Textil-Tarifrunde Demografie: Textiler machen mit Warnstreiks...
Mit Aktionen und Warnstreiks in die dritte Runde

Für Altersteilzeit, Übernahme der Azubis und Belastungsabbau: Rund 3000 Textiler aus 30 Betrieben legten diese Woche für einen Demografie-Tarifvertrag die Arbeit nieder. Nachdem sich die IG Metall mit den Arbeitgebern nicht einigen konnte, hatte sie die Beschäftigten zu Warnstreiks aufgerufen. ...

8. November 20138. 11. 2013


... Am 11. November wird weiter verhandelt.

Am 28. Oktober legten die Arbeitgeber der Textil- und Bekleidungsbranche erstmals ein Angebot auf den Tisch. Doch das, was sie in Ingolstadt präsentierten, ähnelte kaum einem zukunftsfähigen Demografie-Tarifvertrag – sondern vielmehr einem Sparprogramm zu Lasten der Arbeitnehmer.

Die Maßnahmen zum demografischen Wandel sollen nichts kosten, die Arbeitsbedingungen sollen zudem verschlechtert werden. Trotz Nachwuchsproblemen in den Unternehmen waren die Arbeitgeber nicht bereit, mit der IG Metall ernsthaft über tarifliche Lösungen für altersgerechtes Arbeiten, Altersteilzeit und die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten zu verhandeln.

So ist kein Tarifvertrag zu machen

Nach ihren Vorschlägen wollen die Textil-Chefs die Altersteilzeit nur freiwillig und nur für zwei Prozent der Belegschaft „gewähren“. Das Bruttoentgelt wollen sie um lediglich 20 Prozent aufstocken und das Ganze sollen die Arbeitnehmer selbst bezahlen: Sie sollen länger arbeiten, auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten oder den Kündigungsschutz und die Verdienstsicherung abgeben.

Die Ausgebildeten wollen die Arbeitgeber nur für maximal sechs Monate befristet übernehmen und neu Eingestellte bis zu 48 Monaten befristet beschäftigen können. Außerdem soll der Ausgleichszeitraum für Arbeitszeit von 52 auf 104 Wochen ausgedehnt werden.

Auf dieser Basis war mit der IG Metall kein Tarifvertrag zu machen. Auch hat sie kein Interesse an einer Eskalation, sondern strebt eine schnelle Lösung an. Dies setzt jedoch voraus, dass die Arbeitgeber nicht starr an ihrem Konzept kleben. Für die IG Metall stand fest: Die Textil-Chefs bewegen sich nur, wenn sie den nötigen Druck spüren.



In der ersten November-Woche rief die IG Metall deshalb die Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsbetriebe zu Warnstreiks auf. Rund 3000 Textiler aus etwa 30 Firmen folgten bis zum heutigen Freitagnachmittag dem Aufruf der IG Metall und legten zeitweise die Arbeit nieder.

Das Ziel am 11. November: ein Demografie-Tarifvertrag

In Nordrhein-Westfalen zogen seit Wochenanfang rund 2300 Warnstreikende vor die Betriebstore. Mit dabei waren Beschäftigte in Vreden und Rheine, in Düren, Bocholt und in Emsdetten. Die Produktionen ruhte zeitweise vollständig, unter anderem bei WKS in Wilsum und bei Weyermann in Mönchengladbach, wo sich die Warnstreikenden vor dem Werk versammelten. Bei Seidensticker und Windsor in Bielefeld gingen die Textiler vorzeitig ins verlängerte Wochenende.

In Niedersachsen legten etwa 450 Arbeitnehmer der Textil- und Bekleidungsindustrie zeitweise die Arbeit nieder. Neben den Beschäftigten von Vorwerk in Hameln beteiligten sich Textiler von Bremskerl in Estorf bei Nienburg, Coats Opti im ostfriesischen Rhauderfehn und von Wilvorst in Northeim an den Warnstreiks.

Und auch an der Küste waren Textiler aktiv. So legten Beschäftigte von Coats Opti in Rhauderfehn zum Schichtwechsel ihre Arbeit für eine Stunde nieder.

Am 11. November gehen die Verhandlungen in Mainz in die dritte Runde. Auch an diesem Tag ruft die IG Metall zu Warnstreiks auf. Dabei sein werden vor allem Beschäftigte aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Das Ziel ist für die IG Metall ein Demografie-Tarifvertrag, der einen Anspruch auf Altersteilzeit, die Übernahme der Ausgebildeten und einen Belastungsabbau regelt.

„Wenn die Textilwirtschaft nicht personell ausbluten will in den kommenden Jahrzehnten, brauchen wir dringend einen Tarifabschluss zum Thema Demografie“, erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Michael Jung. „Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert und die Attraktivität der Branche erhöht werden, um sie für den demografischen Wandel fit zu machen und attraktiv für den Nachwuchs zu halten.“
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