Warnstreiks der IG Metall
Noch einen Zacken drauf

Die zweite Warnstreikwoche mit bundesweiten Aktionen läuft. Die Belegschaften stehen ohne Wenn und Aber hinter der IG Metall und den Forderungen. Das zeigt die rege Beteiligung an den Aktionen und Warnstreiks. Überall legen die Metallerinnen und Metaller noch eine Schippe drauf. So wie bei ...


... Conti in Frankfurt. Ein Besuch vor Ort.

Die Stimmung vor dem Werkstor bei Continental in Frankfurt ist gut, das Wetter super. Es gibt Musik, Getränke und Würstchen. Die Belegschaft von Conti Teves gibt sich kampfbereit. Vor der nächsten Verhandlungsrunde für die Metall- und Elektroindustrie im Bezirk Frankfurt machen die Beschäftigten Druck auf die Arbeitgeber. Deren Angebot von drei Prozent ist für die Leute ein Witz.


Jeder wird gebraucht

„Die Streikbereitschaft ist hoch“, sagt Suleyman Sam. Der IG Metall-Vertrauensmann von Conti Teves ist vor dem Warnstreik durch die Abteilungen gegangen und hat für den Warnstreik geworben. „In der Montage reicht es, wenn man den Finger hebt, und die Leute kommen raus.“ Es ist die zweite Aktion innerhalb einer Woche, die bei dem Autozulieferer in Frankfurt Rödelheim stattfindet. Die Beteiligung ist diesmal noch besser. Die Metallerinnen und Metaller stehen hinter den Tarifforderungen.

Für den Ingenieur Andreas Hutter ist es selbstverständlich, beim Warnstreik dabei zu sein. „Hier wird jeder gebraucht. Deshalb habe ich auch einige Kollegen aus meinem Bereich mitgebracht“, sagt der Conti-Mitarbeiter. Die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Geld steht für ihn außer Frage. „Fünf Jahre lang haben wir rangeklotzt und in der Krise drei Stunden mehr gearbeitet. Jetzt geht es der Firma wieder gut, deshalb wollen wir auch Geld sehen.“


Angst der Leiharbeiter

Für seinen Kollegen Dragan Gavric sind die qualitativen Tarifforderungen nach mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit und die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung genauso wichtig. Vor allem über die Leiharbeit echauffiert sich der Entwickler. „Diese Sklavenarbeit muss abgeschafft werden“, sagt Gavric. „Wir haben viele Leiharbeiter, die schon viele Jahre im Betrieb sind. Am Warnstreik trauen sie sich nicht teilzunehmen, weil sie Ärger mit ihrem Entleihbetrieb fürchten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir, die Stammbelegschaft für ihre Interessen eintreten.“

Das Werk von Conti Teves, wo ABS-Bremssysteme für Autos hergestellt werden, ist ausgelastet bis oben hin. Die Belegschaft fährt 20 Schichten, auch in den Entwicklungsabteilungen wird rangeklotzt. „Wir leisten mehr als 100 Prozent, deshalb haben wir auch ein vernünftiges Tarifergebnis verdient“, sagt IG Metall-Vertrauensmann Suleyman Sam. Viele wollen jetzt ihren Teil vom Kuchen abhaben. „Selbst die Vorgesetzten sagen, die Forderungen sind richtig. Mehr Geld, Mitbestimmung bei der Leiharbeit und unbefristete Übernahme – das trifft den Nagel auf den Kopf“, sagt IG Metall-Vertrauensmann Torsten Wagner.


Hoher Leistungsdruck

Die vergangenen fünf Jahre waren für die Conti-Belegschaft besonders hart. Denn dem Unternehmen ging es zeitweise richtig mies, Kurzarbeit war angesagt. Dann ging es direkt aus der Krise wieder volle Kanne nach oben. Conti macht wieder gute Gewinne. „Die Kolleginnen und Kollegen haben viel Flexibilität zeigen“, sagt Betriebsrätin Uli Dittmann. Doch die Belastung hat Spuren hinterlassen. Der Krankenstand in der Belegschaft ist hoch. „Auch die psychischen Probleme wegen Leistungsdruck haben zugenommen“, sagt Dettmann.


„Das Besondere an der jetzigen Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie sind die qualitativen Forderungen. Leiharbeit und Übernahme, das sind dicke Bretter“, sagt Betriebsratschef Michael Iglhaut. „Die Leute verstehen die Themen und stehen voll dahinter.“



Im Betrieb schon geregelt

In einem Punkt hat Betriebsratschef Iglhaut schon vorgemacht, wie das geht, was die IG Metall bundesweit fordert. Bei Conti ist die unbefristete Übernahme von Auszubildenden geregelt. Vor sechs Wochen hat sich das Unternehmen bereit erklärt, die jungen Leute nach ihrer Ausbildung unbefristet einzustellen. „Wir hatten gute Argumente in petto“, sagt Iglhaut. Die Regelung gilt für jetzt für alle 120 Azubis im Betrieb.

„Was bei uns geht, ist auch per Tarifvertrag machbar. Schließlich braucht die Branche gute Facharbeiter,“ sagt Iglhaut. Der Bevollmächtigte der IG Metall-Verwaltungsstelle Michael Erhardt erklärt: „Wir werden die Tarifrunde nicht beenden, ohne dass wir die unbefristete Übernahme für Ausgebildete unter Dach und Fach bringen.“ Erhardt erntet dafür viel Beifall.

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