Der IG Metall-Vorstand hat die Forderung für die anstehende Textil-Tarifrunde beschlossen: Neben besseren Konditionen bei den Tarifverträgen zur Altersteilzeit strebt die IG Metall 4,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten und Auszubildenden an – für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Dem Vorstandsbeschluss waren intensive Diskussionen in den Betrieben über die wirtschaftliche Lage der Branche und die Voten der regionalen Tarifkommissionen vorausgegangen. Sie hatten sich mit großer Mehrheit für die beschlossene Forderung ausgesprochen.
Bei dem geforderten Einkommensplus orientiert sich die IG Metall an der erwarteten Inflationsrate für 2017 von 1,5 Prozent und dem prognostizierten gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt von etwa eins bis 1,3 Prozent. Hinzu kommt eine Umverteilungskomponente, um die Beschäftigten fair an der wirtschaftlichen Entwicklung zu beteiligen.
Die bestehenden Entgelttarifverträge laufen Ende Januar 2017 aus. Am 6. Dezember startet die erste Verhandlung in Ingolstadt. Die Friedenspflicht endet in der Nacht zum 31. Januar 2016. Danach sind Warnstreiks möglich.
Für die Textil- und Bekleidungsindustrie gelten flächendeckend Tarifverträge, die neben verlässlichen Einkommenserhöhungen auch Standards zum Schutz älterer Arbeitnehmer, vermögenswirksame Leistungen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Weiterbildungsmöglichkeiten und vieles mehr regeln.
Im Schnitt gelten heute Flächentarifverträge nur noch für jeden zweiten Arbeitnehmer. Das hat für die Betroffenen handfeste Nachteile: Ohne Tarifvertrag verdienen Beschäftigte bei vergleichbarer Tätigkeit etwa 18 Prozent weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen in tarifgebundenen Betrieben. Auch in der Textil- und Bekleidungsbranche ist die Tarifbindung rückläufig und immer weniger Beschäftigte kommen in den Genuss tariflicher Leistungen. Das will die IG Metall ändern und die anstehende Textil-Tarifrunde nutzen, um mehr Gerechtigkeit zu schaffen und dass Tarifverträge wieder mehr Beschäftigten der Branche zugutekommen.