Zehntausende gedenken des Nagelbombenanschlags
Zusammenstehen und den Rechten die Rote Karte zeigen

Zehntausende Menschen haben am Wochenende in der Kölner Keupstraße ein großes Birlikte-Fest gefeiert. ‚Birlikte‘ heißt ‚Zusammenstehen‘ und erinnert an den Nagelbombenanschlag, der vor zehn Jahren die Bewohner dieser Straße erschüttert hatte.

10. Juni 201410. 6. 2014


Mit mehr als 150 Veranstaltungen wurde jetzt an den Anschlag erinnert. Fast 500 Künstler waren bei dem Fest dabei. Auch die IG Metall hatte sich an den Kosten des Festes beteiligt und dazu aufgerufen, zu Pfingsten nach Köln zu kommen um mitzufeiern. Hunderte Metaller waren als freiwillige Helfer vor Ort und trugen dazu bei, dass das Fest ein Erfolg wurde. Auch der „Roadtruck“ der IG Metall war dabei und zeigte Präsenz.
 

Menschen sollten sterben

Als damals die Bombe explodiert war, hatte die Polizei sofort einen fremdenfeindlichen Hintergrund ausgeschlossen. Stattdessen wurden die Opfer verdächtigt, der kriminellen Szene anzugehören. Verhöre, Razzien und Finanzprüfungen folgten.

Später stellte sich heraus, dass die Mörder vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) die Bombe gelegt hatten. Der Sprengsatz war so gebaut, möglichst vielen Menschen den Tod zu bringen. Nur durch Zufall kam niemand ums Leben. Allerdings wurden 22 Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt.
 

Staat hat unbescholtene Bürgerinnen und Bürger nicht geschützt

Bundespräsident Joachim Gauck sagte zum Auftakt der Birlikte-Kundgebung: „Heute stehen wir zusammen.“ Es gehe um ein Land, in man ohne Angst verschieden sein könne. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) drückte sein Bedauern über das Versagen Deutschlands aus: „Ich schäme mich dafür, dass der deutsche Staat es über so viele Jahre nicht geschafft hat, dafür zu sorgen, dass unbescholtene Bürgerinnen und Bürger besser geschützt wurden.“ Die damalige Kriminalisierung der Opfer sei unverständlich und ein Punkt, der bis heute nicht abschließend aufgeklärt worden sei.
 

Rechten die Rote Karte zeigen

Viele IG Metall-Betriebsräte sowie 300 000 Mitglieder haben einen Migrationshintergrund. „Deshalb ist die Unterstützung von ‚Birlikte – Zusammenstehen‘ eine Herzensangelegenheit für die IG Metall“. Das hatte Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, im Vorfeld erklärt. Die IG Metall steht für Willkommenskultur, Demokratie und Solidarität in Betrieb und Gesellschaft.

Der IG Metall-Vertrauensmann Athanasios Tsiolakidis konnte das auf der Kundgebung bestätigen: „Weder bei Ford, noch in der Gewerkschaft wurde ich abgestempelt als Ausländer. Im Gegenteil. Wir haben ein gutes Miteinander. Wir leben von der Vielfalt. Denn hier ist jetzt unsere Heimat.“

Birlikte, das heißt zusammenstehen. Für Tsiolakidis ein Grund, diese Veranstaltung zu unterstützen. Außerdem gilt es, „den rechten Gruppierungen die Rote Karte zu zeigen, denn wir dürfen uns nicht von gemeinsamen Zielen ablenken lassen“.

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