Wirtschaft aktuell: Verschärfte Kreditkonditionen aber keine ...
Kreditvergabe – Wo es wirklich klemmt

Die Banken haben ihre Kreditkonditionen im Zuge der Finanzkrise deutlich verschärft. Das kritisiert die IG Metall in der neuesten Ausgabe von „Wirtschaft aktuell“. Eine Kreditklemme liegt derzeit in Deutschland allerdings nicht vor. Skandalös und arbeitsmarktpolitisch kontraproduktiv ist es ...


... allerdings, wenn Banken ihre Kreditzusagen an Entlassungen und Lohnkürzungen koppeln.

Die Europäische Zentralbank (EZB) kann auch anders: 442 Milliarden Euro spülte sie vor kurzem in die europäischen Geldmärkte – zu denkbar günstigen Konditionen. Zuvor hatten die europäischen Regierungen hunderte Milliarden Euro für staatliche Rettungsschirme bereitgestellt, um einen Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern.

Banken polieren ihre Bilanzen auf
Wer darauf vertraut habe, so „Wirtschaft aktuell“, dass die Geldinstitute nun ihrerseits die Kreditvergabe lockern und die Zinsen senken würden, wurde enttäuscht. Die Banken sähen sich offenkundig nicht in der Pflicht, die Realwirtschaft verstärkt mit finanziellen Mitteln zu versorgen. „Sie nutzen die Hilfestellungen zwar selbst kräftig aus, geben aber davon kaum etwas an ihre Kunden weiter“, so Tanja Jacquemin, die bei der IG Metall Leiterin des Ressorts Betriebswirtschaft ist.

Die Wirtschaftsexpertin ist der Ansicht, dass die Banken den positiven Saldo aus Zinseinnahmen und -ausgaben ausnutzen, um ihre eigenen Bilanzen aufzupolieren. Zu allem Übel machten sich außerdem schon wieder fragwürdige Finanztitel in der Anlageberatung breit.

Unternehmen in der Klemme
Die Wirtschaftskrise bringe vor allem Unternehmen mit Private-Equity-Beteiligung in Not. Diese seien knapp bei Kasse, da sie den Private-Equity-Anteilseignern den Kaufpreis und zusätzlich massive Gewinnausschüttungen erstatten müssten. Das belaste die Liquidität der Firmen.

Kleine Unternehmen verfügten über geringere Puffer und seien von konjunkturellen Abschwungphasen besonders betroffen. Auch Großunternehmen hätten unter der Krise zu leiden, da sie häufig sehr exportgeprägt seien und zudem durch Beteiligungen und Finanzinstrumente belastet werden könnten. Ihr Problem bestehe allerdings nicht darin, gar keine Kredite zu erhalten, sondern in den verschärften Konditionen der Banken.

Förderung von antizyklischen Investitionen
„Viele Unternehmen sind zur Zeit so stark damit beschäftigt, Maßnahmen zur Krisenbekämpfung durchzuführen, dass die Zeit nach der Krise völlig aus dem Fokus gerät“, warnt Jacquemin. Diese Unternehmen liefen jedoch Gefahr, später vom Wettbewerb überrollt zu werden. Investitionen in die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens sollten deshalb mit günstigeren Konditionen gesondert gefördert werden. Trotzdem sollten auch weiterhin die Kredite zur kurzfristigen Finanzierung von Betriebsmitteln und zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen nicht zu kurz kommen.

Kreditzusagen nicht an Personalreduzierungen koppeln
Als nicht akzeptabel bezeichnete es die Gewerkschafterin, dass Banken ihre Kreditzusagen an personelle Maßnahmen wie Entlassungen oder Lohnkürzungen koppeln. „Zur Zeit wird unter massiven Einsatz der Arbeitsmarktpolitik versucht, Beschäftigung in den Betrieben zu halten“, so Jacquemin, „solche Forderungen sind da skandalös und kontraproduktiv“.

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