Zu Besuch bei Birgit Burgmeier
Studium und Beruf? Auch das geht!

Erst eine Berufsausbildung und darauf aufbauend berufsbegleitend noch ein Studium. Das ist hart. Aber es geht. Mit viel Ehrgeiz und Engagement hat eine junge Betriebsrätin Karriere gemacht. Sie arbeitet als Meisterin bei BMW in Landshut.

13. März 201313. 3. 2013


Bärtige Männer im Blaumann. So sehen viele die IG Metall. Doch es gibt auch ein anderes Bild: Das von Birgit Burgmeier. Jung, weiblich, lange dunkle Haare und grüne Augen. Birgit arbeitet als Meisterin bei BMW in Landshut und studiert noch nebenbei.

Birgit Burgmeier fährt einen Mini Roadster, schwarz – was sonst. Ein Fahrzeug, das von BMW produziert wird. An den MINI-Modellen hat sie einen Narren gefressen, es ist schon ihr sechster. Birgit sitzt in ihrer geräumigen Wohnküche. Auf dem Esstisch steht aufgeklappt der Laptop. Gestern hat die Landshuterin gerade eine wichtige Prüfung hinter sich gebracht. Und ist erst einmal erleichtert. Wenn sie noch mal von vorne anfangen müsste, sie würde alles wieder genauso machen, meint die 26-Jährige.

Birgit macht ihren Abschluss als Wirtschaftsingenieurin an der Fachhochschule – berufsbegleitend. Gerade hat sie das 5. Semester beendet. Drei liegen noch vor ihr. Ein Studium neben dem Job? Das klingt hart. Ist es auch. Von Montag- bis Freitagnachmittag arbeitet sie bei BMW. Anschließend studiert sie bis Samstagabend an der Fachhochschule.

Die Ehrgeizige

Birgit weiß, was sie will. Egal, ob es um ihren Job bei BMW oder um ihr Studium geht. „Man braucht einen starken Willen und ein Ziel“. Und dafür bringt sie Opfer. Neben den Studiengebühren von 2400 Euro pro Semester, investiert sie für ihr Studium noch eine Menge Zeit. Abends und am Wochenende lernen, 3 Wochen vom Jahresurlaub und Bildungsurlaub, den Birgit über eine Betriebsvereinbarung bei BMW bekommt. Trotzdem nimmt sie sich regelmäßig eine Auszeit und geht mit ihrem Freund ein gemeinsames Hobby nach – dem Tauchen und das Reisen.


Die Kreative

Schon als Kind hatte Birgit viel Interesse an praktischen und kreativen Dingen. Statt mit Puppen zu spielen, hat sie lieber gebastelt. „Beispielsweise Blumenstützen aus Holz für den Garten“, erklärt Birgit. Als sie sich nach ihrem Realschulabschluss zwischen einer kaufmännischen oder gewerblichen Ausbildung entscheiden musste, hat sie sich zu einer Ausbildung als Zerspanungsmechanikerin bei BMW entschlossen. „Eine Bankenlehre oder etwas anderes im Büro wäre mir zu monoton und langweilig gewesen“, lacht sie. Jetzt weiß sie, wie man eine CNC-Maschine bedient, fräst und dreht. 2006 hat sie vorzeitig ihre Prüfung gemacht und sich schon damals zum Weitermachen entschlossen. Bis 2010 hat sie die Maschinenbautechnikerschule berufsbegleitend besucht. Anschließend hat sie noch ihren Ausbilderschein gemacht.


Männerwelt

Wenn sie nicht gerade studiert, arbeitet Birgit als Meisterin bei BMW in der Gelenkwellenfertigung. Seit über 2 Jahren ist sie für eine Gruppe von etwa 50 Mitarbeitern verantwortlich, alles Männer.

Eine junge Frau und 50 Männer? Das geht. „Ich sage gern, wo und wie es lang geht“, bekennt die 26-Jährige, die bei BMW in Landshut als einzige Frau in der Funktion einer Meisterin arbeitet. Sie kann sich verwirklichen in ihrem Job und das macht viel Spaß: „Mein Chef gibt mir zwar Ziele vor, doch wie diese umgesetzt werden, liegt größtenteils in unserer Hand“.

Das Arbeitsklima in der Gruppe? Das ist sehr gut. Birgit tut viel, damit das Miteinander in ihrer Schicht stimmt. Sie ist für alle Kollegen da. Bei Arbeitsbeginn macht sie ihre Runde, begrüßt jeden einzelnen Mitarbeiter und führt kurze Gespräche. So bekommt sie mit, wenn es Konflikte gibt. Und sie kann schon erste Fragen klären. Als einzige Frau mit vielen Männern zu arbeiten, war für sie kein Problem. Im Gegenteil, sie hat viele positive Erfahrungen gemacht. „Da wird nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt“, sagt Birgit. Sie spricht sich für geschlechtergemischte Teams aus. Der Mix führe zu einem besseren Ergebnis, da Frauen anders mit Problemen und Menschen umgehen als Männer. Frauen geben einer Diskussion noch mal eine andere Richtung. Das ist ihre Erfahrung.


Mitglied der IG Metall wurde sie schon zu Beginn ihrer Ausbildung bei einer Veranstaltung der Jugend- und Auszubildendenvertretung. 2010 wurde sie in den Betriebsrat gewählt und ist dort im Entgelt-Ausschuss.

Familie und Karriere

Welche Wünsche sie für die Zukunft hat? Familie oder Karriere? Oder beides zusammen? Das will sie jetzt nicht entscheiden. „Erst einmal will ich mein Wissen im Betrieb umsetzen“, sagt Birgit und erklärt dass ihr nach dem Abschluss bei einem globalen Konzern wie BMW viele Möglichkeiten und Wege offen stehen. Um so erfolgreich wie Birgit zu sein, muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und man braucht Glück, Wissen und einen starken Willen.

Birgit will jungen Frauen Mut machen, sich für eine gewerbliche Laufbahn zu entscheiden: „Man kann kreativ sein und es gibt immer wieder Neues zu entdecken.“ Die Ausbildung ist breit gefächert und bietet viele Möglichkeiten, weiterzumachen.
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