Tariferfolge in der ITK-Branche
ITKler erkennen zunehmend den Wert von Tarifverträgen

Infineon in München ist wieder tarifgebunden. Das garantiert den Beschäftigten höhere Entgelte. Bei Alcatel-Lucent konnte die Tarifbindung auf neue Standorte ausgeweitet und bei NextiraOne Beschäftigung gesichert werden. ITKler erkennen zunehmend den Wert von Tarifverträgen und machen den ...


... Arbeitgebern Druck.

Infineon
Nach 16 Monaten und zahlreichen Protestaktionen bis hin zu angekündigten Warnstreiks haben es die IG Metall und die Belegschaften in München und Regensburg geschafft, Infineon in Bayern wieder in die Tarifbindung zurückzuholen. Arbeitgeber und IG Metall einigten sich im Februar 2010 auf Eckpunkte für einen neuen Tarifvertrag. Er sieht höhere Entgelte vor, die im Prinzip das Tarifergebnis von 2009 nachholen. Außerdem sollen alle tariflichen Vereinbarungen, die vor dem Austritt Infineons aus dem Arbeitgeberverband abgeschlossen wurden, mit Ausnahme des Tarifvertrags zur Altersteilzeit, weiter gelten. Stattdessen soll die bestehende Gesamtbetriebsvereinbarung zur Altersteilzeit in einen Tarifvertrag umgewandelt werden.
Daneben haben die Tarifparteien vereinbart, über einen Haustarifvertrag zu verhandeln. „Wir sind angesichts der schweren Krise, die das Unternehmen durchgemacht hat, mit dem Erreichten erst einmal zufrieden“, sagt Alfred Eibl, Betriebsratsvorsitzender bei Infineon in München. „Das war für uns der Auftakt, um wieder in die Tarifdynamik zu kommen und gleichzeitig neue Themen, wie die extreme Arbeitsbelastung in vielen Bereichen, anzugehen.“

Alcatel-Lucent
Bei Alcatel-Lucent gelten inzwischen – mit Ausnahme der Service-Tochter Alcatel-Lucent Network Services (ALNS) – an allen Standorten Tarifverträge. Damit erhalten auch die ehemaligen Lucent-Beschäftigten in Nürnberg, Neu-Isenburg und Bonn eine Gehaltserhöhung, die ihren tarifgebundenen Kolleginnen und Kollegen der Ex-Alcatel-Standorte alljährlich per Tarifvertrag zustand. Für den ehemaligen Lucent-Standort in Nürnberg ist der erreichte Haustarifvertrag eine kleine Sensation. Denn dieser war 14 Jahre lang nicht mehr tarifgebunden, nachdem Lucent Technologies 1996 die Telekommunikationssparte von Philips übernommen hatte. Als die Belegschaft in Nürnberg erfuhr, dass nur die Beschäftigten aus den tarifgebundenen Bereichen eine Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent erhalten sollten, organisierten sich viele in der IG Metall. Innerhalb von knapp drei Monaten konnte sie die Anzahl ihrer Mitglieder verdreifachen. „Das hat die Geschäftsleitung nicht gerne gesehen“, sagt Reynaldo Zavala, Betriebsratsvorsitzender in Nürnberg. „Deshalb hat sie sich bereit erklärt, über einen Tarifvertrag zu verhandeln. Unsere Stärke ist jetzt die Basis, um die Arbeitsbedingungen weiter verbessern und auch Beschäftigung tariflich sichern zu können.“
Auch bei ALNS treten immer mehr Beschäftigte der IG Metall bei und schaffen damit die Basis für Tarifverhandlungen. „Es ist nicht einzusehen, dass die Beschäftigten dort als einzige im Gesamtkonzern von Tarifverträgen nicht profitieren sollen“, sagt Hans-Joachim Weis, ITK-Beauftragter der IG Metall.

NextiraOne
Bei NextiraOne Deutschland GmbH ist es gelungen, für die 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Sanierungstarifvertrag Beschäftigung zu sichern. Die im Februar 2010 zwischen der IG Metall und dem Arbeitgeber abgeschlossene Vereinbarung sichert die sieben bestehenden Standorte und verbietet es dem in die roten Zahlen geratenen Unternehmen, bis einschließlich 30. Juni 2011 betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen. Sie verpflichtet den Anteilseigner, eine Million Euro und die Führungskräfte und AT-Angestellten (außertariflich Angestellte) 500 000 Euro zur Sanierung beizutragen.
Aber auch die Beschäftigten leisten ihren Beitrag: Infolge des negativen Geschäftsergebnisses soll ihr Weihnachts- und Urlaubsgeld gekürzt werden. Außerdem wird die prozentuale Tariferhöhung 2010 auf Anfang 2011 verschoben. Stolz ist die IG Metall darauf, dass es trotz der anhaltenden Krise bei NextiraOne Deutschland GmbH gelungen ist, jungen Menschen im Unternehmen eine Perspektive zu bieten: Auszubildende, die 2010 auslernen, sollen einen unbefristeten Vertrag an ihrem jeweiligen Standort angeboten bekommen. „Außerdem wird für 2010 in jedem Betrieb mindestens eine Ausbildungsstelle geschaffen. Das bedeutet bis 2011 zwanzig neue Ausbildungsverhältnisse mit anschließender Übernahme“, so Benno Eberl von der IG Metall in Stuttgart und Unternehmensbetreuer von NextiraOne Deutschland GmbH.

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