17. Dezember 2014
Tarifrunde Metall-/Elektro: Qualitative Forderung Altersteilzeit
Eine neue Altersteilzeit – attraktive Lösungen für alle
Ob im Büro, in der Produktion oder auf Montage – wer viele Jahre gearbeitet hat, will die Chance haben, gesund aus dem Beruf aussteigen zu können. Das wünschen sich nicht nur die Beschäftigten der Altersgruppe 60 Plus.

Die Zahl der Beschäftigten der Altersklasse 60 Plus in den Betrieben hat sich in den letzten Jahren erhöht. Doch die Arbeitsbedingungen in den Unternehmen haben sich dieser Entwicklung nicht angepasst. Die Belastungen in den Unternehmen steigen und es gibt zu wenig alters- und alternsgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten.

 

Die Altersteilzeit ist aber nicht nur für die Beschäftigten von Vorteil. Sie bietet auch den Betrieben die Möglichkeit, den Übergang von Älteren zu Jüngeren organisiert und bruchlos zu gestalten. Auch die Weitergabe von betrieblichem Wissen und Erfahrungen kann mit einer schrittweisen Freistellung der Älteren fließender organisiert werden. Zudem nutzt es auch den Betrieben, wenn Ältere früher ausscheiden können. Denn dann können mehr Jüngere einsteigen. Damit können die Unternehmen die betriebliche Altersstruktur beeinflussen.

Zudem wollen auch die Jungen verlässliche Altersteilzeit-Regelungen: Laut der Beschäftigtenbefragung der IG Metall vom Frühjahr 2013 wollen 85 Prozent der unter 35-Jährigen im Alter ihre Arbeitszeit absenken können.


Tarifvertrag noch zielgenauer gestalten

Neben mehr Geld und einer geförderten Bildungsteilzeit fordert die IG Metall in der Tarifrunde Metall-Elektro eine neue Altersteilzeit. Diese ist nicht nur notwendig, um demografische Probleme zu lösen, sondern auch, weil sich mit dem im Sommer verabschiedeten Rentenpaket die Gesetzgebung verändert hat. Der neu geschaffene Rentenzugang ab 63 Jahren erfordert eine neue Altersteilzeitregelung.


„Wir wollen diese Chance nutzen, den Tarifvertrag noch zielgenauer zu gestalten“, erklärt der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann. Das Ziel ist, dass alle Älteren etwas davon haben. Es gibt eine große Gruppe unter den Beschäftigten, die bislang leer ausgegangen ist: Die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen leisten oft körperlich schwere Arbeit, trotzdem können sie sich keine Alterseilzeit leisten – weil dann das monatliche Einkommen zu knapp ist. Die Mehrzahl der heutigen Regelungen zielt auf den frühestmöglichen Rentenzugang. Das aber hat steigende Rentenabschläge zur Folge, die eine ohnehin karge gesetzliche Rente weiter mindern. Daher fordert die IG Metall einen nach Einkommen gestaffelten Entgeltausgleich: Jeder und jede soll sich die Altersteilzeit leisten können.

 

Beschäftigte sollen die Wahl haben

„Wir wollen hier eine Wahlfreiheit für die Beschäftigten. Sie sollen die Möglichkeit haben, die Altersteilzeit sowohl für den frühestens möglichen als auch für den abschlagsfreien Rentenzugang planen zu können“, so Hofmann. Tatsächlich wird in der Praxis vor allem das sogenannte Blockmodell genutzt. Das bedeutet: Zunächst wird voll gearbeitet und anschließend freigestellt. Wir wollen nun auch die andere Variante der schrittweisen Reduzierung stärken. Was bedeutet, dass die Arbeitszeit nach und nach erst auf vier, drei oder zwei Tage in der Woche gekürzt wird.

 

Das alles stößt auf erheblichen Widerspruch bei den Arbeitgebern. Diese wollen im Grunde nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Altersteilzeit gehen lassen, die sie nicht mehr für leistungsfähig halten. Entsprechend reserviert stehen sie flexibleren Ausstiegsmodellen oder dem Wahlrecht der Beschäftigten zu deren Rentenzugangsalter gegenüber. Manche Vorgesetzten wollen den Kreis der Anspruchsberechtigten eingrenzen und am besten den Anspruch gänzlich ausschließen. Gehen können soll nur derjenige, den der Chef loswerden will. „Dass dies für die IG Metall nicht in Frage kommt, ist selbstverständlich“, stellt Jörg Hofmann fest.


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