Umbau bei ThyssenKrupp
Vereinbarung für Zukunft und Beschäftigung erreicht

In den Verhandlungen um die strategische Neuausrichtung des Industriekonzerns ThyssenKrupp haben IG Metall und Konzernbetriebsrat wichtige Forderungen durchgesetzt. Sie vereinbarten mit dem Vorstand den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und eine weitreichende Beteiligung der Arbeitnehmer ...

11. Mai 201111. 5. 2011


... den geplanten Veräußerungen.

In schwierigen Verhandlungen zwischen den Arbeitnehmervertretern bei ThyssenKrupp und dem Vorstand über die geplante Umstrukturierung des Unternehmens haben sich Konzernbetriebsrat und IG Metall in den entscheidenden Punkten durchgesetzt und wichtige Verhandlungsziele erreicht:
  • Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen
  • Veräußerung nur an einen Best Owner im Sinne der Beschäftigten
  • weitreichende Beteiligung der Arbeitnehmer an den Verkaufsprozessen

Kurs gehalten
Thomas Schlenz, der Vorsitzende des ThyssenKrupp-Konzernbetriebsrats, zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir haben uns nicht von unserem Kurs abbringen lassen.“ Mit der Vereinbarung „Zukunft und Beschäftigung“ sei es gelungen, wichtige Arbeitnehmeransprüche zu sichern.

Vorausgegangen war ein zweitägiger Sitzungsmarathon, in dem die Arbeitnehmervertreter wichtige Standards für die bevorstehenden Veränderungsprozesse vereinbart haben. So wurde nicht nur geregelt, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind, sondern auch, dass die Arbeitnehmervertreter frühzeitig in alle Veräußerungsprozesse eingebunden werden und so die Interessen der Beschäftigten sichern können. Mehr noch: Zukünftig müssen sich potenzielle Käufer noch vor Abschluss eines Kaufvertrages bei den Arbeitnehmervertretern als gute und faire neue Eigentümer – so genannte „Fair Owner“ – qualifizieren.

Fair Owner
Ein „Fair Owner“ im Sinne der Vereinbarung muss folgende Kriterien erfüllen: Sicherstellung von Investitionsbereitschaft; Sicherung der Arbeitnehmeransprüche; Vorlage eines industriellen Konzeptes; Sicherung von Zukunft, Standorten und Beschäftigung sowie Erhalt und Ausbau der Mitbestimmungsstrukturen.

Bertin Eichler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ThyssenKrupp AG, wertete die Vereinbarung als „Meilenstein für ThyssenKrupp und die Beschäftigten“ und ein gutes Zeichen für Fairplay. „Wir wollten Sicherheit und Perspektive. Unser Ziel war von Anfang an, die Chancen, die sich durch die strategische Neuaufstellung ergeben, zu nutzen und die Risiken zu begrenzen. Das ist uns gelungen“, sagte Eichler.

Betroffene werden nicht im Stich gelassen
Der Konzernbetriebsrat hob zudem hervor, dass die betroffenen Beschäftigten auch nach einer Trennung von ThyssenKrupp nicht im Stich gelassen würden. Unter Beteiligung der Arbeitnehmervertreter wird es jeweils einen Integrationsbeirat geben, der jeden Prozess der Eingliederung bei einem neuen Eigentümer begleitet.

IG Metall und Betriebsräte konnten dieses Ergebnis durch die starke Unterstützung in allen Belegschaften durchsetzen. Der Druck, bis zur Aufsichtsratssitzung am Freitag eine tragbare Lösung herbeizuführen, war am Ende so groß, dass dieses Verhandlungsergebnis möglich wurde.

Hintergrund
Betroffen sind von den Umbauplänen rund 35 000 der weltweit fast 180 000 Mitarbeiter von ThyssenKrupp. Der Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger will sowohl die Edelstahlsparte als auch große Teile des Autozulieferergeschäfts verkaufen. Als Grund für die großangelegte Umstrukturierung gibt das Unternehmen die unter Hiesingers Vorgänger Ekkehard Schulz angehäufte Schuldenlast von fast sechs Milliarden Euro an. Ein Großteil der angestrebten Verkaufserlöse soll in die Schuldentilgung fließen. Darüber hinaus sollen Investitionen in zukunftsträchtige Geschäfte getätigt werden, insbesondere in den Schwellenländern.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen