Umbau bei ThyssenKrupp
„Pläne mit aller Vernunft prüfen“

Neue Besen kehren gut, hat sich der neue Chef von ThyssenKrupp, Hiesinger gedacht und dem Unternehmen einen radikalen Umbau verordnet. Für die IG Metall und den Konzernbetriebsrat läuft das nur, wenn es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt und die Mitbestimmung gewahrt bleibt.


Betroffen sind von den Umbauplänen rund 35 000 der weltweit fast 180 000 Mitarbeiter von ThyssenKrupp. Vorstandsvorsitzender Heinrich Hiesinger will sowohl die Edelstahlsparte als auch große Teile des Autozulieferergeschäfts verkaufen. Betroffen sind unter anderem die US Eisengusstochter Waupaca und das Geschäft mit Spezialblechen. Das Fahrwerksgeschäft der Bilstein-Gruppe soll mit der Tochter Presta Steering gebündelt werden.

Drückende Schuldenlast
Grund für die großangelegte Umstrukturierung ist die drückende Schuldenlast von fast sechs Milliarden Euro, die unter Hiesingers Vorgänger Ekkehard Schulz angehäuft wurde. So waren bei zwei neuen Stahlwerken in Brasilien und den USA die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Ein Großteil der angestrebten Verkaufserlöse soll in die Schuldentilgung fließen. Darüber hinaus soll es Investitionen in zukunftsträchtige Geschäfte geben, insbesondere in den Schwellenländern.

Thyssenkrupp müsse bei dem angekündigten Groß-Umbau auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, fordert IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard. Unter dieser Voraussetzung könnten die Verkaufspläne auch eine Chance für das Unternehmen und seine Mitarbeiter sein. „ThyssenKrupp selbst ist derzeit nicht zu allen notwendigen Investitionen in der Lage“, sagte Burkhard. Bei einem Verkauf pocht die IG Metall auf den Erhalt der Mitbestimmung in den Konzerntöchtern.

Betriebsrat will Sicherheitsrahmen
„Verkäufe sind nie schön für uns, wir werden die Pläne aber mit aller Vernunft prüfen“, erklärte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Thomas Schlenz. Am Montag kommt der Konzernbetriebsrat zusammen, um über die Verkaufspläne zu beraten, erklärte Schlenz. Man habe schon einige Erfahrungen im Verkauf nach dem „Besten-Eigner-Prinzip“. „Wir werden mit Blick auf die Beschäftigten in jedem Fall einen Sicherheitsrahmen um die geplanten Verkäufe ziehen“, so der Konzernbetriebsrat.

Für den Bereich Edelstahl, den größten Brocken auf dem Verkaufszettel, könnte die Eigenständigkeit auch durchaus Chancen mit sich bringen, sagte Schlenz mit Blick auf den überbesetzten Markt. Berichten zufolge strebt ThyssenKrupp-Chef Hiesinger bei der Umstrukturierung eine einvernehmliche Lösung mit dem Betriebsrat an und zeigt sich gesprächsbereit. Einen Streit wie beim letzten Konzernumbau will man vermeiden und sucht daher nach einer vernünftigen Lösung für alle.

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