenigen Tagen, den die IG Metall für Leihbeschäftigte erreicht hat. Bereits am Wochenende konnte sie in den Verhandlungen mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie mehr Mitspracherechte beim Thema Leiharbeit in den Betrieben sichern. Die Arbeitgeber müssen in Zukunft mit dem Betriebsrat darüber verhandeln, wenn sie Leiharbeitnehmer einsetzen wollen. Spätestens nach 24 Monaten müssen die Betriebe den Leiharbeitnehmern einen festen Arbeitsplatz anbieten.

Stamm- und Leihbeschäftigte haben in dieser Tarifrunde gemeinsam viel erreicht. Das Ergebnis ist vor allem ein Erfolg ihrer Solidarität. „Damit haben wir viele Blockaden der Arbeitgeber brechen können“, sagte Helga Schwitzer. Sie wollten zunächst die unteren Entgeltgruppen von Branchenzuschlägen ausnehmen und den Branchenzuschlag deutlich niedriger und später einsetzen. Mit dieser Forderung konnten sie sich nicht durchsetzen.

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