Insolvenz P+S Werften Stralsund und Wolgast
Keiner weiß, wie es weitergeht

Eine bittere Botschaft für 2000 Schiffbauer und ihre Familien: Trotz voller Auftragsbücher müssen die P+S Werften in Stralsund und Wolgast Insolvenz anmelden. Die IG Metall fordert ein Fortführungskonzept, damit beide Standorte erhalten bleiben.

21. August 201221. 8. 2012


Die Stimmung ist mies in Stralsund und Wolgast. Die Beschäftigten der P S Werften sind bedrückt. Keiner weiß, wie es weiter geht, seit bekannt ist, dass das Unternehmen voraussichtlich am Mittwoch Insolvenz anmelden muss. Auslöser ist die Entscheidung der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern, keine weiteren millionenschweren Rettungspakete zu genehmigen und die Finanzhilfen einzustellen. Dem Unternehmen fehlt das Geld, um bestehende Aufträge fertigzustellen. Die vom Land bereits zugesagten Überbrückungskredite von 152 Milllionen Euro hätten nicht ausgereicht, um die Verpflichtungen der Werften über das Jahresende hinaus zu sichern.

Dramatische Folgen für die Region

Die zugespitzte Lage ist bitter für die Belegschaft. Denn die Beschäftigten hatten seit Jahren ihren Beitrag für den Erhalt der Werften geleistet. Erst 2009 hatten die Mitarbeiter einen Restrukturierungstarifvertrag mitgetragen. Seit der Finanzkrise steckt der Schiffbaubetrieb trotz guter Auftragslage in Liquiditätsnöten. Lieferverzögerungen bei zwei Großfähren und zwei Spezialschiffen hatten die Situation weiter verschärft. Die P S Werften gehören zu den zehn größten Arbeitgebern in Mecklenburg-Vorpommern.

„Ein Zusammenbruch der beiden Werften in Stralsund und Wolgast wäre eine Katastrophe für die gesamte Region“, erklärte der IG Metall-Bevollmächtigte von Vorpommern, Guido Fröschke. „2000 Arbeitsplätze sind auf den Werften unmittelbar bedroht, weitere 3000 Arbeitsplätze in der Zuliefererbranche sind von der Insolvenz betroffen. Für sie und deren Familien wäre ein Aus ein schwerer Schlag.“

Möglichst wenig Personalabbau

Am Dienstag wurden die Mitarbeiter der P S Werften in einer Betriebsversammlung über die Situation informiert. An der Veranstaltung nahm neben Vertretern der Landespolitik auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Eigenschaft als Wahlkreisabgeordnete teil. An der dramatischen Lage der Werften ist die Politik nicht unschuldig. Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist mit zwei Vertretern im Beirat vertreten und hatte den Kurs des Unternehmens mit abgenickt.

IG Metall und Betriebsrat dringen darauf, dass die Werften an beiden Standorten mit möglichst wenig Personalabbau erhalten bleiben. „Der Insolvenzverwalter muss ein tragfähiges Fortführungskonzept erstellen und das Land muss diesen Prozess unterstützen – auch mit Geld“, erklärt der IG Metall-Bevollmächtigte Fröschke. Betriebsratvorsitzender Jürgen Kräplin erwartet, dass das Land die Volkswerft nicht hängen lässt. „Wir müssen die bestehenden Aufträge abarbeiten, damit wieder Geld in die Kasse der Werft kommt.“

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