Urabstimmung bei EDS zu Ende: 50,35 Prozent stimmen zu
Mehrheit akzeptiert Ergebnis

In einer zweiten Urabstimmung haben sich 50,35 Prozent der stimmberechtigten Gewerkschaftsmitglieder bei EDS für ein Ende des Streiks ausgesprochen. Vor allem das Freiwilligen-Programm, über das Beschäftigte mit Aufhebungsverträgen und gut dotierten Abfindungen ausscheiden können, komme gut an.

14. Juli 200914. 7. 2009


In den Standorten geht es jetzt an die Umsetzung der Vereinbarungen. Ohne Arbeitskampf wäre dieses Ergebnis nicht erreicht worden. Es zeige, dass sich Gewerkschaftsmitgliedschaft und solidarische Aktionen lohnen würden, ist der Tenor. „Gewerkschaftliche Strukturen werden es auch bei HP ermöglichen, Verbesserungen durchzusetzen“, meint Helga Schwitzer, im Vorstand der IG Metall für Tarifpolitik und die IT-Branche zuständig.

Bei EDS hatten sich in der Nacht zum 3. Juli 2009 Arbeitnehmer und Management auf einen Kompromiss geeinigt. Dieser sieht vor, dass nicht wie geplant 839, sondern maximal 300 betriebsbedingte Kündigungen erfolgen und dies auch erst ab September.Bis Ende September sollen Mitarbeiter zudem über ein Abfindungsprogramm freiwillig auf ihre Stelle verzichten können. Machen mehr als 200 davon Gebrauch, wird die Zahl der maximal 300 betriebsbedingten Kündigungen nochmals entsprechend reduziert. Das teilte die IG Metall mit. Im Rahmen des Personalabbaus werden zudem Transfergesellschaften gegründet, in denen Beschäftigte für maximal ein Jahr aufgenommen und weiter qualifiziert werden können.

Weiterhin einigten sich die Parteien in einer Integrationsvereinbarung, dass beim Betriebsübergang zu Hewlett Packard (HP), der voraussichtlich im Herbst stattfinden soll, den Mitarbeitern das Gehaltsniveau erhalten bleibt und sie auch an Erhöhungen bei HP teilnehmen. Auch die Ansprüche der betrieblichen Altersversorgung bleiben bestehen, ebenso einige Betriebsvereinbarungen.

IG Metall und Verdi werden den seit über vier Wochen andauernden Streik aussetzen. Am 3. Juli berät dieTarifkommission über das Ergebnis. Voraussichtlich nächste Woche entscheiden die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter bei EDS in einer zweiten Urabstimmung, ob sie den Kompromiss akzeptieren und den Streik endgültig beenden.


Der Konflikt bei EDS

Brief der EDS-Streikenden an Barack Obama
EDS ist ein amerikanisches Tochterunternehmen von Hewlett Packard (HP). Angesichts der fortschreitenden Wirtschaftskrise hatte Barack Obama darauf hingewiesen, wie wichtig jetzt Gewerkschaften sind. Die EDS- und HP-Manager scheinen das anders zu sehen.

In Schweinfurt hatten EDS-Chefs einem externen Beschäftigten 1500 Euro pro Tag für Streikbrucharbeiten geboten. Dennoch lehnte er ab. Mit von der Streikpartie sind auch diejenigen, die normalerweise „zu Hause“ arbeiten. Diese Beschäftigten streiken in ihrem Home-Office, bleiben aber mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom Standort Ludwigsburg ständig in Kontakt.

Streik wird ausgeweitet
Betriebsrat und Geschäftsführung hatten am 16. und 17. Juni 2009 in der Einigungsstelle Gespräche aufgenommen, die ergebnislos abgebrochen wurden. Die EDS- und HP-Chefs rückten von ihren Entlassungsplänen nicht ab. Über 1000 Streikende aus 13 EDS-Standorten hatten sich am 16. Juni 2009 am Aktionstag in Rüsselsheim beteiligt. Unterdessen gerät die EDS-Geschäftsführung unter Druck und versucht mit allen Mitteln Streikbrucharbeiten zu organisieren.

Streikverlauf bei EDS
Rund 1100 Beschäftigte hatten am 4. Juni 2009 nach einem erfolgreichen Urabstimmungsergebnis an 15 Standorten mit ihrem Streik begonnen. Arbeitskämpfe sind in Unternehmen der IT-Branche nicht alltäglich, Streikerfahrungen kaum vorhanden. Die Beschäftigten arbeiten zum Teil unmittelbar bei den Kunden oder zu Hause. Doch allen Schwierigkeiten zum Trotz: Die ersten beiden Streiktage zeigten, dass die Beschäftigten mit großer Mehrheit hinter ihrem Streik stehen.

Die Arbeitnehmer streiken für einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und für sechs Prozent mehr Geld. Der Streik zeigt beispielhaft, dass auch hoch spezialisierte Angestellte die Gewerkschaften brauchen, wenn sie ihre Forderungen durchsetzen wollen.

HP kauft EDS und will Leute entlassen
Zuerst ging es um mehr Geld und darum, künftige Gehaltserhöhungen „auf Augenhöhe“ zu verhandeln. Die Situation änderte sich im August 2008, als Hewlett Packard EDS kaufte. Das Unternehmen kündigte an, 864 von 2700 Arbeitsplätzen abbauen zu wollen und fünf Standorte zu schließen – trotz guter Auslastung und positiver Bilanzen. Jetzt fordern die Beschäftigten zusätzlich sichere Arbeitsplätze und Standortgarantien. Die EDS-Geschäftsleitung war bisher nicht bereit, darüber zu verhandeln.

Sämtliche Gespräche und auch Warnstreiks blieben bisher wirklungslos. Sogar ein Brief der Ministerpräsidenten aus Bundesländern mit EDS-Standorten an den Vorstand der Konzernmutter HP blieb unbeachtet. Der Streik soll jetzt Druck auf die Geschäftsführung ausüben, damit diese mit der IG Metall und ver.di einen Tarifvertrag abschließt.

Bilder vom EDS-Streik
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